Wenn Mädchen schweißen und retten: Der Girls' Day im Landkreis Roth

27.4.2017, 16:40 Uhr
Wenn Mädchen schweißen und retten: Der Girls' Day im Landkreis Roth

"Mein Traumberuf ist Feuerwehrfrau." Punktlandung. Denn damit ist Vivian aus Thalmässing an diesem Girls‘ Day genau dort angekommen, wo sie mal beruflich hin will. Gerade steigt die 13-Jährige in einen Gurt, um eine 17 Meter hohe Leiter an der Wand hinauf- und dann wieder hinunterzuklettern. Bei der "Höhensicherung" im umgebauten Schlauchturm der Feuerwehr in Hilpoltstein lernen sie und sieben andere Mädchen, wie sie sich selbst sichern müssen, um bei heiklen Rettungsaktionen nicht abzustürzen.

Später testen sie das Gefühl, auf der Atemschutzstrecke in Roth durch einen Tank durchzukrabbeln — wer will, darf die Enge auch bei Dunkelheit, Gerüchen und Geräuschen erleben. Und als Extrabonbon: Alle acht dürfen mit dem Feuerwehrauto nach Roth fahren. Für Vivian, die schon lange bei der Mini- und jetzt bei der Jugendfeuerwehr ist, steht nach dem Tag erst recht fest: Ihr Traumberuf ist und bleibt Feuerwehrfrau.

Die Feuerwehr im Landkreis bietet den Schnuppertag für Girls‘ erstmals an — und alle acht Plätze sind belegt. Für Kreisbrandmeisterin Melanie Flierl und ihren Kollegen und Kreisjugendfeuerwehrwart Matthias Hiltner ein schöner Erfolg, den sie mit Hintergedanken verbinden: Nicht nur der Beruf Feuerwehrfrau wird beim Girls‘ Day beworben, sondern auch das ehrenamtliche Engagement in der Feuerwehr verdiene Aufmerksamkeit. Vielleicht sehen sich die Mädels die Aufnahmeanträge ja genauer an...

Unter dem Beruf Konstruktionsmechanikerin konnte sich Sharleen bisher nur wenig vorstellen. Das ändert sich, als sie den Girls‘ Day bei der Firma LMT Leuchten Metall Technik in Hilpoltstein verbringt, die Gehäuse für Medizintechnikgeräte und Leuchten, Wandverkleidungen und Ausstattungen für Bahn- und U-Bahnstationen herstellt. Die Edelstahlteile, die Sharleen in die Hand nimmt, sollen zu einer kleinen Metall-Zettelbox werden, und mit Hilfe von Firmenchef Tobias Otterpohl lernt die 13-Jährige, wie der brandneue Laserschweißroboter bedient werden muss, damit die flachen Metallscheiben zu einem Gehäuse verbunden werden. Tobias Otterpohl und seine Schwägerin Elke freuen sich über das Interesse der Sechstklässlerin, denn die Suche nach jungen Leuten, die Konstruktionsmechaniker(innen) werden wollen, verläuft wie die nach Elektriker(innen): zäh.

Gerade deshalb betont Walburga Bauernfeind, die bei der Agentur für Arbeit für den Raum Ansbach-Weißenburg den inzwischen traditionellen Girls‘ Day und den seit 2011 bestehenden Boys‘ Day betreut, dass im vergangenen Jahr immerhin drei Azubis zur Konstruktionsmechanikerin eingestellt wurden.

Bei den Jungs, die vor sechs Jahren einen eigenen Boys‘ Day bekamen, sieht die Ausbeute heuer nicht so üppig aus wie bei den Mädchen. Nur 25 Boys im Landkreis verbringen den Tag in typisch weiblichen Berufen: Als Alten- oder Krankenpfleger, im Kindergarten oder der Hauswirtschaft. 90 freie Plätze hätte es dafür gegeben, und im Vorjahr waren noch 60 junge Männer auf Schnupperkurs.

 

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