Er ist dann mal weg: Mit dem Rad nach Australien

16.4.2011, 07:24 Uhr
Er ist dann mal weg: Mit dem Rad nach Australien

Für Schindelbauer ist es der „perfekte Zeitpunkt“. Alt genug, um die Dimension seines Vorhabens zu erfassen. Jung genug, um den Strapazen zu trotzen und hinterher im normalen Leben wieder einzusteigen.

Mit dem Rad nach Australien – Sebastian Schindelbauer bringt diesen Gedanken nicht mehr aus seinem Kopf, seitdem er 15 ist. Damals hat er in den Schulferien in einer Fahrradwerkstatt geholfen. „Da habe ich gehört, dass jemand eine Fahrrad-Weltreise unternimmt. Das hat mich nicht mehr losgelassen.

Die längstmögliche Tour

Neun Jahre später geht der heute 24-Jährige auf Tour. Auf die längstmögliche Tour. Deutschland, Österreich, Slowenien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Iran, Pakistan, China, Nepal, Laos, Thailand, Malaysia und Singapur wird er passieren. Wenn es mit dem Visum klappt, will er auch durch Tibet strampeln. Von Singapur geht es per Schiff auf die indonesische Hauptinsel Java, dann muss er noch einmal nach Bali übersetzen und nimmt von dort aus den Flieger ins nordaustralische Darwin.

Und von dort geht es es quer durchs Outback ins südaustralische Melbourne, wo eine Großcousine von Schindelbauers Freundin lebt, die just am gleichen Tag Geburtstag hat wie der Schwabacher. „Dann endet die Reise“, sagt Schindelbauer.

Der angehende Globetrotter hat sich akribisch vorbereitet. Vor allem was Route und Ausrüstung angeht. An sein gut eingefahrenes Trekking-Rad hat er in Zusammenarbeit mit Karl-Ludwig Rösslein von „Luggis Radlereck“ einige Extras gebaut. Schließlich muss es nicht nur ihn tragen, sondern auch zwischen 40 und 70 Kilogramm Gepäck. Vor allem im einsamen australischen Outback benötigt man große Wasservorräte.

Dynamo und Sonne sorgen für Strom

Was die Stromversorgung für Navigationssystem, Kameras und Smartphone angeht, ist Schindelbauer autark. Die Energie zapft er dank einer Eigen-Konstruktion von seinem Dynamo ab. Kleine Solarpanele helfen im Notfall. Und wenn etwas am Rad kaputt geht? „Ich bin handwerklich geschickt“, sagt der Schwabacher. „Ich kann mir helfen und im Zweifelsfall auch gut improvisieren.“

Schindelbauer ist alleine unterwegs – und doch für die Zurückgebliebenen immer greifbar. Per GPS-Tracker will er mindestens einmal am Tag seinen Standort aktualisieren. Und auf seiner Homepage (www.sebastian-schindelbauer.de.vu) kann man dann nachverfolgen, wo er gerade ist.

Am Tag eins führt ihn die Route bis nach Regensburg zu Verwandten. Auch die folgenden Tage bringen für ihn nicht allzu viel Neues. Die Strecke bis nach Slowenien ist der begeisterte Bergsteiger und Paraglider schon einmal abgefahren. „Danach gibt es eine grobe Richtung, den Rest bestimmt die Schönheit der Länder.“ Geschlafen wird entweder im Zelt oder in günstigen Unterkünften für Rucksackreisende.

Ein bisschen Zeit bleibt unterwegs, um die Landschaft zu genießen, um Land und Leute kennenzulernen. „Etwas mehr als 70 Kilometer im Schnitt“ muss er pro Tag zurücklegen, um rechtzeitig am Ziel zu sein. Dann bleibt in Nepal auch noch Zeit für eine längere Trekking-Tour. „Zum Ausspannen“, wie der 24-Jährige sagt.

Schindelbauer weiß, dass in den endlosen Weiten des asiatischen Kontinents, im feucht-heißen Südostasien und im menschenleeren australischen Outback große körperliche Strapazen auf ihn warten. Dafür waren die reinen Trainingsumfänge mit dem Rad vergleichsweise gering. „Ich glaube aber, dass ich gut gerüstet bin, weil ich eine sehr gute Grundausdauer habe“, sagt der frühere Langstreckenläufer.

Jetzt oder nie

Und was sagen Eltern und Freunde? „Natürlich gibt es ein paar Kumpels, die mich für verrückt halten“, sagt Sebastian Schindelbauer. Die meisten jedoch hätten Verständnis. Wie gesagt: Für ihn, der ab Herbst 2012 die Technikerschule besuchen will und bis dorthin in Absprache mit seinem Arbeitgeber, der Firma Schlenk, eine Auszeit nimmt, ist der Zeitpunkt ideal: „Wenn ich es jetzt nicht mache, werde ich es nie mehr machen.“

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