Durchforstung mit dem Harvester auf dem Glasersberg

9.1.2013, 08:04 Uhr
Durchforstung mit dem Harvester auf dem Glasersberg

© Hess

Drei bis fünf Tage sind dafür veranschlagt. Die Eckpfeiler der Arbeit der Förster sind Naturschutz, Erholung und natürlich auch die Bewirtschaftung.

Die Arbeiten betreffen ein relativ kleines Gebiet von fünf Hektar auf dem Glasersberg. Insgesamt sollen hier 300 Festmeter Holz geerntet werden. Das Gebiet ist zweigeteilt, wie der stellvertretende Forstbetriebsleiter Horst-Dieter Fuhrmann erläutert. Demnach liegen zwei Hektar im besonders schutzwürdigen Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet (FFH), drei außerhalb. Ein Schotterweg trennt die beiden Bereiche.

Den jungen Bäumen helfen

Erkennbar ist der Unterschied auch am Bewuchs: Im FFH-Gebiet wachsen unter den mächtigen Kiefern und Fichten vorwiegend Eichen nach, auf der anderen, bergab liegenden Fläche stehen junge Buchen zwischen den Nadelbäumen. Den jungen Bäumen gilt beim Durchforsten das Hauptaugenmerk, wie Fuhrmann erläutert: „Wir wollen Licht schaffen für die Eichen und Buchen.“

Das Alter der kleinen, etwa mannshohen Buchen schätzt Fuhrmann auf 20 Jahre. Sein Förster-Kollege, Revierleiter Siegfried Hiptmair, meint, es sei höchste Zeit, etwas für diese Bäumchen zu tun. Weil ihnen durch die Kronen der Nadelbäume das Licht fehle, begännen sie zu verbuschen.

Die Durchforstung sei eigentlich die logische Folge davon, dass vor rund zwei Jahrzehnten Buchensetzlinge gepflanzt wurden. Auf sie und die 30 bis 40 Jahre alten Eichen nehmen die Arbeiten besondere Rücksicht.

„Naturnahe Forstwirtschaft“

„Wir arbeiten mit dem Licht“, erklärt Förster Fuhrmann, „wir betreiben naturnahe Forstwirtschaft.“ „Aber wir wollen nicht ,tabula rasa‘ machen“, ergänzt Förster Hiptmair. „Es ist aber natürlich schon so, dass sich das Landschaftsbild ändern wird“, räumt Fuhrmann ein. Die Förster folgen der langfristigen Forstbetriebsplanung „rein naturnah, nicht an den Finanzen orientiert“, wie Horst-Dieter Fuhrmann erklärt. Die Holzentnahme beträgt demnach auch nur 50 bis 60 Festmeter pro Hektar.

Die Forstleute machen sich Gedanken, wie der Eingriff möglichst schonend erfolgen kann. Die Holzerntemaschine sägt nicht einfach willkürlich Nadelbäume aus dem Bestand. Was gefällt werden soll, hat Hiptmair vorher mit Sprühfarbe ausgezeichnet.

Platz für maschinelles Holzfällen

Weiße Streifen auf den Stämmen markieren die sogenannten Rückegassen. Dies werden Schneisen, die der Holzernter im Abstand von 30 Metern in den Wald schneidet. Die 30 Meter ergeben sich aus der Reichweite des Greifarms von 15 Metern. Diese Wege sollen dauerhaft frei bleiben und irgendwann für das nächste maschinelle Holzfällen zur Verfügung stehen.

Ein roter Querstreifen auf einem Stamm bedeutet: Der Baum muss raus. Den roten Strich tragen zum einen die mächtigen Bäume entlang des Wegs. „Der Weg liegt im Traufbereich der Äste“, erläutert Siegfried Hiptmair. Wenn die Bäume weg sind, kann der Schotterweg leichter abtrocknen und bleibt dauerhaft besser in Schuss. Zum anderen sind zwischen den Rückegassen ebenfalls einige Bäume rot gekennzeichnet. Es handelt sich dabei in der Regel um alte und/oder beschädigte beziehungsweise schief stehende Bäume.

Durchforstung mit dem Harvester auf dem Glasersberg

Flatterband kennzeichnet Biotop

Zwei rote Kreise und zwei senkrechte rote Striche wiederum bedeuten „Stopp“. Dieses Zeichen macht für den Bediener des Harvesters die Rückegasse zur Sackgasse. Es bedeutet „bis hierhin und nicht weiter“.

Um die Stämme gewickeltes Flatterband kennzeichnet ein Biotop. Darin sind zwar unter Umständen Bäume markiert, doch sie bleiben aus Naturschutzgründen erhalten, wie Horst-Dieter Fuhrmann erläutert. Er zeigt als Beispiel eine solche Zone mit einem Durchmesser von 50 Metern, in der sich auf einer Baumkrone das Nest eines Habichts befindet.

Markiert sind solche Bäume mit einer blauen Welle oder einem stilisierten blauen Specht. Rücksicht nehmen die Förster und das von ihnen beauftragte Harvester-Unternehmen auch auf die Nahrungsquelle zum Beispiel von Vögeln. Erhalten bleibt demnach auch ein reichlich morscher Baum, der zudem in Bodennähe arg mitgenommen und richtig angefressen aussieht. Hier hat sich ein Specht seine Nahrung aus dem kaputten Stamm gepickt. Hier üben die Forstleute Nachsicht. „Totholz bleibt stehen“, stellt Horst-Dieter Fuhrmann klar.

Breitreifen verteilen den Druck

Der Harvester ist eine große Maschine, die auf sechs hohen und breiten Rädern rollt. Früher wurden für die Waldarbeit herkömmliche Ackerschlepper mit ihren hohen und recht schmalen Reifen verwendet. Entsprechend tief sind sie oft eingesunken. Für den Waldboden sind die 700er- oder 800er-Breitreifen des Harvesters schonender.

Wenn der Boden auch für diese Pneus noch zu weich ist, kann der Fahrer sogar noch Bänder aufziehen. Wenn sich der Harvester eine Rückegasse bahnt, legt er sich darauf mit den abgeschnittenen Ästen zudem eine Matte, um den Druck noch besser zu verteilen.

Wenn klar ist, dass der Boden dennoch zu aufgeweicht ist für den Harvetser, disponieren die Forstleute um. Eigentlich wäre jetzt ein Gebiet bei Röthenbach-Seespitze (Röthenbach/Pegnitz) mit der Durchforstung an der Reihe gewesen. Doch dort hätte der Harvester bei diesem Wetter zu große Schäden angerichtet. Also hat stellvertretender Revierleiter Horst-Dieter Fuhrmann die Maschine nach Worzeldorf umdirigiert. Hier, auf den ehemaligen Sanddünen, ist der Boden trocken genug.

Maschine macht Arbeit sicherer

Früher war die Waldarbeit nicht nur schwer, sondern auch gefährlich – und das trotz aller Vorsicht. Vorsicht ist immer noch nötig, doch der Harvester hat die Waldarbeit ein ganzes Stück erleichtert und auch sicherer gemacht.

Sicherheit ist auch für Spaziergänger oberstes Gebot. Deshalb sind die Wege gesperrt, während die Arbeiten laufen.

Der Harvester fällt die Bäume nicht nur, er schneidet die Stämme auf die gewünschten Längen zurecht und legt Fichten und Kiefernstämme getrennt ab. Die Wipfel der Fichten werden gehäckselt, um dem Borkenkäfer sein Geschäft zu verderben.

Lastwagen holen das Holz möglichst schnell ab, um es in Sägewerke in der Region zu schaffen. Wege, die der Harvester in Mitleidenschaft zieht, lässt die Forstverwaltung da-nach zügig wieder herrichten. Schnell erfolgt dies alles deshalb, damit der Wald nach der Bewirtschaftung unter Naturschutz-Gesichtspunkten möglichst bald wieder uneingeschränkt den Erholungsuchenden zur Verfügung steht.

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