Die alte „Reichskriegsflagge“ wehte in Schwabach

SCHWABACH - Gedankenlosigkeit, Provokation oder schlicht Ausdruck rechtsextremer Gesinnung? Ein Schwabacher hat auf dem Balkon seines Hauses die „Reichskriegsflagge“ gehisst. Das ist nicht strafbar. Aber angesichts des Erstarkens der rechten Szene – Stichwort NSU-Terror – schrillten in der Nachbarschaft die Alarmglocken. Inzwischen wurde das Stück Stoff allerdings wieder eingeholt.

Die alte Reichskriegsflagge wurde zwar schon im Jahr 1871 eingeführt und hat damit nur mittelbar etwas mit dem Nationalsozialismus zu tun. Allerdings wurde sie schon in der Weimarer Republik von extrem rechts stehenden Parteien und Organisatoren als Symbol verwendet. Eine davon war die paramilitärische Vereinigung „Reichskriegsflagge“, deren Führung 1923 Adolf Hitler übernahm.

Im Dritten Reich veränderten die Nationalsozialisten das Aussehen der Reichskriegsflagge. Sie ersetzten ab 1935 das „eiserne Kreuz“ im linken oberen Viertel durch das Hakenkreuz. Die Version mit dem Hakenkreuz ist heute verboten. Die alte Reichskriegsflagge wird dagegen meist geduldet. Da sie jedoch vorwiegend in der rechtsradikalen Szene Verwendung findet, ist der Verfassungsschutz alarmiert. Dennoch sah die Stadt Schwabach zunächst „keine Möglichkeit, einzuschreiten“, wie Pressesprecher Jürgen Ramspeck auf Anfrage unse-rer Zeitung gestern Vormittag sagte. „Das reine Zeigen der Flagge ist nun einmal nicht strafbar.“ Mitarbeiter des Ordnungsamts schauten sich dann aber nach Hinweisen aus der Nachbarschaft doch einmal vor Ort um. Die Behörden-Präsenz hat offenbar Wirkung gezeigt: Inzwi-schen hat der Hausbesitzer seine Flagge wieder eingeholt. Vorerst zumindest.