Die „unvollendete“ Verkehrsplanung in Nürnbergs Süden

10.10.2015, 10:09 Uhr
Die „unvollendete“ Verkehrsplanung in Nürnbergs Süden

© Foto: Karl

Ende September wurde darüber im Verkehrsausschuss des Nürnberger Stadtrates diskutiert und nun steht das Thema im Zusammenhang mit der Gaulnhofener Straße in Katzwang auch auf der Agenda der Bürgerversammlung Katzwang am 15. Oktober. Dabei reicht die Problematik schon vierzig Jahre ins vorige Jahrhundert zurück.

In den siebziger Jahren wurde der Hafen gebaut und eröffnet, zugleich der Frankenschnellweg, die A 73 und die B 2a von Schwabach Richtung Weißenburg. Das fehlende Teilstück der B 2a zwischen Schwabach und Nürnberg geriet in den Proteststurm der Bürgerinitiative „Rettet das Rednitztal“, so dass die Planung gestoppt wurde und der Lückenschluss bis heute fehlt.

Für die fehlende Anbindung des Hafengebietes an den Südwesten über die A 6 wurde zur scheinbaren Entlastung der „Overfly“ am Autobahnkreuz Nürnberg-Süd gebaut, die täglichen Staus bei der Ausfahrt von der A 73 in das Hafengebiet sind bekannt.

Schaden an Rednitzbrücke

Mittlerweile ist die Rednitzbrücke in Katzwang so geschädigt, dass eine Fahrbahnverengung mit Tempo- und Gewichtsbeschränkung bereits seit Jahren eingeführt werden musste. In Katzwang wurde wegen der Lärm- und Verkehrsbelastung (auch für die Hofausfahrten der Landwirtschaftsbetriebe) in der Johannes-Brahms-Straße und Katzwanger Hauptstraße ebenfalls Tempo 30 eingeführt. Die Brücke über die A6 nach Neuses ist trotz Neubau gewichtsbeschränkt. Für LKW-Leerfahrten oder leere Containerfahrzeuge ist die Brücke aber befahrbar. Die Ortsdurchfahrt durch Kornburg ebenfalls auf Tempo 30 reduziert.

Durch den Neubau des Kreisels Vorjurastraße/Wiener Straße ist derzeit eine Zufahrt zum Hafengebiet aus dem Süden nur über den Overfly, den Marthweg oder durch Schwabach/Wolkersdorf möglich. Somit entwickelte sich ein Ausweichverkehr über den Marthweg statt wie vorher über die Vorjurastraße.

Eine weitere Ausweichstrecke führt von Penzendorf/Neuses über Kornburg und Worzeldorf, was mittlerweile zu täglichen Staus in der Schwanstettener Straße bis in den späten Vormittag und in der Gegenrichtung am Nachmittag führt.

Es ist einsichtig, dass die Stadt Nürnberg eine florierende Wirtschaft braucht, gleichzeitig auch die Bedürfnisse der Bürger nach Wohnraum im Nürnberger Süden befriedigt durch die Wohngebiete Kornburg Nord und Katzwang an der Gaulnhofener Straße. Allerdings ist dann auch eine entsprechende Verkehrsanbindung erforderlich, die durch die bisherigen zwei Straßen von Weiherhaus und Worzeldorf nach Nürnberg nicht mehr ausreicht.

Tempo 30 wegen Baustelle

Obwohl die Planungen für den Kreisel Wiener Straße schon jahrelang, die ersten Baumfällungen im Dezember 2014 und der eigentliche Baubeginn mit der Sperrung der Wiener Straße zwischen Vorjurastraße und Hamburger Straße bereits im Frühjahr 2015 stattfanden, wurde die Begrenzung wegen Lärmschutzes auf Tempo 30 am Marthweg erst Anfang September während eine Baustelle eingerichtet. Laut Aussagen des Verkehrsplanungsamtes soll die Begrenzung bis zum Ende der Baumaßnahme in der Wiener Straße gelten und wurde begründet mit erhöhter Lärmbelastung durch den Umleitungsverkehr.

Eine Verkehrszählung wurde turnusmäßig im Juli durchgeführt. SÖR (Servicebetreibe öffentlicher Raum der Stadt Nürnberg) als Baulastträger bekam den Auftrag, eine Lärmberechnung deswegen durchzuführen. Als Datenbasis wurde vom Verkehrsplanungsamt Nürnberg eine Steigerung des Verkehrs durch die Kreiselbaustelle von 12 000 Fahrzeugen auf 15 000 Fahrzeuge zugrunde gelegt. Außerdem wurde nach PKW und LKW sowie Tages- und Nachtzeit differenziert und auch die Fahrbahnbeschaffenheit berücksichtigt. Dabei wurden für den Marthweg an der Einmündung Radmeisterstraße Lärmpegel von 68,7 dB(A) und in der Nacht von 61,5 dB(A) bei 50 km/h errechnet. Die Grenzwerte nach Auskunft von SÖR liegen bei 67 dB(A) am Tag und 57 dB(A) in der Nacht. Eine Lärmsanierung bei bestehenden Straßen ist rechtlich nicht verpflichtend.

Eine fiktive Berechnung für die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h ergab eine Reduzierung um 2,5 dB(A) beziehungsweise 2,6 dB(A). Dadurch würde der Pegel in der Nacht unter 59 dB(A) gesenkt, der Tageswert sogar deutlich unter die 67 dB(A)-Marke.

Der Marthweg ist auf seiner Westseite von Wald begrenzt mit Ausnahme des Bereichs Radmeisterstraße, dort stehen fünf Wohnhäuser. Auf der Südseite stehen etwa 20 Wohngebäude, zum Teil auf einer Anhöhe oder bereits von der Straße durch Mauern oder hohe Zäune abgegrenzt. Außerdem befinden sich in Pillenreuth zwei Reihenhauszeilen hinter einem Garagenhof.

Probleme an Kreuzung

Besonders problematisch ist der Bereich der Kreuzung Marthweg/Radmeisterstraße. Dort befindet sich eine Bushaltestelle auf der Ostseite und ein Kindergarten auf der Westseite des Marthwegs. Außerdem kreuzt hier der einzige durchgehende Radweg von Herpersdorf/Weiherhaus nach Katzwang. Es kommt immer wieder zu Konflikten durch die zahlreichen Linksabbieger vom Marthweg in die Radmeisterstraße. Diese kritischen Situationen werden aber durch die Geschwindigkeitsbeschränkung gar nicht erfasst.

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