Bootsbauer mit 83: Mann erfüllt sich Lebenstraum

5.1.2018, 05:58 Uhr
Peter Steinhäuser und sein Kanu in einer Schwabacher Garage.

© Robert Gerner Peter Steinhäuser und sein Kanu in einer Schwabacher Garage.

Vor geraumer Zeit hat Peter Steinhäuser sein Haus in Katzwang verkauft. Seitdem wohnt er in der Rednitzhembacher Seniorenresidenz im Rednitzgarten. "Da muss ich mich um nichts kümmern", sagt er. Auf die faule Haut mag sich der 83-Jährige aber nicht legen. Mehrmals in der Woche setzt er sich in sein Auto und fährt ins Geschäft seines Sohnes in der Schwabacher Lindenstraße. Er sperrt dort die Garage auf und macht sich an die Arbeit. In der Garage steht kein Auto. Stattdessen wartet Steinhäusers Kanu darauf, fertiggestellt zu werden.

Die Anfänge des Langzeitprojekts reichen bis in die 1980-er Jahre zurück. Damals, als Steinhäusers schon vor Jahren verstorbene Frau in der Süddeutschen Klassenlotterie Geld gewann und ihren drei Kindern einen langen Urlaub in Kanada schenkte – in dem Land, in dem sie geboren wurden und in dem Peter Steinhäuser 15 Jahre lang gearbeitet hatte.

Aus Kanada bedankten sich die Kinder auf ihre eigene Weise: Sie schickten ein Buch über den traditionellen Kanubau nach Hause. "Ich habe dieses Buch gefressen", erinnert sich Peter Steinhäuser. "Es hat mich gepackt, ich war von Anfang an fasziniert."

In Toronto Holz bestellt

Er war so fasziniert, dass er sich gleich bei einer Firma in Toronto das nötige Holz bestellte: uraltes, lang gelagertes Zedernholz, fein säuberlich geschnitten in sechs Meter lange, 2,8 Zentimeter breite und sechs Millimeter dünne Planken. Das Holz wurde geliefert, aber Peter Steinhäuser schaffte es nicht, vom Wollen ins Tun zu kommen. "Ich hatte erst keine Zeit, dann keinen Platz und irgendwann auch keine Lust mehr", erinnert sich der frühere Geschäftsführer eines Spielzeugherstellers.

Die Lust kehrte aber zurück. "Mit zunehmendem Alter gehen einem sonst die Projekte aus", sagt Steinhäuser. Er überzeugte seinen Sohn Ian, die alte Idee doch wieder aufzugreifen – kurz bevor Ian das alte Holz entsorgen konnte. Über einen Bekannten kamen die beiden an eine "Helling", eine Art Gerüst, das dabei hilft, die Planken in die richtige stromlinienförmige Kanuform zu biegen.

In Kunstharz getränkt

Hunderte von Stunden haben Vater und Sohn mittlerweile an ihrem Boot gebaut. "Das, was in anderen Familien der 33-jährige Vater mit seinem fünfjährigen Sohn macht, machen wir eben 50 Jahre später" erklärt Ian Steinhäuser, der ebenso wie sein Vater in der Spielwarenbranche seine Brötchen verdient – inzwischen in fünfter Generation.

Die Außenhaut des Kanu ist schon so gut wie fertig. Die Planken wurden immer wieder geschliffen, mit einer Glasmatte belegt und mehrmals in Kunstharz getränkt. Die Innenseite bearbeitet Peter Steinhäuser derzeit akribisch mit dem Elektroschleifer. "Keine schöne Arbeit", erzählt der rüstige Senior, "aber ich darf jetzt nicht ungeduldig werden". Seit August ist der 83-Jährige am Werkeln, bis März soll das gute Stück einsatzbereit sein.

Nach der Jungfernfahrt wollen die Steinhäusers vor allem auf dem Brombachsee paddeln, aber auch einmal die Altmühl bis hinunter zur Donau fahren. Respekt vor der Herausforderung hat der Senior – auf ihn passt das Prädikat rüstig – nicht. "Denn erstens war meine Familie schon immer mit dem Wasser verbandelt", sagt Peter Steinhäuser. Und zweitens hatte er zu seiner kanadischen Zeit ein Ferienhäuschen auf einer kleinen Insel vor der Küste. Haupt-Transportmittel zwischen Fest- und Eiland: ein altes Lasten-Kanu.

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