«Ein großes Werk»

26.2.2008, 00:00 Uhr
«Ein großes Werk»

© Kaiser-Biburger

Musikalisch eingebettet durch das schöne Querflötenspiel der beiden Musikschülerinnen Nadine Melzer und Isabelle Reim überreichten im Sparkassensaal die drei Stadtlexikon-Autoren Dr. Sabine Weigand, Stadtarchivar Wolfgang Dippert und der federführend agierende Historiker Eugen Schöler die ersten Exemplare an Oberbürgermeister Hartwig Reimann, Stadtkämmerer Richard Schwager und Matthias Nester, Vorstand der Sparkassenstiftung Mittelfranken Süd. Die Stiftung hatte durch ihre finanzielle Unterstützung wesentlich zur Verwirklichung dieses Projekts beigetragen.

Sieben Jahre Arbeit

Sorgfalt vor Tempo: Das war von Beginn an die Devise. Sieben Jahre haben sich die Autoren intensiv mit der Stadtgeschichte befasst, um 900 Jahre in rund drei Kilo Text und Bild zusammenzufassen. Umso größer war die Freude des Oberbürgermeisters, als er das Buch entgegennahm.

Neu war es für ihn aber keineswegs. Im Gegenteil: Reimann selbst hat an dem Projekt mitgewirkt. Zusammen mit Dr. Christina Damasko und Sandra Hoffmann-Rivero hatte er die wichtige Aufgabe des Korrekturlesens übernommen.

Reimann erinnerte an die 600- Jahr-Feier 1971. Zu diesem Stadtjubiläum hatte es eine erste Stadtfestschrift gegeben, an der mehrere Autoren mitgewirkt hatten. Schon damals sei die Idee entstanden, «Stadtgeschichte aus einem Guss zu verfassen». Jetzt sei diese Aufgabe wissenschaftlich exakt und detailliert vollendet in der Form eines lexikalischen Nachschlagewerks, mit dem man schnell und fundierte Informationen zu Schwabachs Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart erhält.

Die Veröffentlichung des Nürnberger und Erlanger Stadtlexikons hatten den Anstoß dafür gegeben, dass man sich auch in Schwabach an diese Aufgabe heranwagte. Allerdings mit völlig anderen Voraussetzungen. In Nürnberg konnte man auf 130 Autoren zurückgreifen, in Erlangen waren sogar 200 beteiligt. In Schwabach dagegen nur drei.

«Tolle Menschen»

Deshalb sei es besonders verdienstvoll, dass Eugen Schöler, Sabine Weigand und Wolfgang Dippert sich dieser großen Aufgabe gestellt haben, fasste Reimann seine Anerkennung über diese Leistung zusammen, die noch dazu ehrenamtlich erbracht wurde: «Wir sind stolz, dass wir drei so tolle Menschen in unserer Stadt haben, die dies geschafft haben.»

Einen wichtigen Beitrag sah Hartwig Reimann auch in der Beteiligung der Sparkassenstiftung, die durch ihre finanzielle Unterstützung auch den erschwinglichen Verkaufspreis von 42 Euro möglich gemacht hat.

Insgesamt umfasst die erste Auflage 1000 Stück. Voller Freude verwies Reimann gleichfalls darauf, dass bereits 400 Exemplare in der Subskriptionszeit vor Weihnachten bestellt worden waren. Anders als sonstigen historischen Zusammenstellungen brauche man daher keine Sorge vor einer geringen Nachfrage haben. Dafür sorge letztlich auch die nun reiche Bebilderung mit über 700 meist farbigen Aufnahmen zum reizvollen Schmökern und Entdecken dieser 900 Jahre Stadtgeschichte.

Kulturelles Bewusstsein

Matthias Nester drückte nicht nur seine Freude darüber aus, dass die Sparkassenstiftung an der Entstehung dieses Werkes beteiligt ist. Vielmehr sah er die Vollendung dieses Stadtlexikons eine bedeutsame Aufgabe. Globalisierung bringe auch einen Wettstreit der Kulturen mit sich. Auch vor diesem Hintergrund sei es wichtig, sich der eigenen Wurzeln zu besinnen. Das Stadtlexikon vermittle dabei Geschichte anschaulich und lebendig.

Die Sparkassenstiftung habe seit Bestehen schon viele Projekte auf den Weg gebracht. Insgesamt seien seit 1998 Fördermittel im Rahmen von 570 000 Euro vergeben worden, davon gingen etwa 20 Prozent nach Schwabach. Unterstützt wurden beispielsweise die Führungen bei Ortung, der Ankauf von Ausstellungsobjekten im musealen Bereich und nun auch die Förderung der «Erfolgsgeschichte des Stadtlexikons», so Nester.

Eugen Schöler oblag es der kleinen Festgesellschaft, zu der auch Baron und Baronin von Falkenstein zählten, die direkten Nachfahren des angesehenen Archivar und Chronisten Heinrich von Falkenstein, kleine historische Schmankerl preiszugeben, die sich in dem Stadtlexikon entdecken lassen.

Debüt in Wembley

Zu den Gästen zählte auch ein ehemaliger Fußballstar, der selbst Forschungsgegenstand wurde und dem ein Text gewidmet ist: der gebürtige Schwabacher Manfred «Manni» Ritschel. Schöler erinnerte in seiner unnachahmlich spannenden Erzählkunst an dessen Debüt für die deutsche Nationalmannschaft im legendären Londoner Wembleystadion 1975. Im selben Jahr erzielte Ritschel beim Länderspiel in Bulgarien sogar den 1:1-Ausgleich.

100 000 Textzeilen

Solche und noch viele andere Geschichten von einstigen und auch noch lebenden Berühmtheiten aus allen Branchen sind in den rund 100 000 Textzeilen zu finden, die recherchiert, formuliert, in die Datenbank eingegeben und dann erneut gelesen wurden. Zu Ende seien sieben Jahre «vorzügliche Teamarbeit» im Forschen, Sichten, Überprüfen von qualitativ sehr unterschiedlicher älterer Literatur.

Dazu kamen die sorgfältigen Quellenstudien, die langwierige Auswahl der in Frage kommenden lokalen Ereignisse, Personen, Kunstdenkmäler und Organisation. Vorbei seien ebenso die wiederholten Überarbeitungsphasen, das notwendige Reduzieren des Inhalts nach Tausenden von ehrenamtlichen Arbeitsstunden, resümierte Eugen Schöler im Namen seiner beiden Mitautoren.

Gemeinsam hätte man sich schließlich ganz bewusst für den Titel «Historisches Stadtlexikon» entschieden ohne zeitliche Begrenzung bis in die Gegenwart. Darüber hinaus sollte ein erzählendes Lexikon entstehen, das bei aller notwendiger wissenschaftlicher Sorgfalt interessierten Laien den Zugang zu oft komplizierten historischen Inhalten erleichtere.

Verständliche Sprache

Dazu werden Fachbegriffe in Klammern erläutert. Querverweise laden zum Nachschlagen eines weiteren Stichworts oder Artikels ein. Das Lexikon bettet also die Schwabacher Geschichte auch in die großen Zusammenhänge ein.

Eugen Schöler dankte den vielen Privatpersonen, Vereinen und Amtsträgern, die Text- und Bildmaterial zur Verfügung gestellt haben. Stellvertretend nannte er Mesner Herbert Spachmüller von der evangelischen Kirche, Klaus Huber , Hans Grießhammer sowie das katholische Pfarramt letztlich auch der Verlagsdruckerei Schmidt aus Neustadt/Aisch.

URSULA KAISER-BIBURGER