Schüsse in Unterföhring: Täter muss in Psychiatrie

14.6.2017, 17:07 Uhr
Am S-Bahnhof in Unterföhring bei München eskalierte am Dienstag ein Routine-Einsatz der Polizei. Eine 26-jährige Polizistin wurde dabei in den Kopf geschossen und schwebt in höchster Lebensgefahr.

© Sven Hoppe, dpa Am S-Bahnhof in Unterföhring bei München eskalierte am Dienstag ein Routine-Einsatz der Polizei. Eine 26-jährige Polizistin wurde dabei in den Kopf geschossen und schwebt in höchster Lebensgefahr.

Der Schütze vom S-Bahnhof Unterföhring ist in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung untergebracht worden. Gegen ihn war zunächst Haftbefehl wegen versuchten Mordes beantragt worden. Aufgrund seines Zustandes sei nun zudem ein Unterbringungsbefehl erlassen worden, sagte ein Sprecher der Münchner Polizei am Mittwoch. Die Ermittlungen liefen weiter.

Der 37-Jährige hatte am Vortag bei einer Kontrolle einem Polizisten die Pistole entrissen und dessen Kollegin in den Kopf geschossen. Die 26-Jährige schwebe weiter "in höchster Lebensgefahr", sagte der Sprecher. Der Präsident des Münchner Polizeipräsidiums, Hubertus Andrä, wollte sich am Mittag bei der täglichen Pressekonferenz erneut zu den Ereignissen vom Vortag äußern.

"Da ist eigentlich ein Verriegelungsknopf"

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht unterdessen keinen Handlungsbedarf bei der Sicherung der Pistolen. Der Randalierer hatte die Dienstwaffe aus dem Holster des Beamten gezogen. "Vom Grundsatz her sollte es eigentlich nicht passieren, dass dem Kollegen die Waffe entrissen werden kann", sagte der bayerische GdP-Landesvorsitzende Peter Schall der Deutschen Presse-Agentur. "Da ist eigentlich ein Verriegelungsknopf." Die Beamten müssten extra die Bewegung trainieren, beim Ziehen der Waffe diesen Knopf zur Seite zu drücken.

Von daher verwundere es, dass der Täter bei dem Vorfall die Waffe habe an sich reißen können. "Aber für alle Eventualitäten ist man dann wohl doch nicht gewappnet", sagte Schall. Er betonte: "Zu kompliziert darf man es auch nicht machen, denn wenn ein Kollege in einer Notwehrsituation die Waffe schnell ziehen muss, kann er nicht erst zwei, drei Sicherungen öffnen müssen."

Tweet von Piratenpolitiker sorgt für Empörung

In der Münchner Flughafen-Linie S8 hatte es am Dienstag einen Streit zwischen mehreren Beteiligten gegeben. Dem Polizeisprecher zufolge kannte der 37-Jährige die anderen nicht. Er war den Ermittlungen zufolge zuvor aus Griechenland zurückgekommen und hatte die Nacht am Airport verbracht. Der Anlass für den Streit war weiter unklar.

Als eine Streife zum Bahnhof Unterföhring gerufen wurde, nahmen die Beamten dort die Personalien der Beteiligten auf. Doch plötzlich versuchte einer der Randalierer, den Polizisten ins Gleisbett zu schubsen. Das konnte der Beamte verhindern - es entstand eine Rauferei, bei der der 37-Jährige die Pistole an sich riss. Die Kollegin des Beamten schoss auf den Mann, der seinerseits die 26-Jährige mit einem Kopfschuss lebensgefährlich verletzte. Auch zwei unbeteiligten Zeugen schoss er in Arm und Bein.

Der Mann habe lange Zeit in den USA gelebt, wo seine Eltern zuhause sind, sagte der Polizeisprecher. Was der 37-Jährige dort gemacht hat, stehe noch nicht fest. "Wir wissen, dass er nicht beim Militär war."

Ein Piratenpolitiker twitterte im Nachgang des Vorfalls: 

Obwohl er den Tweet schnell wieder löschte, hatte er sich via Twitter schon über die sozialen Medien verbreitet - und erntete dort viel Kritik. 

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