Bergsturz: Schwabacher wurden mit Heli ausgeflogen

9.9.2017, 13:58 Uhr
Bergsturz: Schwabacher wurden mit Heli ausgeflogen

© Foto: Christian Barthel

Am frühen Samstagmorgen, den 19. August, ging es für eine sechsköpfige Truppe, der Hochtourengruppe des Schwabacher Alpenvereins in Richtung Berninagruppe. Ein normal spektakuläres Bergwochenende stand auf dem Plan. Der Samstagabend wurde auf dem Diavolezza Haus verbracht. Am Tag darauf folgte bei Kaiserwetter die Überschreitung des Piz Palü.

Eine tolle Hochtour in kombiniertem Gelände mit spannend, spaltenreichem Gletscher, Steileispassage und schmalen Firngrat, Felsklettern mit Steigeisen, Abseilpisten und ein zäher Geröllmarsch sorgten am Ende des Tages für glücklich erschöpfte Gesichter.

Am Tag darauf ging es für Michael Klemenz und Christian Barthel über den Malojapass ins Bondasca Tal. Zum ersten Mal ragt sie vor ihnen auf: die Nordkante des Piz Badile. Eine Traumkante in Granit, die jedes Klettererherz höher schlagen lässt.

Erster Hinweis auf Infotafel

Von der Ortschaft Bondo führt eine Schotterstraße fünf Kilometer ins Tal hinein auf den Ausgangsparkplatz. Von hier ab geht es schon steil aufwärts zur Sas Furae Hütte. Sie ist an diesem Tag bis auf den letzten Schlafplatz von internationalen Gästen ausgebucht. "Hier entdeckten wir zum ersten mal eine Infotafel, dass ein größerer Bergsturz am Piz Cengalo erwartet wird. Und man hörte es auch immer wieder mal krachen", berichten die beiden Schwabacher.

Morgens um fünf Uhr brechen sie im Schein ihrer Stirnlampe in Richtung Kletterei auf. Zwei Stunden später sind sie am Einstieg. Sie ziehen ihre mit reichlich Sicherungsmaterial bestückten Klettergurte an und starten in das überwältigende Kletterabenteuer über 25 Seillängen, 800 Höhenmeter bis zum Gipfel.

Nach elf Stunden am Gipfel

"Wir genossen die stetig anspruchsvolle Kletterei bis in den oberen fünften Schwierigkeitsgrad mit ordentlich Luft unter den Sohlen", so die beiden. Neben Tiefblicken zu beiden Seiten haben sie auch direkte Sicht auf den ein paar hundert Meter entfernten Cengalo von dem sich lautstark Gestein verabschiedet. Nach elf Stunden erreichen sie erschöpft und überglücklich den Gipfel.

Neben der Freude über die fantastische Klettertour wissen sie jedoch, dass auch noch ein sehr anspruchsvoller Abstieg über die Südseite des Badile vor ihnen liegt. Als sie die letzte Abseilstrecke mit Stirnlampe hinter sich gebracht haben, sind sie sehr froh. Nach einem langen Tag stolpern sie um 22.30 Uhr im Rifugio Gianetti ein.

Am Mittwochmorgen brechen sie zum Rückweg Richtung Sas Furae Hütte und Parkplatz auf.

"Während wir so dahinwandern, vernehmen wir mal wieder ordentliches Felsgekrache", berichten Michael Klemenz und Christian Barthel. "Doch was uns diesmal auffällt, sind die bemerkenswert lange zu hörenden, nachschiebenden Felsmassen. Als wir über den Trubinasca-Pass kommen können wir sehen, dass das Tal in einen Nebel aus Gesteinsstaub gehüllt wurde. Helikopter fliegen. Als wir an der Hütte ankommen informiert uns Hüttenwirtin Heidi, dass sich ein sehr schwerer Bergsturz ereignet hat."

Mächtige Geröllmassen

Die beiden Schwabacher können den Abstieg zum Parkplatz nicht mehr nehmen, denn mächtige Geröllmassen sind auf ihrem Weg unterwegs. Eine halbe Stunde später werden sie zusammen mit anderen Kletterern von einem Helikopter ins Tal ausgeflogen.

Von Bergwacht und Polizei erfahren sie, dass die Straße zum Parkplatz teilweise und eine Brücke von den Geröllmassen mitgerissen wurde. Auch Autos vom Parkplatz wurden offenbar vom Geröll erfasst.

"Wir wussten nicht ob unseres eines davon war. Uns wurde klar, dass es aussichtslos ist, zum Auto zu kommen. Also begaben wir uns auf eine lange Heimreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln", berichten sie.

In den folgenden Tagen ist der "Bergsturz in Bondo" das erste Thema in den Nachrichten. "Da wurde uns nochmal klar, wie knapp das für uns war", so die Schwabacher. "Wir hatten auch Isomatten und Schlafsäcke im Auto um eventuell eine Nacht am Parkplatz zu verbringen."

Inzwischen war Michael Klemenz noch einmal vor Ort. Die Bergwacht hat den Inhalt des Autos geborgen. "Die Mure ist zwei Meter vor unserem Auto vorbeigeflossen. Wir hoffen, dass nicht noch mehr von oben nachkommt."

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