Was ein Bücherwurm so erlebt

14.11.2010, 22:49 Uhr
Was ein Bücherwurm so erlebt

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Das Leben eines Bücherwurms kann ganz schön spannend und abwechslungsreich sein, erzählte Schauspielerin Erika Domenik vom Theater Theatrino den Mädchen und Jungen in der Turnhalle. Wenn einem nämlich zu langweilig ist, dann muss er sich einfach mit einer Leseratte anfreunden.

So wie der Bücherwurm, der in ein neues Buch einzieht. Dort fröstelt es ihn. Kein Wunder, denn die Geschichte des Buches spielt im ewigen Eis des Nordens und handelt von einem Eskimo-Jungen namens Allack. Der Bücherwurm nagt an den Seiten des Buches und erfährt lesend vom Fischfang im Eis und von den Erdhäusern der Eskimos. Und der Bücherwurm nähert sich einer fremden Welt.

In dieser geht es um den spannenden Lebensweg des Eskimojungen Allack, der sein Dorf und seine Familie auf tragische Weise verliert, der Hilfe erfährt von einem märchenhaft anmutenden Fisch, der hinauszieht in die Fremde und der endlich einen Freund, ein neues Zuhause und alles Glück der Welt findet.

Der Bücherwurm lässt sich in dem Buch häuslich nieder. Lesen ist wie Wohnen in einer Geschichte. An einer hoch-spannenden Stelle schließt er seinen elektrischen Tauchsieder an und kocht Teewasser. Wenn ihm nicht wohl ist, greift er zu einer ganz persönlichen Medizin: zu „Blattsalat“, einer bunten Mischung von Schnipseln aus seinen Lieblingsgeschichten. Und weil in einem Kriminalroman, der in der Nähe seines Buches liegt, ein Telefon vorkommt, kann es auch mal sein, dass Bücherwurm einen Anruf bekommt.

Da passiert ein Missgeschick: Bücherwurm vergisst, den Tauchsieder aus der Steckdose zu ziehen, und das Buch fängt an zu qualmen. Dank seiner großen Leseerfahrung weiß er zu Glück aber, in welchem der herumliegenden Bücher er nach einem Feuerlöscher zu suchen hat, sodass das Feuer gelöscht werden kann.

Bücherwurm liest so gerne in der Eskimo-Geschichte, dass er von dem Buch verschlungen wird. Und zwar im wörtlichen Sinne: Aus den Buchseiten klappt eine Falltür heraus, und das Buch saugt ihn in sich hinein. Irgendwann kommt es ihm vor, als sei er selbst der Eskimo-Junge Allack. Aber er bemerkt nicht, dass es auf der rechten Seite oben vom Dach in das Buch hineinregnet. Tag für Tag. Mit fatalen Folgen: Die letzten Seiten pappen zusammen und sind nicht mehr zu lesen. Bücherwurm ist verzweifelt. An der spannendsten Stelle des Buches ist er gezwungen, seine Geschichte zu verlassen.

Das klingelt das Telefon und am anderen Ende der Leitung ist Leseratte. Sie weiß Rat: Wenn die letzten Seiten des Buches ungenießbar geworden sind, warum schreibt ihr Freund die Geschichte nicht selbst zu Ende? Und tatsächlich: Bücherwurm erfindet ein eigenes Ende, ein Happy End.

Bücherwurm und Leseratte beschließen, eine WG zu gründen, eine „Wurmgemeinschaft“. Und falls der Platz für zwei nicht reichen sollte, kann die Geschichte ja jederzeit ausgebaut werden...

Nach dem kurzweiligen Stück war den Mädchen und Buben der Grundschule klar: Aus jedem kann ein kleiner Bücherwurm oder eine Leseratte werden! Lesen macht nämlich tierisch Spaß! Einen Teil der Kosten für das Theaterstück übernahm der Elternbeirat, sodass für jedes Kind nur noch zwei Euro anfielen.