Der DFB klopft an: Amelie Thöle bald in der Nationalmannschaft?

22.9.2018, 06:00 Uhr
Immer mittendrin statt nur dabei: Amelie Thöle, hier bei einem Punktspiel mit der U15 der JFG Wendelstein gegen Bamberg.

© Jainta Immer mittendrin statt nur dabei: Amelie Thöle, hier bei einem Punktspiel mit der U15 der JFG Wendelstein gegen Bamberg.

Amelie Thöle sitzt auf der Terrasse der Röthenbacher Wolfgangsstuben. Jeans, weißes T-Shirt, lange, offene Haare. Das mit den Haaren muss man extra betonen, denn wenn die 15-Jährige ihrem großen Hobby nachgeht, dann muss die lange Mähne mittels eines Zopfs gebändigt werden. Beim Fußball will und muss sich Thöle auf das Wesentliche konzentrieren. Räume zustellen, Bälle erkämpfen, Bälle verteilen. Alles das, was der klassische "Sechser" auf dem Fußballplatz halt so macht.

Das Zusammenspiel mit den Jungs klappt problemlos. Warum sollte es auch Probleme geben? Die 15-Jährige hat ja – abgesehen von den Auswahlmannschaften – ja noch nie in einer reinen Mädchenmannschaft gespielt.

Heimatverein treu geblieben

Natürlich gibt es Anfragen. Aus Nürnberg, aus Fürth, aus Jena. Doch Amelie Thöle ist bislang immer ihrem Heimatverein, dem TSV beziehungsweise der JFG Wendelstein, treu geblieben. Aktuell, das sehen auch die Scouts der großen Frauenfußball-Mannschaften ein, hat das auch viele Vorteile. In einer U 15-Bayernligamannschaft der Jungs wird die 15-Jährige viel besser gefordert (und gefördert) als in einem reinen U 17-Mädchenteam. Es geht bei den Jungs schneller und robuster zu. Der Lerneffekt ist größer.

Amelie Thöles Trainer Darek Romanek kennt seinen Schützling seit über zehn Jahren. "Schon in der Ballschule hat man gesehen, dass aus der Amelie etwas werden kann", sagt der Coach und Koordinator der erfolgreichen JFG. Sie sei schnell, ausdauernd, stark am Ball "und unglaublich ehrgeizig". Diesen Ehrgeiz brauche man, um es zu etwas zu bringen.

Die Wendelsteinerin ist nicht ganz zufällig beim Fußball gelandet. Als kleiner Knirps kugelte sie schon über die Plätze, als ihr Vater und ihr drei Jahre älterer Bruder (der übrigens bei den Landesliga-A-Junioren der JFG das Tor hütet) im Einsatz waren.

Amelie Thöle ging ihren Weg konsequent: F-Junioren, E-Junioren, der Wechsel aufs Großfeld und damit vom TSV zur JFG, D-Junioren, C-Junioren.

Dass man als 15-jähriger Teenager noch bei den Jungs mitkickt, war bis vor einigen Jahren die große Ausnahme. Doch wer sich einmal in der Bayernliga Nord der C-Junioren umschaut, dort wo die JFG Wendelstein jetzt im vierten Jahr ihre Kreise zieht, der stößt bei etlichen Mannschaften auf weibliche Verstärkung. Zehn Namen von Kolleginnen aus Schweinfurt, Coburg & Co. fallen Amelie Thöle auf Anhieb ein.

Sechs Einheiten pro Woche

Selbst im eigenen Team gibt es Unterstützung. Ihre Mitspielerin aus der letzten Saison, Gia Corley, ist zwar im Sommer zu den Bayern nach München gewechselt. Doch dafür kehrte mit Sabrina Eisenhaut eine Torhüterin aus Regensburg zur JFG Wendelstein zurück.

Dass Amelie Thöle inzwischen über die JFG-Bayernliga-Mannschaft hinausgewachsen ist, kommt nicht überraschend. "Es gibt für sie ja nichts anderes als Schule und Fußball", erklärt ihre Mutter Brigitte. Sechsmal trainiert die 15-Jährige pro Woche. Dreimal mit der JFG, dreimal an der Bertolt-Brecht-Schule in Langwasser beziehungsweise beim Stützpunkt des 1. FC Nürnberg.

Von dort war der Weg in die Regionalauswahl nicht mehr weit. Danach rief die Bayernauswahl. Dort hat sich die 15-Jährige schnell einen so guten Namen gemacht, dass sie nicht nur in der U 16-Länderauswahl im Mittelfeld gesetzt ist. Sie gehört auch zu den drei Mädchen, die bereits regelmäßig in die U 18-Bayernauswahl hochgezogen werden. Also fährt Amelie Thöle in einer Woche zum fünftägigen U 18-Länderpokal nach Duisburg, wo sich auch die Scouts des Deutschen Fußballbundes (DFB) eifrig Notizen machen werden.

Wobei: Amelie Thöle haben sie ja schon seit dem U 16-Länderpokal im Frühjahr auf dem Zettel. "Die Natio ist natürlich mein großes Ziel", sagt die 15-Jährige. "Wenn du vom ersten Spiel zurückkommst mit den Schuhen und den ganzen Klamotten, dann musst du dir um deine Ausrüstung nie mehr sorgen machen."

Noch ist es aber nicht soweit. In der Schule steigt der Stress, weil Amelie Thöle nächstes Frühjahr an der Bertolt-Brecht-Schule ihre Mittlere Reife machen will, um danach – je nach Noten – auf die FOS zu wechseln oder aufs Gymnasium. Ein Studium, sagt die 15-Jährige, wäre auch im Hinblick auf den Fußball nicht schlecht. Dann hat man mehr Zeit, um sich auf den Sport zu konzentrieren.

Die Ziele hat die junge Frau mit den langen, blonden Haaren schon abgesteckt. "Frauen-Bundesliga", sagt sie. Auch die passenden Vereine hat sie schon ausgeguckt: "Wolfsburg, Freiburg oder die Bayern. Etwas anderes kann ich mir derzeit nicht vorstellen."

Bis es soweit ist, möchte sie aber ihrer JFG Wendelstein die Treue halten. Drei Jahre lang könnte sie sich dort noch mit den Jungs messen. Auch in einer U 17 wäre das noch möglich. Einen großen Vorteil hat das für die 15-Jährige, und dieser Vorteil heißt Spielpraxis. Denn was für Thomas Müller bei Bayern München gilt, das gilt auch für das Nachwuchstalent Thöle in Wendelstein. "Amelie", betont ihr Trainer Darek Romanek, "spielt immer".

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