Blattgoldherstellung mit präziser Trocknung

20.12.2012, 08:17 Uhr
Blattgoldherstellung mit präziser Trocknung

© Salvatore Giurdanella

Dass beide Unternehmen mit ihren Produkten zu den Besten ihrer Zunft gehören, ist nicht gleich offensichtlich, zumal Memmert seine Fertigung in Büchenbach hat.

Seit 1947 produziert das Unternehmen mit mittlerweile 220 Mitarbeitern Wärmeschränke, die in Krankenhäusern zum Erwärmen von Decken oder Infusionslösungen benutzt werden, oder bei der Feuerwehr zum Trocken von Atemschutzmasken.

In der Industrie werden Memmert-Klimaschränke zum Beispiel für die Prüfung elektronischer Bauteile oder auch in der medizinischen Forschung eingesetzt. Hier ist die Präzision der Geräte eine herausragende Eigenschaft.

Auf 0,1 Grad genau

Manche Schränke heizen bis auf plus 300 Grad, manche kühlen bis auf minus 42 Grad herunter. Die Temperatur im Innenraum der Geräte muss mit einer Genauigkeit von 0,1 Grad gehalten werden.

Und solche Geräte stehen eben auch bei Noris Blattgold. Sie ist mit 100 Mitarbeitern die größte der noch fünf verbliebenen Blattgoldfabriken Schwabachs — und damit auch Deutschlands.

Armin Haferung ist in der fünfter Generation für die Führung des 1876 gegründeten Unternehmens verantwortlich. Er ist der letzte Goldschlägermeister, der in Deutschland freigesprochen wurde. Deshalb wird Noris Blattgold in Zukunft eine der letzten Oasen sein, in der die jahrhundertealte Tradition des Blattgoldschlagens weitergelebt, weitergegeben und natürlich in punkto moderner Anlagentechnik weiterentwickelt werden wird.

Das Verfahren der Blattgoldherstellung hat sich seit dem Mittelalter kaum verändert. Nach dem Legieren von hochreinem Gold mit den streng geheimen, exakt ausgewogenen Zutaten bei über 1200 Grad werden 4 Zentimeter breite Barren gegossen. Abhängig von der Rezeptur und dem Schlagwerkzeug entstehen so poetische Farben wie Versailles Gold, Grüngold dunkel und Mondgold oder reines Gold mit 24 Karat.

0,007 Millimeter dünn

Geht man mit Armin Haferung durch die Produktion bei Noris Blattgold, so sieht und hört man die moderne Technik natürlich vor allem bei den Walzwerken, die die Goldstangen in 0,007 Millimeter dünne Folienbänder pressen, sowie bei den Schlagautomaten. In ihnen erfolgt das eigentliche Schlagen — im Gegensatz zur Handarbeit des Mittelalters — vollautomatisch.

Aus den Goldfolienbändern zugeschnittene Goldfolienquadrate von 16 Quadratzentimetern werden zwischen Kunststoffblätter gelegt und in Lagen von 2000 Blättern auf 196 Quadratzentimeter Fläche geschlagen. Am Ende besitzt das hauchfein geschlagene Blattgold noch eine Stärke von 0,007 Millimetern. Dagegen erscheint ein menschliches Haar mit einer Stärke zwischen 0,04 und 0,1 Millimetern wie ein grobes Hanfseil.

Blattgoldherstellung mit präziser Trocknung

Trockene Lagerung

Während eines Rundgangs durch die Produktionsräume von Noris Blattgold begegnet man dann mit Memmert dem anderen Schwabacher Traditionshersteller. Walzen und Schlagen der Goldfolie erfolgen in mehreren Durchgängen. Daher muss das geschlagene Material in Trockenschränken mehrere Tage bei Temperaturen zwischen 52 und 85 Grad getrocknet und gelagert werden.

Auch das Kreidepulver, das auf den Trennblättern dafür sorgt, dass das Blattgold nach dem Schlagen wieder sauber vom Untergrund abgetrennt werden kann, wird in Memmert-Trockenschränken aufbewahrt.

Trotz der kraftvollen Maschinen ist die Blattgoldschlägerei nach wie vor viel Handarbeit. Keine Maschine hätte das notwendige Feingefühl, um das Blattgold wie eh und je sorgfältig in quadratische Büchlein zwischen je 25 Blatt Seidenpapier zu legen, bevor es sich auf seine weite Reise in alle Welt macht.

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