Bruno hätte nicht sterben müssen

7.10.2018, 06:00 Uhr
Bruno hätte nicht sterben müssen

© NZ

Kinder, wie die Zeit vergeht! Über zwölf Jahre ist es schon wieder her, dass der Braunbär Bruno bayerischen Boden betrat. Der erste seiner Art im Freistaat nach 170 Jahren Abstinenz. Doch weil Bruno nicht nur Honig naschte, sondern sich auch Nutztiere vorknöpfte, wurde er schnell vom Braun- zum Problembären hochgestuft.

Schneller Schießbefehl

Diensthabender Ministerpräsident in der bayerischen Staatskanzlei war damals ein älterer, weltgewandter Herr Namens Edmund Stoiber, der in bester Walter-Ulbricht-Manier sofort einen Schießbefehl erteilte. Stoiber hatte ja lauter so tolle Ideen. Wollte er nicht in zehn Minuten damit beginnen, eine Magnetschwebebahn bis zum Flughafen zu bauen, oder so ähnlich? Hat er nicht im Alleingang das von allen abgöttisch geliebte und inzwischen wieder abgeschaffte G 8 eingeführt? Stammt von ihm nicht das legendäre Zitat von der "glodernden Lut"? (Er hat das allerdings gleich korrigiert und eine "Lodernde Flut" hinterhergeschickt.)

Und: Hat er nicht mal in einer Pressekonferenz gesagt: "Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran."

Kein leeres Versprechen

Vor diesem Hintergrund hatten viele Tierschützer gehofft, das Todesurteil für Bruno sei auch so ein Stoiber’sches leeres Versprechen. Aber es war kein leeres, sondern ein richtiges Versprechen, weshalb der Braunbär JJ1 alias Bruno, geboren 2004 im Naturpark Adamello-Brenta, am 26. Juni 2006 durch die Kugel eines Jägers vom Leben zum Tode befördert wurde.

Brunos Seele ist verschwunden, sein Körper, besser: seine äußere Hülle, kann dagegen im Museum Mensch und Natur in München noch bestaunt werden. Bruno ist dort hindrapiert als gemeiner Honig-räuber. Die Frage ist: Musste Bruno wegen dieses Firlefanzes sterben.

Nein, das hätte nicht sein müssen. Es hätte Alternativen gegeben, wie man heute weiß. Und das bringt uns zum zweiten Teil dieses "Goldrichtig?!?, nämlich zu Nicole Minkin Lissenden. Die 34-jährige Amerikanerin hat jüngst der staunenden Weltöffentlichkeit nämlich gezeigt, wie man aus Versehen einen Bären fängt. Und das kam so: Lissenden kam nach Hause, parkte ihr Auto, sperrte es aber nicht ab und ging ins Haus. Als ihr Nachbar klingelte und bemerkte, die Autotüre stehe offen, dachte sich Lissenden nichts dabei, ging nach draußen und schlug sie einfach wieder zu.

Was sie erst später bemerkte: Im Auto hatte es sich ein Schwarzbär gemütlich gemacht. Allerdings wurde es ihm im Inneren dann schnell zu eng, er hupte wie ein Verrückter, riss Sitze heraus und zertrümmerte ein Fenster. Als sich das Tier endlich befreit hatte, marschierte es in ein nahegelegenes Haus und fraß eine Muffin-Backmischung.

Eines darf an dieser Stelle vermutet werden: Bei dem Haus handelte es sich nicht um das von Edmund Stoiber. Von erlegten Schwarzbären hat man zuletzt nämlich nichts gehört.

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