Bedacht bei der Holzernte gefordert

13.12.2012, 10:00 Uhr
Bedacht bei der Holzernte gefordert

Im vergangenen Winter gab es massive Bodenschäden im Bereich nördlich des Wendelsteiner Wernlochs zu beklagen, etliche Rückegassen waren in einem moorigem Bereich völlig zusammengefahren. „Solche Waldbilder haben wir als Bund Naturschutz (BN) in den vergangenen Jahren immer wieder gesehen. Als Waldbesucher und Naturfreund bekommt man den Eindruck, den Verantwortlichen im Staatsforst ist es völlig egal, wann geerntet wird, weil deren Prioritäten woanders liegen“, fasst Stefan Pieger, stellvertretender Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz und Vorsitzender der Ortsgruppe in Wendelstein seine Erfahrungen zusammen.

Seit drei Jahren dokumentiert der Naturschützer Bodenschäden in den Staatswäldern im Nürnberger Reichswald, die durch den Einsatz von tonnenschweren Holzernte- und Rückemaschinen verursacht werden.

Dabei geht es dem Bund Naturschutz nicht darum, eine moderne Forstwirtschaft und den Einsatz von Holzerntemaschinen, „Harvester“ und „Forwader“, generell zu verteufeln. „Im Staatswald muss aber unbedingt wieder mehr Gewicht auf einen schonenden Umgang mit unserem Wald gelegt werden“, so Pieger.

Bei der noch laufenden Auswertung der dokumentierten Bodenschäden zeigt sich ein sich wiederholendes Problem: immer dann, wenn die schweren Maschinen in feuchten Waldgebieten oder auf Waldböden nach einer längeren Regenperiode eingesetzt werden, kommt es zum tiefen Einsinken in den empfindlichen Waldboden. Fachleute sprechen dann von einem so genannten Grundbruch, dessen Langzeitauswirkungen auf das empfindliche Zusammenspiel von Wurzelwerk und Bodenpilzen noch nicht richtig erforscht sind. Derartige schwere Bodenschäden gelten als irreparabel. Selbst mit Unterlegen von großen Mengen von Astmaterial und dünneren Baumstämmen gelingt es nicht immer, ein Einsinken der Maschinen zu verhindern.

Gewissenhafte Privatwaldbesitzer haben daraus die Lehre gezogen und lassen den Maschineneinsatz nur bei der entsprechenden Witterung zu, also bei Trockenheit oder bei gefrorenem Boden. Für das von der Staatsregierung mit der Bewirtschaftung des Staatswaldes beauftragte Unternehmen Bayerische Staatsforsten (BAYSF) scheint dies allerdings nicht möglich zu sein.

Keine ausreichende Kontrolle

„Die eingesparten Förster- und Waldarbeiterstellen sichern in Verbindung mit den hohen Einschlägen bei den hohen Holzpreisen einen hohen Gewinn, es geht um den kurzfristigen Profit“, meint Pieger. Die dünne Personaldecke gewährleistet nicht einmal eine ausreichende Kontrolle der Einsätze durch die jeweils zuständigen Revierleiter beziehungsweise Waldarbeiter. Denn als Folge der dramatischen Personaleinsparungen mussten die Forstreviere so stark vergrößert werden, dass die meisten Revierleiter und Waldarbeiter einfach überfordert sind und nicht mehr rechtzeitig einschreiten können, wenn sich Schäden während eines Einsatzes abzeichnen. Der Bund Naturschutz fordert deshalb unter anderem die Reviere wieder zu verkleinern, also mehr Förster im Wald zu beschäftigen, damit diese sich wieder intensiver um den ihnen anvertrauten Wald kümmern können.

Der Bund Naturschutz kritisiert zudem, dass auf die Brutzeiten der Vögel keine Rücksicht genommen wird. Nicht einmal im EU-Vogelschutzgebiet Nürnberger Reichswald wird während der Vogelbrutzeit auf die Holzernte verzichtet oder zurückgefahren. Ganz im Gegenteil: In den Brutzeit-Monaten März bis Ende Juli werden im Reichswald genauso viele Bäume gefällt, wie in den übrigen Monaten. Von Brutzeitschonung keine Spur.

Die BN-Orts- und Kreisgruppen im Gebiet des Nürnberger Reichswaldes werden sich in den nächsten Monaten gezielt für eine Stärkung der Gemeinwohlfunktionen im Staatswald einsetzen.

Weitere Bilder unter www.rettet-den-reichswald.de/index.php?menuid=18)

 

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