Blühende Soos: Wanderung zu den Märzenbecherfluren

17.4.2015, 08:45 Uhr
Blühende Soos: Wanderung zu den Märzenbecherfluren

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Auch im 30. Jahr des Bestehens der Ortsgruppe Schwanstetten im Bund Naturschutz (BN) durften Vorsitzende Elke Küster-Emmer und Förster Hubert Riedel von den Bayerischen Staatsforsten über 50 interessierte Naturbeobachter zur Wanderung in die Soos begrüßen.

Der alte Flurname „Soos“ stammt von dem mittelhochdeutschen Wort „saze“ ab, was unter anderem „Ruheort“ oder „Versteck für das Wild“ bedeutet und auf die frühere jagdliche Nutzung, zum Beispiel durch die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, hinweist.

Auf dem Weg zu den Märzenbecherfluren stellte Hubert Riedel an mehreren Waldbildern die Schönheit, aber auch die Probleme und Herausforderungen des nahe Schwand gelegenen Staatswaldgebietes Soos heraus. Mehr als 30 Baumarten, eine reiche Kraut- und Strauchflora und eine interessante Geologie seien hier anzutreffen. Durch den sehr hohen Laubbaum-Anteil biete dieses Waldstück Lebensräume für sehr viele Tiere und Pflanzen.

Sorgenkind sei seit Jahren, besonders aber seit dem Jahrhundertsommer 2003, die Baumart Fichte. Sie reagiere als Flachwurzler auf solche Trockenjahre und den allgemein prognostizierten Klimawandel sehr empfindlich. Dadurch geschwächt, werde sie großflächig von Fichtenborkenkäfern befallen und zum Absterben gebracht. Sturmschadensereignisse täten ein Weiteres, um der labilen Fichte den Garaus zu machen.

Einziges wirksames Gegenmittel sei der „Waldumbau“, nämlich die Umwandlung von reinem Nadelholzbestand, auch Monokultur genannt, hin zum Mischwald. Damit das funktioniert, müsse Licht geschaffen werden, und dies ginge nur durch das Ernten von Nadelbäumen.

Stabilerer Wald

Pfahlwurzler, wie Tanne und Eiche, die im Gegensatz zur Fichte tief wurzeln, die Buche, der Bergahorn, die Ulme und auf nasseren Standorten die Schwarzerle zählten zu den stabilisierenden und standortgerechten Baumarten. Über Saat und Pflanzung würden diese Baumarten eingebracht. Wichtig sei aber auch ein angepasster Rehwildbestand, damit die Bäume ohne hinderliche und kostspielige Zäunungen heranwachsen könnten und auch natürlich sich ansamende Mischbaumarten eine Überlebenschance hätten.

Bei den üppig blühenden Märzenbecherfluren im Kerngebiet der Soos angekommen, erläuterte Förster Riedel, wie die Zurücknahme der Fichte durch Holzerntemaßnahmen dem Märzenbecher geholfen habe, sich weiter auszubreiten. Der Märzenbecher benötige nämlich helle und feuchte Laubmischwälder, um zu gedeihen.

Wie BN-Ortsvorsitzende Elke Küster-Emmer erläuterte, sei der Märzenbecher giftig, denn er enthalte das Alkaloid Leucocin. Die wunderschöne Pflanze werde auch Frühlings-Knotenblume genannt und stamme aus der Familie der Amaryllis-Gewächse. Der zweite Name gehe auf den auffallenden Fruchtknoten zurück. Er liege oberhalb der Blütenglocke und wirke wie eine knotenartige Verdickung des Blütenstiels. Ein zweites sicheres Erkennungsmerkmal seien die charakteristischen hellgrünen Spitzen der weißen Blütenblätter. Sie gehörten zu den gefährdeten Arten und seien besonders geschützt, wie auch der Seidelbast oder „Kellerhals“, der den kalkhaltigen Boden der Soos liebe, und die Orchideenarten Großes Zweiblatt und Breitblättrige Stendelwurz.

Die durch Bienen und Nachtfalter bestäubten Samenanlagen sänken nach der Blüte langsam zu Boden. Die fleischigen Samenkapseln würden durch Tiere gefressen, die die weißen Samenkapseln wieder ausscheiden und so ihren Beitrag zur Verbreitung leisten.

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