Wo James Bond über dem Regenbogen Nemo findet

22.5.2015, 18:48 Uhr
Wo James Bond über dem Regenbogen Nemo findet

© Foto: Unterburger

Fünf Minuten vor Konzertbeginn brandet Applaus auf. Im Gänsemarsch ziehen die Musiker ein, entern die Bühne und stimmen ihre Instrumente. Erneut gibt es herzlichen Beifall, als Walter Greschl die Bühne betritt. Die junge Querflötistin Tamara Schwab führt als charmante Moderatorin durchs Programm und erzählt zu jedem Filmtitel den Inhalt des Streifens in geraffter Form.

Synchron zu den Melodien werden Filmausschnitte auf zwei großen Leinwänden gezeigt. Sie unterstützen optisch das Konzert und sorgen für ein beeindruckendes Erlebnis. Vergessen ist die Kälte, als die Musik einsetzt und die erste Filmsequenz als Stummfilm zu sehen ist.

Station eins dieser musikalischen Reise führt ins New York des Jahres 1943. Das Stadtorchester spielt den Soundtrack zum Film „Captain America“. Flugs spurtet die Moderatorin zu Bürgermeister Ralph Edelhäußer, weil sie von ihm wissen will, was sein Lieblingsfilm sei. Das kleine Interview stellt sich schnell als abgesprochen heraus, denn das Stadtoberhaupt nennt brav „Harry Potter“ als seinen Favoriten – wohl wissend, dass jetzt die Filmmelodie zu „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ auf dem Programm steht.

Schabernack mit Dick und Doof

Der musikalische Trip geht weiter: von England zurück in die USA. Es gibt ein kurzes Wiedersehen mit zwei weltberühmten Komikern der Stummfilmzeit: Stan Laurel und Oliver Hardy treiben Schabernack – bei uns besser bekannt als „Dick und Doof“. Tolle Musik und Filmausschnitte erlebt das Publikum beim Animationsfilm „Drachen zähmen leicht gemacht“ – eine Abenteuerkomödie, bei der Figuren wie „Hicks, der Hüne“, „Haudrauf, der Stoische“ oder „Rotzbakke“ das Sagen haben.

Nächstes Reiseziel ist Frankreich. Wir schreiben das Jahr 1923. Zu hören ist „The Best of Les Miserables“. Ein Musical, das in England verfilmt wurde und auf dem Roman „Die Elenden“ von Victor Hugo basiert.

Von Frankreich aus macht das Stadtorchester erneut einen Abstecher nach New York und spielt den Soundtrack des Films „Sex and the City“. Dann geht es zurück nach England, wo James Bond, der Geheimagent 007, schon wartet.

Verstärkt wird das Orchester ab jetzt durch die Jazzsängerin Silvia von der Grün, die aus München stammt und direkt aus den USA zurückgekehrt ist. Begleitet wird sie vom Nürnberger Jazz-Sänger Peter Thoma. Beide musizierten schon in Roth beim Glenn-Miller-Musical und wirkten auch bei der letzten CD-Produktion des Stadtorchesters mit.

Unvergessen die Songs „Goldfinger“, „Fly me to the moon“. Es folgt ein großes Udo-Jürgens-Potpourri zum Andenken an den kürzlich verstorbenen Sänger. Von Europa geht es nach Australien. Hier steht der Film „Findet Nemo“ im Mittelpunkt. Viel Beifall gibt es auch für „I´m Singing in the Rain“, „Somewhere over the Rainbow“ und „As time goes by“ aus dem Kultfilm „Casablanca“.

Als umjubelte Zugabe singen die beiden Solisten den Song „What a feeling“ aus dem Film „Flash Dance“ (1983). Die Flugreise endet irgendwo im All. Geschnitten hat die gezeigten Filme der frisch gebackene Jugendkulturpreisträger Simon Fischer. Auch ihm dankt das Publikum mit tosendem Applaus.

Als das Konzert eine Stunde vor Mitternacht endet, glitzern die Sterne am klaren Nachthimmel. Die Kälte ist durch sämtliche Winterjacken gekrochen, die Finger sind klamm und die Nase läuft. Doch das Publikum freut sich über ein gelungenes Open-air-Konzert zum Nulltarif. Gerne kommen die Zuhörer der Bitte um Spenden nach, schließlich fließen diese samt und sonders dem Stadtorchester Roth zu, das diesen atmosphärischen Abend möglich gemacht hatte.

 

Keine Kommentare