Dr. Ingeborg Singer hat prämiertes Notfalltraining entwickelt

11.5.2015, 10:09 Uhr
Dr. Ingeborg Singer hat prämiertes Notfalltraining entwickelt

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Eigentlich arbeitet Dr. Ingeborg Singer beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherung in Bayern. Doch die ausgebildete Chirurgin ging vor einigen Jahren gewissermaßen fremd. Das hat sich jetzt ausgezahlt: Das von ihr und ihrem Team entwickelte Notfalltraining für geburtshilfliche Teams in Kliniken, „simparteam“, wurde

Die Ärztin aus Wassermungenau und ihr Team sind in Berlin für ihr Engagement und ihre Erfolge um mehr Patientensicherheit ausgezeichnet worden.

Singer hat vor vier Jahren ein Notfalltraining für geburtshilfliche Teams in Kliniken konzipiert. Sie hat damit das, was es in anderen Hochrisikoberufen wie der Luftfahrt schon seit längerem gibt, erstmals in die Medizin übertragen. Das Pilotprojekt startete an sieben Krankenhäusern. Inzwischen ist die Auswertung abgeschlossen. Und die zeigt: Es kann funktionieren.

Seit 2014 gibt es „simparteam“. Der Begriff steht für „Simulation“, für „partus“ (der lateinische Begriff für Geburt) und für „Team“. Es ist ein festes Trainingsprogramm, mit dessen Hilfe man Notfallsituationen im Kreißsaal durchspielen kann. Ingeborg Singer: „Wenn es nur in einem Fall gelingt, ein Kind vor Geburtsschäden zu bewahren, dann hat sich aller Aufwand gelohnt.“

Es liegt an der Kommunikation

Wobei: Die Medizinerin betont, dass die Geburtshilfe in Deutschland „absolutes Top-Niveau“ hat. Kritisch werden könne es aber, wenn unerwartete Komplikationen auftreten. Dann werden nicht mehr nur die Hebamme und ein Assistenzarzt benötigt. Dann werden binnen Minuten Ober- und Chefarzt, Anästhesist und Operationsschwestern hinzugezogen. Wenn es um Leben und Tod geht, ist das für alle Beteiligte eine extrem belastende Situation unter enormem Zeitdruck. „Das Problem ist dann ganz oft die Kommunikation“, erklärt Singer.

Bei „simparteam“ wird eine Geburt mithilfe einer hochtechnischen und äußerst realistischen Simulationspuppe durchgespielt. Alle Arbeitsschritte werden gefilmt. Bei einer Abschlussbesprechung wird dann aufgezeigt, was gut war und was besser hätte sein können. Das anderthalbtägige Training ist nicht billig. „Aber es hilft, sich auf Notfallsituationen besser vorbereiten zu können“, so die Medizinerin aus Wassermungenau.

Dr. Ingeborg Singer hat prämiertes Notfalltraining entwickelt

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Dass das Trainingsprogramm kürzlich in Berlin vom „Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.“ mit einem dritten Preis ausgezeichnet wurde, hat Singer überrascht, aber auch gefreut. „Es ist die Bestätigung dafür, dass wir richtig liegen.“ Sie erhofft sich dadurch auch einen gewissen Werbeeffekt. Denn bislang haben nur wenige Kliniken ihr Personal entsprechend geschult. „Wir hoffen, dass das Trainingsprogramm deutschlandweit verbreitet wird“, so die Ärztin.

Die Deutschen Preise für Patientensicherheit sind mit insgesamt 20.000 Euro notiert. Den ersten Preis erhielt in diesem Jahr die Berliner Charitè für ihr Risikomanagement zum Schutz vor Wundliegen. Platz zwei ging an die Medizinische Fakultät der Technischen Universität Dresden. Dort wurde ein videogestütztes Fehlermanagement bei der Betreuung von Frühchen entwickelt. Das soll helfen, typische Komplikationen bei Frühgeborenen wie Augenerkrankungen zu vermeiden. Platz drei teilt sich das von Dr. Ingeborg Singer angeführte „simparteam“ mit den AsklepiosKliniken. Der Klinikverbund hat ein IT-basiertes Fehlermeldesystem entwickelt, das Patienten zugute kommt.

Ingeborg Singer stellte ihr Projekt kürzlich im Abenberger Rathaus vor. Bürgermeister Werner Bäuerlein war beeindruckt. „Ich finde es toll, welch außergewöhnlichen medizinischen Sachverstand wir in unserer Großgemeinde haben.

Urkunde mitgebracht

Die Urkunde, die es für den Preis gab und die Singer im Gepäck hatte, wird allerdings nicht in Abenberg beziehungsweise in Wassermungenau bleiben. „Ich habe dafür ein schönes Plätzchen in meinem Büro gefunden“, so die Ärztin. Singers Büro ist in Ansbach.

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