Fundort Stuttgart: „Suabach“ schwarz auf weiß

18.5.2013, 07:53 Uhr
Fundort Stuttgart: „Suabach“ schwarz auf weiß

© Kronschnabel

Dort lagert die älteste noch vorhandene Abschrift dieser Chronik. Dank dieses knapp ein halbes Jahrtausend alten historischen Dokumentes kann die Erstnennung Schwabachs von 1117 belastbar belegt werden. Schwabach war damals noch keine Stadt, sondern ein Dorf namens „Suabach“.

Abschrift von 1550

Nach Frellers Besuch in Stuttgart besteht sogar große Aussicht, 2017 die Handschrift in Schwabach ausstellen zu können. „Die ersten schriftlich verfassten Worte über Schwabach hätten durchaus freundlicher ausfallen können“, kommentiert Karl Freller schmunzelnd, als er im Lesesaal des Stuttgarter Hauptstaatsarchivs erstmals die Passage über die Ersterwähnung Schwabachs in dem alten, aber durchaus gut erhaltenen Buch von 1550 liest — besser gesagt: sich von Hermann Stamm übersetzen ließ.

Strahlend hell in tiefer Nacht

Aus dem Lateinischen korrekt übertragen heißt es im 24. Kapitel der Abschrift: „Noch vor Ende des gleichen Jahres kehrten wir alle wegen entstandener Misshelligkeiten aus Böhmen zurück und wurden unterwegs von dem Grafen Cuno von Horburg genötigt, im Dorfe Suabach zu übernachten. Da begann mitten in tiefer Nacht der Himmel von Norden her sich zu röten, blutfarbige Blitze und weißliche Strahlen auszusenden und die Erdoberfläche derartig zu erhellen, dass man eine zu Boden fallende Nadel nötigenfalls leicht hätte auffinden können.“

Fundort Stuttgart: „Suabach“ schwarz auf weiß

Geschrieben wurden diese Zeilen, wie die gesamte Zwiefalter Chronik, von den schwäbischen Mönchen Berthold und Ortlieb. Sie hielten ab 1135 rückblickend die Jahre der Entstehung des 1089 gegründeten Benediktinerklosters Zwiefalten bei Ulm schriftlich fest, um die Besitzansprüche des Klosters zu dokumentieren.

In dieser Anfangszeit des Klosters führte sie ihr Weg - wahrscheinlich auf der damals sehr wichtigen Schwabacher Ost-West-Straße - durch „Suabach“, wo die Zwiefalter Mönche eine nicht ganz freiwillige Übernachtung verbrachten. Eben jener verdankt die spätere Goldschlägerstadt ihre Erstnennung.

„23. Amtsjahr“

Dabei gibt die Chronik auf den ersten Blick kein exaktes Datum für den Aufenthalt in Schwabach preis. Aber das Kapitel, in dem Schwabach erwähnt wird, ordnen die Mönche eindeutig und unmissverständlich in das „23. Jahr desselben Abtes“.

Der Leiter des Stuttgarter Hauptstaatsarchivs, Dr. Peter Rückert, erklärt im Gespräch mit Freller und Stamm: „Die Liste der Äbte von Zwiefalten zeigt uns, dass Ulrich I. von Hirschbühl seit 1095 der dortige Abt war. Da der Besuch in Schwabach in seinem 23. Amtsjahr geschah, so nächtigten die beiden Mönche und ihr Abt 22 Jahre nach 1095 im Dorfe Schwabach - also im Jahre 1117.“

Diese Jahreszahl hatte auch schon der frühere Direktor der Staatlichen Archive Bayern, Dr. Hermann Rumschöttel, als belastbar für ein Jubiläum bezeichnet. Vom Bayerischen Staatsarchiv führte Frellers Weg - ergänzt durch Hinweise des Europaabgeordneten Martin Kastler - dann über das Württembergische Landesarchiv zum Fundort im Stuttgarter Staatsarchiv.

Wichtige Quelle

Die über mehrere Jahrzehnte berichtende Chronik aus dem Jahre 1135 ist nicht nur für Schwabach äußerst bedeutsam. Mindestens 50 weitere Städte und Gemeinden, vornehmlich im Südwesten Deutschlands, verdanken den beiden Mönchen ihre urkundliche Ersterwähnung innerhalb dieser Dekaden.

Da die Originalchronik von Berthold wohl nicht mehr existiert, ist zumindest eine Abschrift von Georg Kopf aus dem Jahre 1550 das älteste erhaltene Buch, das die Erstnennung Schwabachs dokumentiert. Was Freller dazu bewegte, bei Rückert gleich um eine Ausleihe des 500 Jahre alten Buches für das Jubiläumsjahr 2017 anzufragen. Rückerts Antwort war überraschend positiv: „Vom Zustand des Buches ausgehend habe ich keine Bedenken. Wenn die Lagerungsbedingungen vor Ort stimmen, werde ich eine Ausleihe nach Schwabach für 2017 klar befürworten.“

Fest aller Bürger

Freller hält es für wichtig, zur Vorbereitung des Jubiläums (300 Jahre in fünf Jahrzehnten) eine breite Bürgerbeteiligung zu organisieren. „Unsere Vereine und Verbände haben schon so viele großartige Veranstaltungen in dieser Stadt organisiert. Wenn sie 2017 alle mitmachen, wird es ein großartiges Jubiläumsjahr. Die Stadt kann sich so positiv, erfolgreich, weltoffen und lebendig wie noch nie in ihrer Geschichte darstellen.“

Freller schlägt eine eigene Homepage, etwa mit dem Namen www.schwabach900.de, vor, um Ideen für das Festjahr aus der gesamten Bürgerschaft zu sammeln.

Geld fürs Aufhübschen

Für Freller geht es aber nicht nur um reine Veranstaltungen wie Festzug, Stadtfest Ausstellungen und mehr. Auch neue, innovative Möglichkeiten würde er begrüßen. Etwa könnten örtliche Banken günstige Kredite für Häusersanierungen bis 2017 bereitstellen, um so Schwabach im besten Lichte erstrahlen zu lassen. Auch das gleichzeitig stattfindende 500-jährige Reformationsjahr könnte in Absprache mit der evangelischen Kirche Berücksichtigung finden, findet Freller. Und ein Film über Schwabach könnte die schönsten Ecken der Stadt beleuchten.

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