Zentrale Bereitschaftspraxis tut Kreisräten weh

22.5.2015, 18:08 Uhr
Zentrale Bereitschaftspraxis tut Kreisräten weh

© Foto: dpa

Gökhan Katipoglu, Leiter der Notdienste bei der KVB, führte als weitere Gründe für die Notwendigkeit einer Reform den prognostizierten Ärztemangel und den demografischen Wandel an. Der KVB sei es ein Anliegen, die „Last“ des Bereitschaftsdienstes gerecht auf möglichst viele Schultern zu verteilen.

In fünf Regionen in Bayern sollen die Umstrukturierungsmaßnahmen getestet werden, eine davon ist Roth-Weißenburg. So soll während der Dienstzeit eine optimale Auslastung erreicht werden durch steigende Fallzahlen in der Bereitschaftspraxis. Durch die Neuaufteilung der Bezirke im Fahrdienst werde ebenfalls die Effizienz gesteigert. Außerdem soll zur Beförderung ein Dienstleister eingesetzt werden, sprich ein Fahrer. Und: die bisherigen Bereitschaftsärzte werden über so genannte Poolärzte entlastet, die keine eigene Praxis haben. Dafür gebe es viele Interessenten, sagte Katipoglu.

An Klinik angegliedert

Parallel dazu werden als zentrale Anlaufstellen für Patienten Bereitschaftspraxen eingerichtet, wo sich Patienten außerhalb der Sprechzeiten und an Feiertagen hinwenden können. Soll heißen, dass sie nicht mehr wie bisher zu dem Arzt fahren müssen, der gerade Bereitschaft hat, sondern eben zu dieser üblicherweise an eine Klinik angegliederte Praxis. Langfristiges Ziel der KVB ist es, dass so eine Bereitschaftspraxis in allen Stadt- und Landkreisen installiert wird und innerhalb von 30 Minuten erreicht werden kann. Wenn jemand so krank ist, dass er nicht mehr eigenständig zur Bereitschaftspraxis gelangt, dann gibt es weiterhin den ärztlichen Fahrdienst.

Beim Thema Bereitschaftspraxis erhitzten sich im Kreisausschuss allerdings die Gemüter, da die KVB die beiden Landkreise Weißenburg-Gunzenhausen und Roth als Pilotregion zusammenwerfen und die Bereitschaftspraxis in Weißenburg ansiedeln will. Das passt vor allem Landrat Herbert Eckstein überhaupt nicht in den Kram. Wer würde denn gerne von Abenberg, Büchenbach oder Roth nach Weißenburg fahren? Problem ist aber, dass jetzt schon zu viele Patienten wegen kleiner Wehwehchen in die völlig überlastete Notaufnahme an der Kreisklinik Roth kämen. Es wäre deshalb wichtig, die Bereitschaftspraxis an der Kreisklinik anzusiedeln, so der Landkreis-Chef, um dort für Entlastung zu sorgen.

„Wenn wir in Roth keine Bereitschaftspraxis haben, fahren die Leute wieder in die Kreisklinik und nicht nach Weißenburg“, befürchtet Eckstein. Für „völlig utopisch“ hält auch Spalts Bürgermeister Udo Weingart (CSU) das Vorhaben mit nur einer Bereitschaftspraxis in Weißenburg, vor allem angesichts der großen Anzahl der Bürger (insgesamt rund 217 000). Und: „Wenn man die Region anschaut, sind 30 Minuten Fahrtzeit von allen Orten gar nicht möglich.

Das Gebiet ist viel zu groß“, stellte Walter Schnell (Freie Wähler) fest. „Langfristig muss es sowohl in Roth als auch Weißenburg eine Bereitschaftspraxis geben“, forderte Christine Rodarius (SPD) und fragte, ob es nicht irgendwie möglich wäre eine für die Kreisstadt zu bekommen. „Wenn in einer Region die Notwendigkeit dafür gesehen wird, dann unterstützten wir das“, so der KVB-Vertreter. Im Rahmen des Pilotprojekts sei dies jedoch nicht vorgesehen. Landrat Eckstein will auf alle Fälle an einer Bereitschaftspraxis in Roth dranbleiben und „nicht so einfach klein beigeben“.

2 Kommentare