112: Notrufnummer fehlt es an Bekanntheit

11.2.2016, 08:52 Uhr
112: Notrufnummer fehlt es an Bekanntheit

© Foto: Heider

Die Integrierte Leitstelle (ILS) des Bayerischen Roten Kreuzes in Schwabach, zuständig für die Stadt Schwabach und die Landkreise Roth und Weißenburg-Gunzenhausen, erreicht man, wenn man in diesem Gebiet die 112 wählt.

Dass die Notwendigkeit, die europaweite Notrufnummer bekannter zu machen, noch immer groß ist, wurde durch die zuletzt 2013 durchgeführte Umfrage des „Flash Europabarometers“ bestätigt. Nur 27 Prozent der Bevölkerung in Europa war die 112 als Notrufnummer bekannt. In Deutschland waren es gerade 17 Prozent der Bürger, die Bescheid wussten.

Deutschland Viertletzter

Deutschland lag damit laut Wikipedia auf dem viertletzten Platz vor Großbritannien (13 Prozent), Griechenland (sieben Prozent) und Italien (fünf Prozent). In Polen (57 Prozent), der Slowakei (55 Prozent) und Finnland (54 Prozent) war der Bekanntheitsgrad am höchsten; in Österreich war er mit 37 Prozent immerhin mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland.

Fakt ist trotzdem: Wenn in Schwabach, Abenberg, Greding, Gunzenhausen oder Pappenheim etwas passiert und die 112 gewählt wird, dann erreicht man die Leitstelle in Schwabach, die den Einsatz von Feuerwehr und Rettungsdienst koordiniert. Schwabach ist eine von 26 Integrierten Leitstellen in Bayern, die per Beschluss des Bayerischen Landtags vom 11. Juli 2002 installiert wurden. Speziell ausgebildete Disponenten nehmen dort rund um die Uhr die Anrufe entgegen.

„Vom 1. Dezember 2014 bis 30. November 2015 waren es knapp 68 500 Anrufe, die in der ILS eingingen“, sagt Stefan Streher, stellvertretender Leitstellenleiter in Schwabach. Dazu kommen in diesem Zeitraum rund 16 500 fehlgeleitete Anrufe. Zum Vergleich: im Jahr 2014 mussten rund 72 000 Anrufe von der Leitstelle abgearbeitet werden (plus 17 500 Falschanrufe); 2013 waren es insgesamt rund 81 000 Notrufe (davon rund 20 300 Fehlalarme). „Die Hosentaschenanrufe“, so erklärt es Leitstellenleiter Michael Hayko, „kommen meist beim Gebrauch von älteren Handys zustande, die noch eine entsprechende Funktionstaste haben.“ Unbemerkt vom Besitzer des Mobiltelefons, kann so beim Tragen des Geräts in der Hosentasche die Nummer gewählt werden.

Durch die hohe Verbreitung von Mobiltelefonen erreichen Haykos Kolleginnen und Kollegen auch immer wieder vorschnelle Meldungen, beispielsweise über Rauchentwicklung auf Wiesen- und Waldflächen. Oft handelt es sich hier jedoch um die Verbrennung von land- oder forstwirtschaftlichen Abfällen, die freilich nicht immer angemeldet und damit der Leitstelle unbekannt sind.

110: Polizei leitet weiter

Wählt jemand aus Unkenntnis des Notrufes 112 den Polizeiruf 110, dann muss sich niemand sorgen, dass er in all der Aufregung auflegen muss, um die 112 zu wählen. „Die Polizei leitet das Gespräch dann über eine sogenannte Schnittstelle weiter, oder ein Anrufer wird direkt an die Rettungsleitstelle durchgestellt“, beruhigt Stefan Streher.

Wählt jemand die 112, dann ist den Mitarbeitern in der Integrierten Leitstelle wichtig, dass folgende W-Fragen beantwortet werden: 1. Wer meldet? 2. Wo ist das Ereignis? 3. Was ist geschehen? 4. Wie viele Betroffene? Vor der Beendigung des Gespräches sollte zudem auf Rückfragen gewartet werden.

Anweisungen für Ersthelfer

Über den Notruf 112, weiß Michael Hayko, wurden im letzten Quartal des Jahres 2015 allein 15 Menschen mit Atemstillstand per Telefonreanimation wiederbelebt. Dabei geben die Disponenten in der Leitstelle genaue Anweisungen, was die Ersthelfer machen müssen. Nicht nur bei Atemstillstand, sondern auch bei anderen lebensbedrohlichen Situationen werden Erste-Hilfe-Maßnahmen per Telefon direkt an die Ersthelfer vor Ort weitergegeben.

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