Wohnraum ja, Mülleimer nein, Hallenbad vielleicht

28.8.2018, 15:12 Uhr
Wohnraum ja, Mülleimer nein, Hallenbad vielleicht

© Martin Regner

Roth als "Große Kreisstadt" 

Ein Facebook-User schlug vor, dass Roth eine "Große Kreisstadt" werden sollte: Dann gäbe es weniger Abstimmungsbedarf mit dem Landratsamt und die Entscheidungswege wären kürzer.

Der Titel "Große Kreisstadt" hat für Bürgermeister Edelhäußer keine große Priorität: "Wenn wir mal keine anderen Probleme mehr haben, dann nehmen wir uns dieser Frage an." Im Moment bestehe Nachholbedarf bei der Ausweisung von Wohngebieten, bei der Sanierung von Straßen und Brücken und beim Bau von Kindertagesstätten.

Falls Roth zur "Großen Kreisstadt" aufsteigen würde, hätte das aus Sicht von Edelhäußer allerdings den Vorteil, nicht nur das Bauplanungs-, sondern dann auch das Bauordnungsrecht in der Hand zu haben. Damit die Stadtverwaltung diese Aufgabe vom Landratsamt übernehmen könne, würde sie dafür aber auch mehr Mitarbeiter brauchen und "wir wüssten nicht einmal, wo wir die Leute hinsetzen sollten." Die städtischen Verwaltungsgebäude würden jetzt schon aus allen Nähten platzen.

Die Priorisierung könne sich, so Edelhäußer weiter, in fünf bis zehn Jahren durchaus ändern: Wenn Roth die Marke von 30 000 Einwohnern übersprungen habe, wäre die Höherstufung der Kommune zur "Großen Kreisstadt" eine Option.

Mehr Mülleimer

Das fordert eine andere Diskussionsteilnehmerin. Dadurch könne man die Leute dazu bewegen, ihren Müll hinein zu werfen und auch für Hundehalter wäre es leichter, volle Kotbeutel loszuwerden.

"Wir haben schon viele öffentliche Mülleimer", antwortet der Bürgermeister. In den vergangenen Jahren seien sogar einzelne Müllbehälter wieder abgebaut worden, zum Beispiel am unteren Ende der Fußgängerbrücke hinter dem Bahnhof. Die Erfahrung zeige, dass öffentliche Mülleimer häufig zur illegalen Entsorgung von Hausmüll missbraucht würden, besonders an abgelegenen Standorten. Sei ein Eimer auf diese Weise vollgestopft worden, würden die Leute Bonbonpapiere und leere Trinkbecher kurzerhand neben den Behälter werfen.

Für mehr Mülleimer lässt sich Edelhäußer deswegen nicht begeistern. Dass nicht jeder diese pragmatische Haltung gutheißen wird, ist ihm bewusst: "Ich weiß, das ist schwer vermittelbar für die Bevölkerung."

Bezahlbarer Wohnraum

In mehreren Beiträgen forderten unsere Facebook-Leser mehr Wohnraum und günstigere Mieten, besonders für Familien und Senioren.

"Eine Pauschallösung aus dem Handgelenk" werde es dafür nicht geben, meint der Bürgermeister. Abgesehen von dem Areal rund um den Schleifweg seien in Roth seit dem Jahr 2000 keine neuen Wohngebiete ausgewiesen worden. Gleichzeitig steige in der Metropolregion Nürnberg der Wohndruck "und der schwappt inzwischen immer mehr zu uns nach Roth und bis nach Hilpoltstein."

Er verfolge vor diesem Hintergrund die Strategie, das Wohnungsangebot über die nächsten Jahre zu vergrößern, so Edelhäußer. Im Moment finde dazu — wie vielerorts — Nachverdichtung statt: Alte Häuser etwa aus den 1960er Jahren würden abgerissen und an ihrer Stelle zwei neue errichtet. Mehr Wohnraum verspricht sich der Bürgermeister davon, wenn alte Industriebrachen neu bebaut oder umgenutzt werden. In Kürze werde etwa das schon lange leer stehende Stadelmann-Anwesen neben dem Freibad zu Wohnungen umgebaut.

Ein ganz neues Wohngebiet auf der "Abenberger Höhe" soll weitere Räume eröffnen. Das Verfahren für einen Bebauungsplan dafür "ist gerade am Werden." Er strebe dort sowohl Einfamilienhäuser an, als auch "Wohnungen für Menschen, die keinen so großen Geldbeutel haben", sagt Edelhäußer. Denkbar seien auf der Abenberger Höhe auch neuartige Wohnformen, etwa kollektives Bauen für mehrere Generationen unter einem Dach. Er wolle auf jeden Fall "Alternativen anbieten zum Penthouse für 600 000 Euro", so Edelhäußer, klassische Sozialwohnungen werde es aber "nicht in großem Stil" geben.

Die Stadtverwaltung eruiere derzeit die Frage, ob Roth eine kommunale Wohnungsbau-Gesellschaft gründen kann. Die entsprechenden Grundlagen dafür würden gerade vom Bauamt geklärt. Erste Ergebnisse könnten bis Jahresende feststehen.

Mehr Verbindungen in der Nacht

In der Facebook-Diskussion ging es auch um die öffentlichen Verkehrsverbindungen von und nach Roth, besonders abends und in der Nacht.

Hier lobte der Bürgermeister das vorhandene Angebot: Nach der letzten S-Bahn von Nürnberg nach Roth gegen 1 Uhr übernähmen Nachtbusse die Anbindung: "Ich glaube, dass die meisten Leute die Möglichkeiten, die es gibt, gar nicht kennen." Da bestehe Aufklärungsbedarf und das, was es gebe, sei "gar nicht schlecht."

Aktuell werde eine Sozialraum-Analyse vorbereitet, die ab 2019 erstellt werden soll. Das Thema "Öffentlicher Nahverkehr" könne in diese Analyse einfließen, besonders mit Blick auf die Anbindung der Rother Ortsteile an die Kernstadt. Die Studie solle die Bedürfnisse der Menschen erfassen, die noch kein Auto oder keines mehr haben, also von Jugendlichen und Senioren. Erste Maßnahmen könnten ab 2020 umgesetzt werden.

Zu Busverbindungen von Roth nach Hilpoltstein und zurück nach Betriebsschluss der "Gredl" äußerte sich Edelhäußer nicht.

Braucht Roth ein Hallenbad?

Ein Thema des Stadtrat-Planspiels der Realschüler in Schloss Ratibor, an das sich die Facebook-Debatte anschloss, war auch die Frage, ob Roth ein Hallenbad bauen sollte. Auch danach haben wir Edelhäußer gefragt.

"Das ist ein Dauerthema seit über 20 Jahren", räumt der Bürgermeister ein. Der Grund, warum noch nichts entschieden wurde, sei, dass es sich um eine "Mammutaufgabe" handele. Die Stadt wolle demnächst eine neue Machbarkeitsstudie für ein Hallenbad beauftragen. Diese soll eine Vorauswahl für einen von drei potentiellen Standorten ermöglichen.

Ein Hallenbad könnte nicht nur auf der Liegewiese des Freibads errichtet werden, sondern auch am Schulzentrum nahe der B 2-Auffahrt Belmbrach oder auf dem Leoni-Gelände, sobald das Unternehmen sein neues Werk bezogen habe. Das bisherige Leoni-Gelände stehe aber frühestens in zehn Jahren für eine neue Nutzung zur Verfügung.

Er selbst stehe klar hinter dem Projekt Hallenbad, sagt Edelhäußer: "Wir wollen eine Frequenzsteigerung für die Stadt, wir wollen attraktiv sein für alle Generationen und wir wollen als Sportstadt wahrgenommen werden." Zur Finanzierung der Bau- und Unterhaltskosten eines Hallenbades "habe ich auch nichts dagegen, den Namen des Bades an einen regionalen Sponsor zu verkaufen, so wie beim Sportpark."

Den Bericht über das Stadtrats-Planspiel finden Sie hier, die Diskussion auf Facebook hier: 

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