Ab 26. Juni: „Das Buch der Königin“ von Sabine Weigand

16.3.2014, 09:00 Uhr
Ab 26. Juni: „Das Buch der Königin“ von Sabine Weigand

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Der Titel ist hier nicht nur Programm, sondern Wirklichkeit. Für ihren siebten Historien-Roman bezieht sich Weigand nämlich auf die Chronik „Liber ad honorem Augusti sive de rebus Siculis“ (Das Buch zu Ehren des Kaisers oder über die Angelegenheiten Siziliens).

Einzigartiger Einblick

Es handelt sich hierbei um die einzige schriftliche Chronik, die heute noch in der Berner Burger-Bibliothek aufbewahrt wird und neben dem berühmten Teppich von Bayeux die einzige erhaltene mittelalterliche Bildfolge darstellt.

Sie gewährt Einblicke mit feinen Illustrationen der Buchmalerei in die Ereignisse der Zeitgeschichte, insbesondere des staufischen Zeitalters im 12. Jahrhundert. Es ist zudem eine wertvolle Quelle für die Kultur in Süditalien unter der Staufer-Herrschaft.

In diesem Buch, das auf einer Seite bebildert und auf der anderen Seite beschrieben ist, hat Sabine Weigand den Stoff gefunden, der sie zu ihrem Roman geführt hat. Angetan hat es ihr Konstanze, Königin von Sizilien, die im 12. Jahrhundert gelebt hat. Begeistert erzählt die Historikerin: „Sie ist nach heutigen Maßstäben eine moderne, gebildete Frau, die nach ihrer Herkunft eine Normannin ist und in einer multikulturellen Umgebung am Hof von Palermo aufwächst und sich später als intellektuelle Politikerin erweist“.

Ein Reich für die Tochter

Natürlich muss eine Hauptfigur in Sabine Weigands Romane allerhand überstehen, um zu einem versöhnlichen Ende zu gelangen. Schließlich verlangen die Leserinnen und Leser Dramatik, Spannung, aber auch historische Wahrheiten. Und so erfährt man, dass es im Süden Italiens üblich war, dass das Erbe, bei fehlendem männlichen Nachwuchs, an die Töchter überging und diese über das Reich verfügen konnten.

Von daher sei Konstanze durchaus eine attraktive Partie gewesen, so Sabine Weigand. Unklar sei jedoch bis heute, warum Konstanze erst mit 30 Jahren mit dem 19-jährigen Sohn von Kaiser Barbarossa, Heinrich VI, verheiratet wurde. Stattdessen weiß man, dass ihre Ehe wie viele andere mittelalterliche höfische Verbindungen nicht glücklich gewesen ist.

Toller Schachzug

Recht spät, erst neun Jahre nach Eheschließung, bekam Konstanze ein Kind, was damals zu allerlei Zweifeln geführt hat. Um sämtliche Skepsis zu beseitigen, dass Konstanze hier nicht das eigene Kind zur Welt brachte, ließ sie zur Geburt auf dem Marktplatz ein Zelt aufbauen, damit alle Frauen des Städtchens live als Zeuginnen dabei sein konnten. „Das war doch ein toller Schachzug“, bewundert Sabine Weigand ihre Heldin.

Dennoch musste Konstanze ihren kleinen Sohn auf Anordnung Heinrichs VI. zur Erziehung an den Hof des Herzogs von Spoleto abgeben, damit der kleine Spross dem normannischen Einfluss entzogen wird. Erst als ihr Ehemann im Alter von nur 31 Jahren überraschend starb, konnte sie ihren Sohn nach Palermo holen.

Dass Konstanze in dem Roman „Das Buch der Königin“ noch ihr Glück finden wird, wissen die Kenner von Sabine Weigands literarischen Historien-Werken. Darüber hinaus hat sich Sabine Weigand auch die literarische Freiheit genommen, zum bekannten Verfasser der Chronik „Liber ad honorem Augusti“, dem Petrus de Ebulo von Palermo, noch einen zweiten Verfasser, der bislang nur vermutet wird, quasi literarisch hinzuzufügen.

Damit wird auch ein Blick auf die mittelalterliche Buchmalerei mit Tinte, Pinsel, Pergament und der Verwendung von Muschelgold geworfen. Dadurch möchte die Erfolgsautorin ihrer Leserschaft nicht nur wieder Wissenswertes aus der mittelalterlichen Kunst mitgeben, sondern mit ihrem „Buch der Königin“ auch die einstige große Wertschätzung von Büchern vermitteln, die aufwändig, einzigartig und so wertvoll hergestellt wurden. Die Leser dürfen also gespannt sein!

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