Werbung in Sachen Pflegeberufe in Roth

25.2.2018, 06:00 Uhr
Werbung in Sachen Pflegeberufe in Roth

Der "Tag der Begegnung" findet im Rahmen der landesweiten "Woche der Ausbildung" von 26. Februar bis 4. März statt. Letztes Jahr hatte die Awo die Aktion zum ersten Mal gestartet – mit Erfolg. Heuer haben sich mit der Anton-Seitz-Schule, der Rother Schule am Stadtpark und der Mittelschule Abenberg drei Schulen aus dem Landkreis insgesamt gut 50 Schülerinnen und Schüler für den Vormittag angemeldet. Nachmittags sind Jugendliche und Erwachsene willkommen, die sich auf eigene Faust Informationen holen möchten.

"Es wird von Jahr zu Jahr schwerer, unsere insgesamt zehn Ausbildungsplätze zu besetzen. Es gibt einfach nicht genügend Bewerber, die sich für die Pflegeberufe interessieren", berichtet Perina Feicht.

Jeweils fünf Ausbildungsplätze für Altenpflege und Heilerziehungspflege bietet das Awo-Heim in Roth jährlich an. Mindestens einer pro Berufsbild bleibt jedoch seit einigen Jahren unbesetzt.

Dass das nicht ungewöhnlich ist, bestätigt Thomas Döbler. Er ist Berater für die Qualifizierung Pflegeberufe beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. Bayernweit fehlen Bewerber für rund 20 Prozent der Ausbildungsplätze – nicht nur in der Pflege.

Dort aber schlägt der Fachkräftemangel besonders hart durch. Der Bedarf an Fachkräfte-Nachwuchs wird von der Demografie doppelt befeuert: Zum einen, weil die Zahl der Pflegebedürftigen rapide steigt, zum anderen, weil das Durchschnittsalter bei den Pflegekräften derzeit sehr hoch ist. Deshalb begrüßt Döbler das Engagement, mit dem die Awo in Roth offensiv Werbung in Sachen Pflegeausbildung macht. "Es gibt langfristig gesehen keinen krisensichereren Beruf."

Auch wenn in der Pflege sicher niemand reich wird – so schlecht, wie oft geunkt werde, seien die Verdienstmöglichkeiten gar nicht: "Ein Auszubildender in der Pflege bekommt im ersten Ausbildungsjahr je nach Träger knapp über 1000 Euro brutto. Das bleibt hinter anderen Ausbildungsvergütungen nicht zurück."

Pflegeberufe bieten auch denen Chancen, die in anderen Branchen schlechter zum Zug kommen: Sogar junge Menschen ohne Schulabschluss können in den Assistenzberufen Fuß fassen. Feicht: "Wir bieten einen niederschwelligen Einstieg mit der Möglichkeit sich weiterzuentwickeln." Wichtiger als gute Noten seien das Herz am rechten Fleck und der Zugang zu alten Menschen mit deren besonderen Bedürfnissen.

Die pflegerischen Fachberufe seien wegen der vielfältigen Weiterbildungs- und Aufstiegschancen auch für Schulabgänger mit mittleren Bildungsabschlüssen interessant. Auf besondere Lebensumstände könne die Einrichtungsleitung im Rother Betreuungszentrum zudem Rücksicht nehmen: "In Einzelfällen sind wir für flexible Lösungen offen, was die Arbeitszeiten betrifft."

Selbst Ausbildung in Teilzeit ist bei der Awo möglich. Der Arbeitsmarkt für Fachkräfte sei einfach leer gefegt. "Wir wissen, dass wir Fachkräfte nur noch aus der eigenen Ausbildung rekrutieren können und versuchen Vieles möglich zu machen."

Perina Feicht möchte aber vor allem mit der oft nicht wahrgenommenen Attraktivität des Berufs überzeugen. Deshalb hat sie sich mit ihrem Team ein abwechslungsreiches Programm für den Tag der Begegnung ausgedacht: An vier Stationen werden Jugendliche, die die siebte oder achte Klasse besuchen, interaktiv an Alter und Pflege herangeführt.

Wie fühlt es sich an, alt zu sein, das eigene Gewicht als belastend zu erleben, schlecht zu sehen und zu hören? Mit verschiedenen Requisiten werden bei der Alterssimulation für die jungen Leute die körperlichen Einschränkungen des Alters erlebbar gemacht.

Was Menschen mit Demenz empfinden, wird beim interaktiven Demenzpfad (siehe nebenstehenden Artikel) spürbar. Dort werden die geistigen Fähigkeiten so ausgetrickst, dass man anfängt, am eigenen Verstand zu zweifeln. Ein verstörendes Gefühl, das für Menschen mit Demenz Teil des täglichen Erlebens ist.

An der dritten Station stellt die Awo ein Projekt vor, das zu den beliebtesten Angeboten gehört: Regelmäßig zweimal im Monat bekommen die Senioren Besuch von den unterschiedlichsten Vierbeinern, die der Eselhof Schwanstetten zu ihnen bringt. Die "tiergestützte Intervention in der sozialen Betreuung" ist eines der Highlights im Therapieprogramm der Awo und wurde in dieser Woche extra auf den Tag der Begegnung verschoben, um den jungen Leuten die Wirkung der Tiere auf die Bewohner aufzuzeigen.

Erste konkrete Einblicke in den Pflegeberuf bietet die vierte Station: Neben den "Klassikern" Blutdruckmessgerät und Blutzuckermessung gibt es dort auch zahlreiche Hilfsmittel und Geräte zu entdecken, die weniger bekannt sind und die Pflegearbeit um einiges erleichtern. Junge Fachkräfte stehen den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort zu allen Fragen rund um Ausbildung und Beruf.

Von 12 bis 19 Uhr steht das Haus für alle Interessierten offen. Die Veranstaltung findet in der "Villa" auf der Rückseite des Betreuungszentrums statt. Auch die Stationen können dann dort am Nachmittag noch durchgespielt werden. Nur die Tiere, die bleiben den angemeldeten Gruppen am Vormittag vorbehalten. Eine Anmeldung für Einzelpersonen ist nicht nötig. Erste Ansprechpartnerin ist Perina Feicht. Bei ihr kann man sich auch vorab unter Telefon (0 91 71) 8 43 80 informieren.

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