Feines Frühlingskonzert der „Jacke wie Hose Big Band“

28.4.2015, 09:50 Uhr
Feines Frühlingskonzert der „Jacke wie Hose Big Band“

© Foto: Hans von Draminski

Was natürlich nicht zuletzt daran liegt, dass die „Jacke wie Hose Big Band“ erst vor wenigen Jahren aus einem Schülerensemble hervorgegangen ist. Dass dennoch zwei mehr oder weniger „gestandene“ Physiklehrer mitspielen, erhöht den Spaß-Faktor der Truppe eher noch.

Satter und sauberer Sound

Jung steht bei der von dem Saxofonisten Konstantin „Don“ Scharnagl geleiteten Truppe jedenfalls nicht für dilettantisch: Die rund 20-köpfige „Jacke wie Hose Big Band“ pflegt einen ebenso satten wie sauberen Orchestersound, der sich eigentlich nicht hinter den Profi-Formationen des Genres verstecken muss.

Wenn es in der „Casa Fontana“ dennoch manchmal ein wenig unbalanciert klingt, dann hat das primär mit dem Raum zu tun, den dieses gut aufgelegte Jazzorchester ein Stück weit sprengt. Für feine Reminiszenzen an eine vergangene Ära reicht es dennoch, zumal die Big Band eine elegante Gratwanderung zwischen Swing-Tradition und Gegenwartsbezug vollführt.

So steht am Anfang eine witzige Version des Dancefloor-Klassikers „Walk The Dinosaur“, gnadenlos groovend. Zur Zwerchfellmassage liefert der Dirigent den ziemlich hirnverbrannten Text des Originals nach – und der Zuhörer ist froh, ein Cover serviert bekommen zu haben...

Fetten Tonfall verinnerlicht

Den vollfetten US-amerikanischen Tonfall, den man von einer Big Band erwartet, hat dieses Jazzorchester fraglos verinnerlicht: Stechende Bläser und treibende Rhythmusgruppe sind die beste Therapie gegen musikalische Gleichförmigkeit. Das Emotionszentrum wird spätestens dann bedient, wenn Thomas Köhler die Klaviertasten mit dem Gesangsmikrofon vertauscht und den fetzigen „Queen“-Klassiker „Crazy Little Thing Called Love“ irgendwo zwischen Freddie Mercury und Michael Boublé interpretiert.

Ein Hauch von „Buena Vista Social Club“ weht bei der Synkopenorgie „Manteca“ durch den rappelvollen Saal; zum Luftholen gibt es mit dem unkaputtbaren „Harlem Nocturne“ und dem Ohrwurm „Moanin'“ zwei Oldschool-Nummern aus dem Great American Jazz Songbook, mit denen die „Jacke wie Hose Big Band“ ein Händchen für das Seelenrepertoire des Swing beweist: Althergebracht muss nicht altmodisch heißen.

In einem solchen Programm dürfen Hits wie „Jumpin At The Woodside“ und „In The Mood“ nicht fehlen. Nummern, die von knackigen Soli ebenso leben, wie vom blind vertrauten Miteinander dieses Ensembles.

Nur eines fehlt hier: die routinierte Glätte, die bei mancher Profi-Big Band zu völliger Profillosigkeit führt. Und das ist auch gut so.

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