Das Kleine macht Abenberger Mädchenrealschule groß

30.9.2016, 16:14 Uhr
Das Kleine macht Abenberger Mädchenrealschule groß

© Foto: Gerner

Es war, wie der Abenberger Bürgermeister Werner Bäuerlein sagte, wohl die „richtige Entscheidung zur richtigen Zeit“. Anfang der 2000er Jahre hatte die Abenberger Ordensgemeinschaft von der „Schmerzhaften Mutter“, bis dahin Trägerin der Schule, erkannt, dass die Klosterschwestern in wenigen Jahren mit den Aufgaben überfordert sein würden, personell wie finanziell.

Mit der Diözese Eichstätt wurde schließlich ein neuer Träger gefunden, der zum 1. Januar 2004 übernahm. Aus heutiger Sicht erscheint das logisch. Aber: „Damals war das noch machbar“, blickte Dr. Peter Nothaft, der Schulreferent der Diözese Eichstätt, zurück. „Heute würde die Entscheidung anders ausfallen.“ Nicht weil man diese Entscheidung für Abenberg heute bereue. Sondern weil sich „die Zeiten geändert haben“, so Nothaft. Auch für die katholische Kirche heißt das: Sie muss sich finanziell nach der Decke strecken.

Über eine Million vom Landkreis

Doch es gibt ja auch Unterstützung jenseits der Kirche. „Über eine Million Euro an freiwilligen Leistungen hat der Landkreis Roth seit 2003 für die katholische Mädchenrealschule bereitgestellt“, merkte Schulleiterin Doris Hengster in ihrem Grußwort dankbar an. Der Landkreis müsste das nicht machen. Aber Landrat Herbert Eckstein und dem 60-köpfigen Kreistag ist daran gelegen, dieses besondere Kleinod in der bayerischen Bildungslandschaft zu erhalten. „Wir wollen und werden weiter unseren Anteil leisten“, versprach Eckstein, der die Mädchenrealschule als „unsere Kaderschmiede“ bezeichnete. Hintergrund: Viele Absolventinnen sind später in verschiedenen Abteilungen des Landratsamtes gelandet. Eckstein lobte die „Überschaubarkeit der Schule“, in der die Mädchen und jungen Frauen „ihre Talente entdecken und entwickeln können“.

Die Geschichte der Mädchenschule reicht eigentlich schon viel weiter als bis ins Gründungsjahr 1966 zurück. Schon 1794, also vor 222 Jahren, gab es in der Burgstadt erste Bildungsmöglichkeiten speziell für Mädchen, wie Johann Seitz, der Ministerialbeauftragte der mittelfränkischen Realschulen, erinnerte.

Zweiter Anlauf

Diesem ersten Versuch war allerdings keine lange Zukunft beschieden, erst die Ordensfrauen wagten nach dem 2. Weltkrieg einen neuen Versuch – und konnten nach jahrelanger Vorbereitung 1966 mit den ersten 14 Schülerinnen starten. Zehn von diesen 14 Schülerinnen machten vier Jahre später ihren mittleren Bildungsabschluss, und immerhin neun von diesen zehn ersten Absolventinnen wohnten gestern Mittag der Jubiläumsfeier bei. Ein Beispiel dafür, wie sehr sich die Schülerinnen in Abenberg mit ihrer Schule identifizieren. Daran hat sich seit 50 Jahren nichts geändert. Heute besuchen 185 Fünft- bis Zehntklässlerinnen die Mädchenrealschule. Unterrichtet werden sie von einem rein weltlichen Lehrerinnen- und Lehrerteam, mit einer Ausnahme: Der evangelische Pfarrer Tobias Brendel gibt evangelische Religion. Seine Arbeit würdigte Schulreferent Peter Nothaft ganz besonders.

In der Tat ist es schon längst keine Zugangsvoraussetzung mehr für die Mädchenrealschule, katholisch zu sein. „Wir sind zwar eine katholische Schule“, sagte Schulleiterin Doris Hengster, die 2013 als erste „weltliche Schulleiterin“ die schwere Nachfolge der überaus beliebten und früh verstorbenen Schwester Susanne Geiger übernommen hat. „Wir sind aber auch eine christliche Schule, eine offene Schule und eine mutige Schule.“ Hengster optimistisch: „Die Mädchenrealschule ist eine Schule mit Zukunft.“

Festakt mit viel Musik

Aufgelockert wurde der Festakt im Musiksaal von vielen musikalischen Einlagen der Schülerinnen. Sie unternahmen, Klasse für Klasse, eine Zeitreise in die Geschichte der Popmusik. Zu berührenden Harfenklängen von Anne Bayerlein (Paul McCartneys „Yesterday“) gab es einem visuellen Rückblick auf 50 Jahre Schulgeschichte. Später lebte Abbas „Dancing Queen“ wieder auf, Nenas „99 Luftballons“ und der größte Hit der Prinzen („Alles nur geklaut“). Stark das Medley der größten Hits von Adele durch die neunten und zehnten Klassen und lustig die Interpretation von Pharell Williams’ One-Hit-Wonder „Happy“.

Daneben zeigten Siebtklässlerinnen einen irischen Tanz, und die beiden Schulsprecherinnen Leonie Hecht und Paula Luschka zeigten mit Hilfe einiger verkleideter Schülerinnen den vielen Ehrengästen, unter denen auch Bischof Gregor Maria Hanke war, auf, was die 50 Jahre junge Mädchenrealschule Abenberg über den Unterricht hinaus ausmacht.

 

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