Wirtschaftsförderung durch den Saumagen

22.2.2017, 15:52 Uhr
Wirtschaftsförderung durch den Saumagen

© Robert Gerner

Bürgermeister, so heißt es, müssen im Prinzip alles können. Sie sind Verwaltungsspezialisten, ausgebuffte Politiker und Kommunikationsexperten in Personalunion. Und weil die Rathauschefs aus den 16 Gemeinden des Landkreises Roth am Mitwoch ohnehin zu ihrer Bürgermeisterdienstbesprechung im Landratsamt weilten, dürfen sie sich jetzt auch noch Fachleute für Presssäcke nennen.

Denn Wettbewerb-Initiator Herbert Eckstein hatte nach zweistündiger Tagesordnung die Bürgermeister beziehungsweise ihre Stellvertreter gleich noch zu Jury-Mitgliedern berufen, woraufhin die meisten prompt zur Gabel griffen. Die meisten, aber nicht alle. Der Büchenbacher Bürgermeister Helmut Bauz und sein Heidecker Kollege Ralf Beyer standen als interessierte Beobachter ein wenig abseits. Bauz begründete das damit, dass er heute nicht mehr all das essen könne, was er früher, nach Hausschlachtungen, vorgesetzt bekam.

In allerbester Laune

Das leuchtete den meisten ein, dem Spalter Bürgermeister Udo Weingart aber nicht. "Das ist ja das erste Mal, dass ein Schwabe nicht zugreift, wenn es etwas umsonst gibt", sagte der gebürtige Schwabe Weingart zum gebürtigen Schwaben Bauz.

Weingart präsentierte sich überhaupt in allerbester Presssack-Laune und schleuderte zwischen den einzelnen Kostproben einen Einzeiler nach dem anderen heraus. Zum Beispiel den: "Der eine Presssack ist ein bisschen roter, der andere ein bisschen schwarzer." Die roten und schwarzen Rathauschefs wussten schon, wie’s gemeint war.

Kunden bis aus Nürnberg

Auch wenn die Stimmung also prächtig war, auch wenn der Wettbewerb mitunter ein wenig belächelt wird, unter dem Strich ist das schon eine ernsthafte Geschichte. Wer beim Endausscheid im März aufs Podium klettert, hat in der Wurstküche in den Tagen und Wochen danach viel zu tun. "Bei uns war ein Metzger einmal ausverkauft, nachdem er gewonnen hat", erzählte der Thalmässinger Rathauschef Georg Küttinger. Bis aus Nürnberg reisten die Kunden an, um den besten Presssack im Landkreis Roth kennenzulernen. Der Presssackwettbewerb als besondere Form der Wirtschaftsförderung also.

Entsprechend groß ist das Interesse: In diesem Jahr hatten 21 Metzger, Direktvermarkter und Gasthäuser Presssäcke im Landratsamt abgeliefert — so viele wie seit fünf Jahren nicht, wie der für die Organisation zuständige Chef-Touristiker Jörg Ruckriegel erzählte. Die Jury hatte also die Qual der Wahl, wobei sich die Qual bei den meisten sichtlich in Grenzen hielt. Trotzdem: "Es ist heuer ganz eng", befand Landrat Herbert Eckstein. "Es sind nur Nuancen," pflichtete der Rohrer Bürgermeister Felix Fröhlich bei, der nach Achillessehnen-Operation derzeit mit einem Spezialschuh und auf Krücken unterwegs ist.

Neun in der nächsten Runde

Neun Produzenten schafften schließlich den Sprung in die nächste Runde, dem Kreisfinale (nach Alphabet sortiert): Metzgerei Brunner (Georgensgmünd), Metzgerei Gruber (Großweingarten), Metzgerei Herrler (Greding), Metzgerei Knäblein (Röttenbach), Metzgerei Lederer (Thalmässing), Metzgerei Lutz (Roth), Metzgerei Pfaller (Schloßberg), Metzgerei Wechsler (Spalt), Gasthaus Winkler (Alfershausen).

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