Wettkampfleiter der ersten Stunde in Festlaune

19.4.2008, 00:00 Uhr
Wettkampfleiter der ersten Stunde in Festlaune

© Pühn

«Wasst du des nemmer...?». Wenn in geselliger Runde fast jedes Gespräch so oder ähnlich eingeleitet wird, haben sich zweifelsfrei Menschen mit fränkischem Zungenschlag getroffen, deren gemeinsame Erlebnisse in der Regel schon einige Zeit zurückliegen. Was jene sechs Männer verbindet, die sich am Donnerstag bei Weißbier und griechischen Spezialitäten trafen, hat in der Kreisstadt und im Landkreis vieles in Bewegung gebracht. Die Rede ist vom Triathlon beziehungsweise dessen Rother Keimzelle.

Um genau zu sein: Die Rede ist vom ersten Franken-Triathlon, der am 24. September 1984 zwischen Main-Donau-Kanal und der Rother Kreissportanlage über die Bühne ging. Wieder einmal getroffen haben sich jetzt die damaligen Wettkampfleiter dieser geschichtsträchtigen Premiere.

Detlef Kühnel, 1984 bereits zweifacher Hawaii-Finisher, hatte mit seiner Idee, Hawaii an die Rednitz zu verlegen, in seinem Heimatverein TSV Roth schnell Mitstreiter gefunden, um in der Kreisstadt die drei Ausdauersportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen sozusagen in einem Aufwasch zu organisieren. Der damalige TSV-Vorsitzende Manfred Jakob ging mit gutem Beispiel voran. Als Organisator genauso wie als Wettkämpfer. Hubert Schwarz leitete am besagten 24. September 1984 den Schwimmwettkampf, Günther Ziegler das Radfahren und Günter Käser den Laufwettbewerb. Die Wechselzonen betreuten Hans Enzingmüller und Karl Schmoll. Den Wettkampfleitern der ersten Stunde standen rund 100 ebenfalls hochmotivierte Helfer zur Seite.

Die Triathlon-Premiere wurde organisatorisch zu einem vollen Erfolg. Zudem war das Publikum von den Leistungen der 83 Wettkämpfer (darunter die bereits triathlonerprobte Amerikanerin Maureen Farley als einzige Frau) sehr angetan. Auch weil sich die Sportler von einer Wassertemperatur deutlich unter 17 Grad nicht hatten abschrecken lassen. Neoprenanzüge waren vor 25 Jahren eh noch kein Thema. Stattdessen machten Hausmittel die Runde. Sportler mit empfindlichen Nasen allerdings hielten Konkurrenten, die sich vor dem Schwimmen mit Griebenschmalz gegen die Kälte eingerieben hatten, nicht gerade für eine Wettkampfbereicherung.

Nach 700 Metern im Kanalwasser, 40 Kilometern auf dem Rad und zehn Kilometern auf der Laufstrecke schrieb Feuerwehrmann Franz Michels auf der Kreissportanlage als im doppelten Sinne «erster Sieger» Rother Triathlongeschichte. Der Modellathlet aus der Noris war als einziger Starter unter der Zwei-Stunden-Marke geblieben. Die Fahne der Landkreissportler hielten mit Kurt Einsiedel (7.) und Willi Dänzer (9.) zwei Starter hoch, die in der Folge auf nationaler und internationaler Bühne ihre Altersklassen-Konkurrenten kräftig aufmischten. Der Rother Willi Dänzer konnte sich sogar als erster Europameister in die Triathlon-Geschichtsbücher eintragen.

Geschichte ist inzwischen auch, wie sich Roth als Veranstalter von Triathlonveranstaltungen hocharbeitete. Dem Franken-Triathlon folgte die bayerischen, deutschen und europäischen Titelkämpfe. Und bereits vier Jahre nach der Triathlon-Premiere traf sich die Weltelite in der fränkischen Hochburg zum Ironman-Europe. Axel Koenders war im Ziel an der Rother Volksschule Gartenstraße der Mann des Tages. Der fliegende Holländer hatte mit der ersten in Roth aufgestellten Weltbestzeit Lokalmatador Dirk Aschmoneit auf Platz zwei verwiesen.

Der ehemalige Bundeswehr-Kampfschwimmer Aschmoneit war übrigens einer der ersten «Gaststarter» des TSV Roth. Viele Topsportler und Sportlerinnen sollten folgen. Darunter der mehrfache Ironman-Sieger Peter Ried. Doch auch die Förderung des Nachwuchses lag den TSVlern am Herzen. Einer Aufgabe, der sich in späteren Jahren auch der SC Roth mit großem Erfolg widmete. Die beiden Abteilungen, die inzwischen eng zusammenarbeiten, bescherten der Kreisstadt eine Vielzahl nationaler Titel. Kein Ort in Deutschland kann wohl eine ähnlich große Erfolgsbilanz aufweisen.

Markus Forster hatte es bis in den Kreis der Olympia-Kandidaten für Sydney geschafft. Aktuell darf die Rotherin Rebecca Robisch auf ein Olympia-Ticket für Peking hoffen. Selbst eine Hawaii-Siegerin wurde in Roth groß. Christine Waitz sicherte sich bereits zweimal den WM-Titel in ihrer Altersklasse der unter 25-Jährigen.

Zum guten Ruf der fränkischen Triathlon-Hochburg trug neben den sportlich erfolgreichen Eigengewächsen vor allem auch die große Schar der Helfer bei, die bei Großveranstaltungen die Sportler umsorgen. Wenn die Langdistanz ansteht, ziehen sich im Landkreis Roth regelmäßig bis zu 4000 Triathlon-Fans das Helfershirt über. Den Wettkampfleitern obliegt es dabei, die im Triathlon weltweit größte Helferschar zu dirigieren. Was stets mit Umsicht und Augenmaß geschieht. Vor 25 Jahren genauso wie heute, wo Quelle-Challenge und Rothsee-Triathlon die Maßstäbe für Triathlon-Veranstaltungen setzen. HANS PÜHN