Schüsse auf Ex-Freundin: 57-Jähriger steht vor Gericht

6.4.2016, 13:20 Uhr
Schüsse auf Ex-Freundin: 57-Jähriger steht vor Gericht

© Eduard Weigert

Ein von der Faust zertrümmertes Nasenbein, Prügel mit dem Schlagstock, Demütigungen und Todesdrohungen: Wenn es stimmt, was Ursula N. und ihre Töchter (Namen aller Betroffenen geändert) vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth berichten, gingen sie über Jahrzehnte durch eine regelrechte Hölle.

33 Jahre sei sie mit dem 57-Jährigen zusammen gewesen – von Anfang an habe er sie geschlagen und mit dem Tode bedroht, berichtet die Frau aus dem Raum Stuttgart. Unter anderem habe er ihr die Pistole an den Kopf gehalten, dann musste sie einen Schlagstock aus einem anderen Zimmer holen. Damit sei sie dann verdroschen worden.

Auch ihre vier Kinder seien von Ewald M. gedemütigt und misshandelt worden, schildert die 52 Jahre alte Friseurin. Die älteste Tochter habe er in eine Hundehütte gesperrt, wenn diese ins Bett machte. Die heute 34-Jährige konnte später die Familie verlassen und untertauchen. Ihre zweite Tochter gab N. in ein Heim, weil sie befürchtete, der Vater würde das Mädchen totschlagen. Unter anderem hatte der Mann der damals 14-Jährigen mit einem Faustschlag das Nasenbein zertrümmert.

Jüngere Tochter verständigte Polizei

Aus Angst habe sie es nie geschafft, sich von ihrem Peiniger zu trennen. "Ich wusste, ich komme da nie lebend raus", sagt Ursula N. Im Mai 2014 hielt sie es jedoch nicht mehr aus: Mit ihrer Jüngsten stieg sie ins Auto
und fuhr zu ihrer ältesten Tochter, die nach Mittelfranken gezogen war.

Eineinhalb Jahre später spürte Ewald M. seine Ex-Lebensgefährtin und seine Tochter in einer kleinen Gemeinde nördlich von Erlangen auf. Laut Anklage griff er Ursula N. am 23. September 2015 gegen 23 Uhr vor ihrem Haus an. "Ich habe dir versprochen, ich bringe dich um", soll er gesagt und der 52-Jährigen eine zweischüssige Pistole vors Gesicht gehalten haben. Anschließend, davon ist Oberstaatsanwalt Peter Adelhardt überzeugt, feuerte er zweimal in Tötungsabsicht auf seine Ex. Eine Kugel durchschlug ihre Schulter, eine weitere verletzte sie am Hals.

Die damals 14 Jahre alte Tochter, die am Dienstag als Zeugin aussagte, wurde durch den Lärm aufmerksam. Ihre verletzt am Boden liegende Mutter habe sie warnen können: "Er ist da, geh rein!" Die Schülerin flüchtete ins Haus und rief die Polizei und ihre Schwestern zu Hilfe.

Ewald M. räumte die Schüsse ein. Er habe seine Ex-Freundin nicht töten wollen. Er habe lediglich seine jüngste Tochter sehen wollen, so der Angeklagte. Zufällig habe ihm kurz vorher jemand in einem Spielcasino die Tatwaffe samt Munition für 120 Euro verkauft. Ohne Hintergedanke habe er die geladene Pistole an jenem Abend in seine Jackentasche gesteckt, so der Angeklagte. Die Schüsse hätten sich versehentlich bei einem Gerangel mit seiner Ex-Lebensgefährtin gelöst.

Der 57-Jährige war nach der Tat geflüchtet. Die Polizei fahndete mit europäischem Haftbefehl und großem Aufwand nach ihm. Später stellte er sich. Seitdem sitzt Ewald M. in Untersuchungshaft. Der Prozess wird fortgesetzt.