FV in Schieflage: Marktgemeinde soll Sportverein retten

31.7.2013, 08:20 Uhr
FV in Schieflage: Marktgemeinde soll Sportverein retten

© Jainta

Zudem sollen ein Kosteneinsparungsplan erstellt und alle bestehenden Strukturen auf den Prüfstand gestellt werden. Ohne die Hilfe der Marktgemeinde, das wurde in der Versammlung auch deutlich, wird es aber wohl nicht gehen.

Plätze zurückmieten

Präsident Gèrard Monin hofft darauf, dass die Kommune Fußball- und Tennisplätze übernimmt und dafür einen Betrag X zahlt. Die Plätze würde der Verein für eine vergleichsweise geringe jährliche Pacht zurückmieten — so wie das auch bei anderen Wendelsteiner Sportvereinen üblich ist.

Die Hälfte des Erlöses — im Gespräch sind etliche hunderttausend Euro — soll laut Monin in die Schuldentilgung fließen. Derzeit drücken den FV Verbindlichkeiten in Höhe von knapp zwei Millionen Euro. Mit der anderen Hälfte könnten dringend benötigte Reparaturen finanziert werden. So ist zum Beispiel eine neue Heizung in dem inzwischen knapp 25 Jahre alten Vereinskomplex überfällig.

Langhans skeptisch

Doch spielt die Gemeinde hier mit? Bürgermeister Werner Langhans ist eher skeptisch. „Ich habe diesen Vorschlag schon einmal im kleinen Kreis mit meinen Stellvertretern und den Fraktionssprechern diskutiert“, so der Rathauschef auf Nachfrage des Schwabacher Tagblatts. Ergebnis: Einen Kauf der unbebauten Grundstücke könne man sich grundsätzlich vorstellen.

Allerdings müsste dann beim FV der gesamte Erlös in die Schuldentilgung fließen.

Warten auf den ersten Schritt

Langhans betont allerdings, dass die Entscheidung letztlich nicht ein kleiner Kreis treffe, sondern der gesamte Marktgemeinderat. Der Rathauschef ist bereit, das Thema kurzfristig auf die Tagesordnung zu setzen, zur Not auch eine Sondersitzung einzuberufen. „Aber Tatsache ist, dass wir nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung vom FV noch nicht offiziell informiert worden sind“, so Langhans gestern Vormittag. „Von dort muss jetzt der erste Schritt kommen.“

Die Altschulden von 1,822 Millionen Euro plus 165000 Euro BLSV-Darlehen sind zwar ein gewaltiger Brocken, derzeit aber gar nicht das größte finanzielle Problem des FV Wendelstein. Denn: Mit den 1,822 Millionen Euro steht der Sportverein nicht mehr bei einer Bank oder der Sparkasse in der Kreide, sondern bei der Gemeinde.

Hilfe vor sechs Jahren

Die hatte 2007, als es erstmals beim FV knirschte, das Bankdarlehen von der Sparkasse abgelöst und ist seither selbst gewissermaßen das Kreditinstitut für den FV Wendelstein.

Für den Verein hat das zweifellos Vorteile. „Der FV hat für seinen Kredit natürlich Top-Konditionen“, sagt Langhans, betont aber gleichzeitig, dass die Gemeinde so etwas auch für andere Vereine tun würde, „wenn es brennt“.

Tilgung funktioniert

Mit seinen Zahlungsverpflichtungen für die Altschulden, die noch aus dem Bau des riesigen Vereinsgeländes 1988/89 herrühren, ist der Verein nie in Verzug geraten.

Probleme gibt es aber offenbar zunehmend, den laufenden Betrieb zu finanzieren und aufrecht zu erhalten. Der Topf für Sonderrücklagen, der nach der Umschuldung 2007 gebildet wurde und über den die Gemeinde die Aufsicht führt, ist leer. Der Verein lebt gewissermaßen von der Hand in den Mund.

Höhere Energiekosten

Und die Ausgaben steigen: für Strom binnen weniger Jahre von 17000 auf über 20000 Euro pro Jahr; für Heizöl von knapp 22000 Euro im Jahr 2010 auf mutmaßlich weit über 40000 Euro in diesem Jahr.

Und: Der Investitionsbedarf in den Gebäuden ist nach fast 25 Jahren „außerordentlich hoch“, wie Werner Langhans sagt und wie Gèrard Monin bestätigt. Aus heutiger Sicht sei damals überdimensioniert gebaut worden, räumt Präsident Monin, seit 13 Jahren im Amt, heute ein. Zudem habe es der Verein in der Vergangenheit versäumt, für Reparaturen Rückstellungen zu bilden.

Krisengespräche

Monin berichtete der Versammlung von Krisengesprächen mit der Gemeinde, in der Bürgermeister Langhans die Vereinsvertreter nachdrücklich aufgefordert habe, „die Schieflage in Ordnung zu bringen“. Das will der FV versuchen. Er will einerseits die Einnahmen erhöhen — Stichwort Einmal-Abgabe —, aber auch die Ausgaben senken.

Noch stärker als bisher werde man Kurse und ganze Abteilungen wirtschaftlich auf den Prüfstand stellen, so Monin. Möglicherweise müsse man die Strukturen im Verein verändern und das Präsidium breiter aufstellen. Nach dem berufsbedingten Ausstieg von Thorsten Otto besteht die Vereinsspitze des FV nur noch aus Gèrard Monin selbst und seinem Vize Otto Löprich. „Wir bräuchten an der Spitze mindestens weitere drei Leute“, sagt der Präsident.

Banges Warten

Ob das alles ausreicht, um den FV Wendelstein in eine sichere Zukunft zu führen, werden die nächsten Monate zeigen. „In den letzten sechs Jahren ist es dem Verein leider nicht gelungen, sich zu konsolidieren“, sagt Werner Langhans. Sicher ist: Wenn es nicht gelingt, die Ausgaben massiv herunterzufahren und gleichzeitig die Einnahmen zu steigern, dann droht dem Verein etwas, das weder Gèrard Monin noch Werner Langhans derzeit offen aussprechen: Zahlungsunfähigkeit, oder: Insolvenz.
 

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