Wie die Kunst mit Gips und Wachs Wunden heilen kann

17.4.2018, 16:43 Uhr
Wie die Kunst mit Gips und Wachs Wunden heilen kann

© Foto: Tobias Tschapka

Zur Ausstellungseröffnung im Rother Schloss Ratibor begrüßte Bürgermeister Ralph Edelhäußer neben der Künstlerin und seinen beiden Stellvertretern Hans Raithel und Heinz Bieberle eine beachtliche Zahl von Gästen aus nah und fern. Es werde eine spannende Präsentation in den fast 500 Jahre alten Räumen des Schlosses geboten, versprach er.

Die Arbeiten von Michaela Biet würden vielen Menschen neue Lebensfreude und Lebensmut bereiten, wenn sie dadurch ein zumindest nach außen hin normales Leben führen könnten. Edelhäußer vergaß außerdem nicht, auf die in anderen Räumen aufgebaute Kinderausstellung zur Steinzeit "Als das Mammut zu schwitzen begann" und auf die Schlosshofspiele ab Mitte Juli hinzuweisen. Im Schlosshof fanden gerade erste Proben dazu statt.

Museumsleiter Guido Schmid verriet, er sei bestrebt, Künstlerinnen und Künstler ins Schloss einzuladen, deren Werke mit den Räumen korrespondieren, mit dem Ziel, das Schloss zu beleben. Nicht alle Ausstellenden gehen, so Schmid, darauf ein.

Schmid bezeichnete Michaela Biet als eine herausragende Künstlerin der Region. Sie habe sich gleich dieser Herausforderung gestellt. Kunst könne in diesem Fall sowohl für den Künstler als auch für den Betrachter heilend wirken. In besonderem Maße aber für diejenigen Menschen, die ein Körperteil verloren haben.

Die Begriffe Wunde und Wunder würden in der deutschen Sprache eng beieinander liegen, vor allem für diejenigen Menschen, denen diese Kunst Lebensqualität vermittelt.

Schmid verglich die Exponate mit Votivgaben in manchen Kirchen, mit denen für wundersame Heilung gedankt wird. Der Spannungsbogen bei den Kunstwerken reiche weit. So werden beispielsweise Viren und Bakterien überdimensional künstlerisch dargestellt. Gerade Bakterien besiedeln in großer Zahl unseren Körper, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn.

Die Künstlerin bestätigte die Herausforderung durch die ehrwürdigen Räume des Schlosses. Ihr gehe es in ihrem Schaffen um möglichst naturgetreue Nachbildungen. Das kann man in einem Videofilm nachvollziehen. Zusätzlich gab sie weitere detaillierte Informationen über den Entstehungsprozess, beispielsweise einer künstlichen Nase. Aus einem Wachsmodell wird ein Gipsnegativ erstellt, das mit Silikonschichten ausgefüllt wird.

Dann beginnt die eigentliche Feinarbeit: Hautfarbe, Falten und andere Details müssen akribisch genau am Patienten angepasst werden. Eine Möglichkeit der Befestigung sind kleine Magnete, die von einem Chirurgen implantiert werden.

Zweite Linie

Gewissermaßen als "zweite Linie" schafft Michaela Biet Körperteile wie Schädel, Herz oder Darmdarstellungen in übernatürlicher Größe aus Wachs, Gips und anderen Materialien. Ihr Lieblingswerk ist die Figur "Kardia" in Anlehnung an das griechische Wort Kardia für Herz. In Händen trägt die aus Gips, Wachs und Eisenoxid gefertigte "Kardia" ein großes Herz.

Zu dieser interessanten Sonderschau, die noch bis 1. Juli jeweils von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr gezeigt wird, hat Museumsleiter Guido Schmid einen Begleitbildband herausgegeben.

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