Bergner investiert in Azubis: „Wir brauchen die Besten“

14.1.2012, 20:15 Uhr
Bergner investiert in Azubis: „Wir brauchen die Besten“

© Heider

„Die Idee, das Ausbildungszentrum zu bauen, entstand eigentlich während der Konjunkturkrise 2008/2009“, sagt Frank A. Bergner. Nachdem in dieser schweren Zeit die Belegschaft zusammenrückte und Verzicht leistete, „wollten wir gestärkt aus dieser Krise gehen“, betont der Geschäftsführende Gesellschafter.

So wurde entschieden, die Ausbildung neu zu strukturieren. „Die Ausbildung ist Teil des Geschäftsmodelles“, sagt Bergner. „Wir brauchen die Besten.“ Der „Kampf um Talente – the war for talents – gilt auch für uns.“

Schrauben war gestern. Die Firma Richard Bergner, deren Markenzeichen die vier Großbuchstaben „RIBE“ sind, entwickelt mittlerweile kundenspezifische Lösungen in der Verbindungstechnik, für Elektroarmaturen und Technische Federn. Mit weit über 300 eingetragenen Patenten ist die Traditionsfirma anerkannter Entwicklungs- und Produktionspartner unter anderem für die Automobilindustrie.

Zum Bleiben begeistern

„Unsere Ausbildung muss deshalb besser sein als das, was auf dem Markt ist“, sagt Peter Oberst, Leiter Personalwesen und Diplom-Pädagoge. Man wolle die Mitarbeiter begeistern, um zu bleiben. „RIBE zeichnet ein hoher Facharbeiteranteil aus, und wir stehen im Werben um diese Spezialisten im Wettbewerb mit richtig großen Firmen oder Konzernen“, unterstreicht Oberst. „Hier darf man nicht kurzfristig denken“, ergänzt Walter Reifenröther, der Vorsitzende der Geschäftsführung. Es sei auch eine „Investition für die Region“, meint er, und Frank A. Bergner spricht gar von einer „großen Verantwortung in der Region.“

Dass Bergner auch Lehrgänge für Auszubildende kleinerer Betriebe durchführt oder die Übernahme der Grundausbildung für Betriebe ohne eigene Ausbildung, sei hier als Hinweis genannt. Der „Bergner“, so der frühere landläufige Name für den Familienbetrieb, kooperiert zudem mit dem Christlichen Jugenddorf (CJD) bei der Ausbildung benachteiligter Jugendlicher. 50 Auszubildende in technischen Berufen (Industriemechaniker, Werkzeugmechaniker, Zerspanungsmechaniker, Maschinen- und Anlagenführer und Mechatroniker reihen sich zurzeit in die Belegschaft ein; 30 Auszubildende sind es in kaufmännischen Berufen wie Industrie- oder Informatikkaufleute. Dass Praktikanten und Diplomanden an der Bahnhofstraße mitarbeiten, bezeichnet Personalchef Oberst als Selbstverständlichkeit.

Erster Eindruck im Praktikum

Während für kaufmännische Berufe ein mittlerer Bildungsabschluss vorausgesetzt wird, können in den technischen Berufen auch Bewerber mit einem guten qualifizierten Hauptschulabschluss eine Stelle finden. So mancher von ihnen hat in den Ferien oder bei Schulpraktika bei Bergner einen guten Eindruck hinterlassen und wurde dann eingestellt.

Zeitgemäße Räume

Geschäftsführender Gesellschafter Thomas Dann, der auch im Arbeitskreis Schule-Wirtschaft mitarbeitet und Mitglied des örtlichen IHK-Gremiums ist, bedauert hier zwar das eher geringe Interesse der örtlichen Gymnasien an Praxistagen, doch wolle er da dran bleiben. Zielsetzung der Sanierung und Neukonzeption des Ausbildungszentrums war nach Firmenangaben die Erweiterung und Modernisierung der technischen Einrichtungen, die Schaffung von zeitgemäßen Schulungsräumen für EDV und andere Fachrichtungen, die Anpassung der Ausbildungsinhalte an technologische und organisatorische Veränderungen sowie die Weiterentwicklung der Kompetenzen des Ausbildungspersonals.

So wurden bei der Neukonzeption des Ausbildungszentrums auf 2300 Quadratmeter Fläche die frühere Schleiferei energetisch saniert, das Gebäude „ertüchtigt“ und eine bedarfsgerechte Maschinenhalle inklusive CNC-Simulation eingerichtet. Es entstanden ein neuer IT-Schulungsraum sowie neue Aufenthalts- und Sanitärräume. Kostenpunkt alles in allem: 1718000 Euro.

„Motivation bis zur Rente“

Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist Walter Reifenröther „absolut wichtig“. Arbeitsabläufe und Anforderungen ändern sich immer wieder. „Deshalb brauchen wir Mitarbeiter, die bis zur Rente motiviert sind“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung, seit 2009 in Schwabach und früher Mitglied des Vorstandes beim Automobilzulieferer Peguform.

Der Anfang dazu wird beim „Bergner“, dem Unternehmen mit weltweit rund 1200 Mitarbeitern an sieben Standorten und einen Gesamtumsatz in 2010 von rund 140 Millionen Euro, bei der Ausbildung gemacht, wobei beispielsweise das Chinaprojekt an der Berufsschule oder auch ein Teamtraining in Leogang, bei dem die Azubis eher spielerisch erfahren, was es bedeutet, eine Mannschaft zu sein, die Ausbildungsinhalte abrunden.

Ein betriebliches Gesundheitsmanagement ergänzt all diese Angebote, die schon lange dazu beitragen, dass die personelle Fluktuation nur sehr, sehr klein ist. Von den Auszubildenden werden in der Regel 90 Prozent der Absolventen in der Firma übernommen.

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