Erstes reines Internet-Museum wird zehn Jahre alt

12.6.2017, 05:58 Uhr
Erstes reines Internet-Museum wird zehn Jahre alt

Anfang 2007 fragte ihn Alfred Wenig nach einer Waldlermesse, ob er nicht auch im Museumsverein mitarbeiten könnte. Er bräuchte jemanden, der für ihn Texte schreibt, Bilder habe er gesammelt. Da Alfred Köhl ihn vorher davon "überzeugt" hatte, dass er bei der Waldlermesse als Tenor mitsingt, sagte er zu. So war Alfred Köhl im Februar 2007 bei der letzten Vorbereitungssitzung und am 7. März dann bei der Gründungsversammlung dabei – und wurde zu einem der 19 Gründungsmitglieder.

Ein virtuelles Museum

Ein "reales" Museum war das Ziel des Vereins. Alfred Köhl überlegte schon bei der Vereinsgründung, ob er nicht schon vor der Präsentation der Ausstellungsgegenstände in diesem realen Museum, diese Objekte vorab im Internet in einem "virtuellen" Museum präsentieren soll. Dadurch, dass er die Internetseite der Waldlermesse – www.waldlermesse.de – betreute, hatte er bereits erste Erfahrungen gesammelt, wie es geht, im Internet "Informationen" zu veröffentlichen.

Bei einem Gespräch mit seinem Neffen Hans aus München reifte der Plan weiter. So gingen die beiden ans Werk und planten die Seite des virtuellen Heimatmuseums: www.museum-schwanstetten.de. Auch in den vergangenen zehn Jahren war Hans immer wieder als "Feuerwehr" gefragt, wenn Alfred Köhl Probleme hatte und nicht weiter kam.

Aus der Not ist inzwischen eine Tugend geworden. Der Verein hat sich verabschiedet von dem Gedanken an ein reales Museum. Das Museum im Internet ist Tag und Nacht geöffnet, der Eintritt ist frei. Zutritt hat jeder, der über einen Computer mit Internet-Anschluss verfügt.

In Dietmar Koltzenburg, dem damaligen Bürgermeister der Marktgemeinde fand Alfred Köhl einen Förderer. Er ebnete ihm den Weg zu seinen Mitarbeitern in der Gemeindeverwaltung und so konnte er mit Hilfe von Peter Lösch (Liegenschaften) die Übersichtskarte der Marktgemeinde und ihrer Ortsteile erstellen. Monika Neumaier vom Kulturamt gewährte ihm Einblicke in ihren Aktenschrank, der unter anderem die Begutachtung der denkmalgeschützten Gebäude in der Gesamtgemeinde sowie eine bisher unveröffentlichte Chronik über die Gemeinde enthielt. Durch Herbert Lanzl (geschäftsführender Beamter) bekam er Zugang ins Gemeindearchiv – und hatte so plötzlich ganz viel Material, das nur noch für die Präsentation im Internet aufbereitet werden musste.

Die ersten Seiten entstanden: "Denkmalgeschützte Gebäude" und "Geschichte und Geschichten". Durch die beiden evangelischen Pfarrer in der Gemeinde bekam Köhl weitere Unterlagen über die beiden Gotteshäuser. Bilder, zumeist alte Fotografien, bekam er von Alfred Wenig. Die "aktuellen" erstellte er selbst.

Den Proporz erhalten

Dabei versuchte Alfred Köhl immer, den Proporz der beiden großen Gemeindeteile zu erhalten, ebenso den der beiden Glaubensgemeinschaften. Auch die kleineren Gemeindeteile berücksichtigte er.

Walter Closmann erstellte für ihn einen Artikel über die katholische Kirchengemeinde Schwanstetten. Unterlagen über den Bau des Pfarrzentrums fanden sich im Archiv der Kirchengemeinde.

Otto Klein, der ehemalige (bereits verstorbene) Totengräber, gewährte ihm ein Interview über sein Leben und Wirken. Von Klaus Alter bekam Köhl klingende Dateien aller Kirchenglocken in der Gemeinde, mit dem Ergebnis, dass man sie jetzt auch im Internet anhören kann. Hans Volkert (ebenfalls bereits verstorben) gab ihm nicht nur ein Interview über sein Leben sondern darüber hinaus Aufzeichnungen über seine Geschichten aus der Gemeinde Leerstetten mit vielen Fotos. Von Frau Marianne Ast bekam Köhl Text und Bilder ihrer Geschichte über die Köhler in Furth.

Vorlage für Gedenksteineweg

Von Alfred Wenig bekam Alfred Köhl eine Zusammenstellung über die Flurkreuze in der Gemeinde. Sie wurden für ihn zur Vorlage des Wanderweges "Gedenksteineweg" und der dazu aufgestellten Informationstafeln. Weiterhin gab er Köhl eine Zusammenstellung des ehemaligen Lehrers W. Hartmann über die Mühlen in Schwand, die zur Grundlage seiner Arbeit darüber wurde.

Die Geschwister von Elisabeth Engelhardt überließen ihm ihre Fotoalben, Aufzeichnungen und Manus-kripte ihrer Kurzgeschichten. Durch die Hilfe von Ingeborg Höverkamp konnte er eine Übersicht über das Leben einer außergewöhnlichen Frau, der Schriftstellerin und Malerin, zusammenstellen.

Über die Geschichte der Pfarrer in der Johanneskirche kam Alfred Köhl zu Prof. Dr. Hermann Rusam. Er überließ ihm Informationen über seinen Vater Georg, der von 1939 bis 1949 in Schwand Pfarrer war und sich später maßgeblich an der Gestaltung der Broschüre "800 Jahre Kirche in Schwand" beteiligte. Von Georg Rusam stammt auch der Bericht über die letzten Tage des Dritten Reiches in Schwand. Pfarrer Karl Plesch schrieb eine ähnliche Geschichte für Leerstetten. Hermann Rusam erstellte dann einen Bericht über seine Kindheit in Schwand und unterstützte Alfred Köhl auch bei seinen Recherchen über die Vogelherde in der Gemeinde.

Pfarrer i. R. Gerhard Nemec half mit beim Bericht über die Kirchenrenovierung 1984.

Dr. Reiner Stinzendörfer, der Enkel eines der Schwander Mühlenbesitzer, erstellte einen Bericht über den Posaunenchor Schwand, seine Gründung und die "Lebenssituation" in der damaligen Gemeinde.

Herbert Schwarzmeier stellte die Geschichte des Soldaten- und Kriegervereins Schwand zusammen.

Der ehemalige Förster in Schwand, Roland Sessner, unterstützte ihn für die Reihe "Wald und Wild – Vom Wildmeister zum Förster", durch die dann auch die Zusammenstellung über die weltlichen Herrn von Schwand entstand.

Viele alte Fotos

Von Peter Saalfelder bekam Köhl viele alte Fotos aus Schwand, Grundlage von Bildergalerien und zusätzliche Ergänzungen zu bestehenden Artikeln.

Seine Tochter Franziska begleitet ihn von Anfang an. Einmal durch ihre Seminararbeit "Entwicklung eines PR-Konzepts für ein virtuelles Museum" und darüber hinaus durch ihre Beratung im Medienrecht.

Seit Neuestem hat die Seite nun auch einen eigenen "Facebook-Auftritt" und ist dort unter "museum.schwanstetten" zu finden. Und auch bei "Twitter" wird man unter "@museum_SST" fündig. Vor drei Jahren wurde das Erscheinungsbild der Seite dem neuen Leserverhalten – weg vom großen Bildschirm eines PC und hin zum Smartphone – angepasst.

Für die Zukunft wünscht sich Alfred Köhl einen Mitarbeiter, der zuerst zusammen mit ihm die Seite betreut und ausbaut, und letztlich einmal den kompletten Internetauftritt in Eigenverantwortung übernimmt.

 

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