113 Jahre Stehersport: Acht Franken, 13 DM-Titel

5.7.2017, 12:45 Uhr
113 Jahre Stehersport: Acht Franken, 13 DM-Titel

© Marr

Sportliche Höhepunkte waren bereits von den ersten Jahrzehnten an stets die rasanten Rennen der Steher, die lautstark über die Piste donnerten. Die beliebten Stars der Zuschauer und Idole aller jungen Rennfahrer waren dabei vor allem die Fahrer im weißen Trikot des Deutschen Stehermeisters. 13 Mal konnten das begehrte Meistertrikot bisher auch fränkische Steher erkämpfen. Sie haben ein großes und erfolgreiches Stück der Geschichte der traditionsreichen Nürnberger Radrennbahn mitgeschrieben, auf der am Freitag und Samstag zum 15. mal eine Deutsche Stehermeisterschaft stattfindet.

In den 1950er-Jahren, als der Stehersport der Profis noch auf sämtlichen Pisten Europas Rekordbesuch erlebte, war der Katzwanger Karl Kittsteiner gefeierter und beliebter Lokalmatador am Reichelsdorfer Keller. Er erkämpfte viele große Siege, nur mit der DM, bei der er 1948, 1949 und 1950 dreimal Zweiter wurde, wollte es einfach nicht klappen. Umso größer war die Freude beim RC Herpersdorf 1954, als der "Kitt", wie ihn seine vielen Fans nannten, mit 34 Jahren in Köln doch noch den Deutschen Meistertitel Titel gewann. Damit war Karl Kittsteiner, der als Straßenfahrer bereits 1940 und 1946 zweifacher Deutscher Meister war, der erste Franke im weißen Meistertrikot der Steher.

Zwei Jahre später begeisterte der Nürnberger Heinz Jakobi die Zuschauer am Keller. Mit 36 Saison-Siegen auf sämtlichen Bahnen Europas war er 1956 der weltweit erfolgreichste Profi-Steher. Er holte 1956, 1958 und 1959 dreimal souverän den Meistertitel. Als 1960 die Deutsche Stehermeisterschaft am Reichelsdorfer Keller stattfand, war die Vorfreude seiner vielen Fans groß, denn sie wollten mit Heinz Jakobi seinen vierten DM-Erfolg feiern. Leider kam es jedoch dann ganz anders. Beim Eröffnungsrennen 1960 stürzte Heinz Jakobi schwer. Mit elf Knochenbrüchen wurde er ins Nürnberger Klinikum eingeliefert, seine erfolgreiche Karriere war damit beendet.

Eine rigorose Wende trat in den 1960er-Jahren im deutschen Stehersport ein. Statt Profis saßen nun auch Amateure als Schrittmacher und Steher im Sattel, und auch sie kämpften alljährlich verbissen um den Deutschen Meistertitel. Dabei zählten Fahrer des RC Herpersdorf auf Anhieb zu den Besten. 1968 holte Horst Duschl in Frankfurt den Meistertitel, ein Jahr später sein jüngerer Bruder Gerhard Duschl in Bamberg.

Der überragende Gnas

Bester Amateursteher war in den folgenden Jahren ihr Herpersdorfer Vereinskamerad Horst Gnas, der 1971 und 1972 die DM gewann und von 1971 bis 1973 dreimal Weltmeister der Amateursteher wurde. Die Zahl der begeisterten fränkischen Steherfans wurde mit jedem Jahr seiner Karriere noch größer.

Die Erfolgsserie der heimischen Amateur-Steher setzte Klaus Burges fort. Im grauen Trikot der 1974 gegründeten "RSG Franken Katzwang" fuhr der Steherneuling ab 1973 unaufhaltsam in die deutsche Spitzenklasse. Bei der DM 1975, die am Reichelsdorfer Keller stattfand, war er mit seinem Schwabacher Schrittmacher Manfred Höflich als Lokalmatador nicht zu bremsen. Zwei Jahre danach, Burges fuhr inzwischen mit Schrittmacher Dieter Durst, holte der vielseitige Kämpfer erneut den Meistertitel nach Franken.

Zehn Jahre nach Klaus Burges war es wieder ein junger Herpersdorfer, der als außergewöhnliches Stehertalent sehr schnell für Schlagzeilen sorgte. Roland Renn, der an der Rolle von Dieter Durst fuhr, wurde 1985 und 1986 zweimal Deutscher Stehermeister und ebenso zweimal Deutscher Meister hinter Dernys.

Danach sollte es dann jedoch über 20 Jahre dauern bis ein fränkischer Lokalmatador das Meistertrikot der Steher eroberte. Der gebürtige Berliner Mario Vonhof, der seit rund zehn Jahren in Schwabach lebt, ist bis heute der letzte in der Reihe der fränkischen Stehermeister. Auch er errang seine größten Erfolge im Windschatten von Schrittmacher Dieter Durst: 2009 gewann er in Leipzig den DM-Titel, dreimal war er vorher Vize-Meister, zweimal Zweiter der Europameisterschaft.

Vonhof drückt die Daumen

Seit 2014 ist Mario Vonhof im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) Beauftragter für den Steher- und Derny-Sport. Mit den fränkischen Fans würde er sich freuen, wenn am Samstag der Nürnberger Lokalmatador Thomas Steger vom RV Union 1886 sein Nachfolger als Deutscher Meister würde." Einen Platz auf dem Treppchen traue ich Thomas auf jeden Fall zu", ist Ex-Meister Mario Vonhof überzeugt. MANFRED MARR

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