2. Wolkersdorfer Backofenfest war ein großer Erfolg

30.9.2014, 09:45 Uhr
2. Wolkersdorfer Backofenfest war ein großer Erfolg

© Foto: Waldmüller

Der Erfolg des 1. Wolkersdorfer Backofenfestes der Bürgergemeinschaft Wolkersdorf zusammen mit den Familien Wild und Kohlbauer im vergangenen Jahr gab den Mut, dieses zu wiederholen.

Die Vorbereitungen sind aufwändig. Das Tagblatt ging dabei in die Bäcker-Lehre:

Die Bürgergemeinschaft zusammen mit der Familie Kohlbauer übernahmen die logistischen Vorbereitungen und die Familie Wild war für das Brotbacken zuständig.

Freitag

12 Uhr: Garagen und Carport der Familien Kohlbauer und Wild werden freigeräumt für die leckeren Schmalz- und Schinkenbrote. Daneben gibt es noch hausgemachten „Obazda“ zum frischen Brot. Im Backofen wird die erste Ladung Brot gebacken, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass eine Backofenfüllung von rund 40 Laib Brot nicht ausreichen.

20 Uhr: Ernst Wild setzt den Vorteig an. Dazu mischt er 997-er Roggenmehl mit lauwarmen Wasser und Sauerteig. „Meine Freunde“ nennt Ernst Wild die Milchsäurebakterien und erklärt, dass diese Kohlenstoffdioxid produzieren, was den Brotteig erst so richtig „fluffig“ macht. Der Hobby-Bäcker ist von Beruf Architekt. Nach einer Stunde stellen wir den Teig an den Kachelofen, damit er mit der Wärme „gehen“, also reifen kann.

Samstagmorgen

4 Uhr: Nach kurzer Nacht geht es weiter. Es hat geregnet. Schlechte Aussichten fürs Fest. Ernst Wild öffnet den Sauerteigbehälter. Die Milchsäurebakterien waren fleißig und haben das Teigvolumen um fast 40 Prozent vergrößert. „Ich sagte doch, meine Freunde“, sagt Wild und lächelt. Wir mischen zum Vorteig weiter Roggenmehl, ein wenig Weizenmehl, Wasser, Salz, Brotgewürz und frisch gemahlenen Anis und Fenchel für die Verdauung. „Alles regionale Zutaten und ganz frisch“, betont Ernst Wild. Zum Schluss haben wir eine Teigmasse von fast 70 Kilogramm. Viel zu viel für eine normale Küche. „Eine Teigknetmaschine hatten die Leute früher auch nicht“, erklärt Wild. Da wurde einfach geteilt und von Hand geknetet. Schließlich stammt der Backofen aus dem 18./19. Jahrhundert und wurde als Gemeinschaftsbackofen gebaut. So entstand auch die Tradition des „Backens und Ratschens“, da die Dorfbewohner sich die Arbeit teilten und zwischen den Wartezeiten genügend Zeit zum Plausch hatten. Heute würde man solch Gemütlichkeit „Entschleunigung“ nennen.

5.30 Uhr: Nach eineinhalb Stunden Kneten in Portionen ist der Brotteig so weit. Gedanken mache ich mir wegen des schlechten Wetters. Schließlich liegt der Backofen auf der anderen Straßenseite. Wie bringen wir bei Regen den Teig in den Ofen? „Der Herrgott liebt meinen Backofen“, macht sich Ernst Wild keine Sorgen. „Es hat noch nie geregnet, wenn ich Brot gebacken habe.“

10 Uhr: Bernd Kohlbauer möchte den Backofen mit Holz bestücken. Wild hatte recht: Es hat aufgehört zu regnen, die ersten Sonnenstrahlen spitzen durch. Der Ofen hat vom Vortag noch eine Restwärme von 65 Grad. „Dann lassen wir fünf Scheitel Holz weg, sonst wird er zu warm“, erklärt Kohlbauer und entzündet das Feuer.

Dann geht es zurück in die Küche zum Brotteig. Der wird wieder geknetet und in Vier- und Zweipfünder-Teigmassen portioniert. Nach dem „Einmehlen“ der Brotkörbchen, die die Bauernfamilie Schlötterer aus Oberbaimbach zur Verfügung gestellt hat, legen wir die Teiglaiber in die Form. Doch der Teig muss wieder ruhen. „Geht das nicht schneller?“, frage ich. „Nein“, antworten Wild und Kohlbauer unisono. Nur so wird das Brot „fluffig“, also luftig.

14 Uhr: Die ersten Besucher trudeln ein. Nach dem Abbrennen des Feuers hat der Ofen eine Temperatur von 650 Grad. Viel zu heiß zum Brotbacken. Wir räumen die Asche aus dem Ofen und reinigen die Schamottsteine, auf denen das Brot liegt, mit einem nassen Lappen. Dadurch kühlt sich der Ofen ab und wird sauber.

Das Fest kann beginnen

15 Uhr: Die Brotlaiber liegen auf zwei langen alten Brettern vorm Ofen, nehmen die Sonnenstrahlen für den letzten Reifeprozess wahr. Nun können sie „eingeschossen“ werden. Dies nennt man so, da das Brot schnell in den Ofen muss. Endlich hat der Ofen 240 Grad. Viel Publikum steht bereit, um das Einschießen des Brotes mitzuerleben. Dann heißt es wieder Warten. Der frische Brotduft macht hungrig, so serviert die Bürgergemeinschaft den Besuchern das Brot vom Vortag zur Verkostung. Dazu geräucherten Schinken, Griebenschmalz und Obazda, alles regional und selbstgemacht. Somit kann das Brot in aller Ruhe „backen“ und die Besucher in der Zwischenzeit „ratschen“ und „naschen“.

16 Uhr: Endlich. Nach einer guten Stunde ist es soweit. Das frische Brot kann verteilt werden. Ein Genuss. Der Aufwand hat sich gelohnt.

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