Flüchtlingszahl auch in Schwabach gesunken

10.5.2016, 09:20 Uhr
Flüchtlingszahl auch in Schwabach gesunken

© Foto: Wilhelm

„Das ist eine Verschnaufpause, die wir brauchen“, sagt der für Soziales zuständige Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht. „Bisher war die Verwaltung ja immer damit beschäftigt, kurzfristig die dringendsten Probleme zu lösen. Jetzt haben wir die Chance, uns geordnet um die wichtigsten Themen zu kümmern: von Integrationskursen über Schulunterricht bis hin zu Praktika und den Wohnungsbau.“

Da die Balkan-Route durch einen Zaun dicht gemacht geworden ist, gibt es derzeit auch keine weiteren Zuweisungen. Vom Alten DG, dessen Sanierung läuft, sind die letzten neun Flüchtlinge in die Halle in der Angerstraße umgezogen. Ihnen folgen in den nächsten Tagen die 25 Flüchtlinge, die noch in der Wöhrwiesenturnhalle untergebracht sind. „Wir halten aber beide Unterbringungsmöglichkeiten weiter vor“, erklärt Ramspeck. Ein erneuter deutlicher Anstieg der Flüchtlingszahlen sei zwar nicht absehbar, die Stadt wolle aber vorbereitet sein.

Keine Schließung der Hallen

Von den 643 Flüchtlingen sind in Schwabach 470 dezentral in Wohnungen untergebracht. Die Halle der Regierung in der Nördlinger Straße ist mit 67 Flüchtlingen belegt. Sie ist eine Außenstelle des Erstaufnahmelagers Zirndorf und damit eine Art Durchgangsstation für die weitere Verteilung. Schwabach zugewiesene Flüchtlinge wohnen dagegen in der zweiten Halle, die die Stadt in der Angerstraße errichten ließ. Dort sind es zurzeit 106 Flüchtlinge. Ausgelegt sind beide Hallen auf rund 220 Personen. An eine Schließung und den Abbau einer der beiden Hallen sei jedoch noch nicht gedacht, so Engelbrecht.

Eine wichtige Neuerung aber gibt es. Die bayerische Staatsregierung lässt keine neuen Wohnungen für die dezentrale Unterbringung mehr anmieten, da die bestehenden Sammelunterkünfte noch Kapazitäten haben.

Grau-Karg: Falsches Signal

Evy Grau-Karg, die die Stadt bei der Wohnungssuche und der Betreuung der Flüchtlinge ehrenamtlich unterstützt, hält dies für ein falsches Signal: „Das spart Kosten, erschwert aber die Integration. Ich behaupte: Dass die Situation mit den Flüchtlingen in Schwabach insgesamt so gut ist, hat entscheidend damit zu tun, dass so viele normal in Wohnungen leben können. So lernen die Schwabacher die Flüchtlinge als Nachbarn kennen. Das ist gelebte Integration.“

Schwierigkeiten gebe es schon mal bei der Mülltrennung, „insgesamt aber läuft das ohne nennenswerte Probleme“. Die großen Hallen dagegen hält sie schlicht für „Ghettos“. Erträglich sei es dort momentan vor allem deshalb, weil sie nicht voll belegt sind. „Sonst wären in einem Raum acht Personen.“ Da dürfe man sich über Lagerkoller nicht wundern.

Mehr Freizeitangebote

Dem versucht der Schwabacher „Asylcafé“-Helferkreis vorzubeugen. Deshalb hat er die Freizeitangebote weiter ausgebaut. Neu sind eine Kinderförderung am Mittwochnachmittag, Tennis für Kinder am Tennisplatz im Stadtpark und auch eine „Nähwerkstatt“ im ehemaligen „Ratskeller“ in der Ludwigstraße.

Seit einigen Wochen gibt Doc Knotz im „Camp Angerstraße“, wie es die Flüchtlinge nennen, zudem kleine Konzerte und auch Gitarrenunterricht. „Wir wollen ja eine kleine Band und vielleicht eine Theatergruppe aufbauen“, blickt Evy Grau-Karg nach vorne. „Musik und Theater können helfen, manches zu verarbeiten.“

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