Gleich drei Gemeinden Partnerschaftsjubiläum

14.9.2016, 08:41 Uhr
Gleich drei Gemeinden Partnerschaftsjubiläum

© Foto: Hess

Aus Wendelstein hatte Norbert Wieser, der Leiter des Bürgermeisteramts, Unterstützung geleistet. Die Gruppe wurde stets begleitet von Jean-Claude Bernard, dem Vorsitzenden des französischen Partnerschaftskomitees, der hervorragend Deutsch spricht. Auch Bernard Beaubreuil, der Partnerschaftsbeauftragte von St.-Junien, war oft dabei. Die Bedeutung des Ereignisses dokumentierten durch ihr Dabeisein die Marktgemeinderäte Doris Neugebauer mit Partner Uwe Mehl, Cornelia Griesbeck mit Ehemann Michael und 3. Bürgermeister Willibald Milde, der auch als zweiter Busfahrer fungierte. Aus dem früheren Marktgemeinderat war Bernd Nachtrab mit Ehefrau Hedwig dabei, ebenso Altbürgermeister Wolfgang Kelsch mit Gattin Grit.

Die Partnerschaft war 2001 ins Leben gerufen worden. Bereits 1999 hatten sich die drei Bezirke Mittelfranken, Limousin und Pommern/Pomorski zusammengeschlossen. Der Anregung, diese Partnerschaft der Bezirke mit Partnerschaften der Kommunen zu untermauern, folgten als erste die drei Gemeinden. Die Wendelsteiner besuchten St.-Junien erstmals am 1. Mai 2001, die Partnerschaftsurkunde wurde am 1. September in Zukowo unterzeichnet.

Die Wendelsteiner Gruppe war fünf Tage unterwegs, wobei zwei Tage für die jeweils knapp 15-stündige Fahrt draufgingen. Das Besuchs- und Besichtigungsprogramm war dicht gedrängt, so dass für eigene Unternehmungen keine Zeit blieb. In St.-Junien hatte es jeden Tag über 30 Grad, der Besuch war also alles andere als eine Erholung.

Zuerst besichtigten die Wendelsteiner in zwei Gruppen zwei Lederhandschuh-Fabriken. In einer der beiden konnten sie verfolgen, wie Handschuhe für Militärflieger entstehen. Anschließend nutzten einige die Möglichkeit zum günstigen Fabrik-Einkauf. Am Nachmittag besuchten die Reisenden (wieder in zwei Gruppen) Porzellanfabriken im nahegelegenen Aixe sur Vienne. St.-Junien war früher ebenfalls ein Zentrum der Porzellanherstellung gewesen. Daran erinnerte auch das Geschenk der Gemeinde St.-Junien an jeden Wendelsteiner: Eine Trinkschale aus Porzellan.

Tags darauf trafen sich Deutsche, Polen und Franzosen beim „Freundschaftsmarkt“ auf dem Rathausplatz. Die Wendelsteiner schenkten hier 100 Liter Freibier aus und verköstigten die Besucher auch mit kostenlosem Bauernbrot und Wurstspezialitäten aus Franken.

Die musikalische Umrahmung besorgte das Wendelsteiner Blockflöten-Orchester „Flautississimo“. Aus Zukowo trat die Gesanggruppe „Ascoltate“ auf. Diese beiden Ensembles führten gemeinsam die beiden Stücke „The River“ und „In the Jungle“ auf. Den musikalischen Rahmen steckten aber auch aus St.-Junien die Gruppe „Limouzi‘k“ und die „Banda de St.-Junien“ mit Musik, die verdächtig nach Wenden-Gugge klang.

In einem Zelt erinnerten Fotos an die Anfänge der Partnerschaften. Später, beim offiziellen Festabend, waren dann noch mehr Bilder auf zwei Bildschirmen zu sehen.

Jean-Claude Bernard erklärte den Gästen danach bei einem Rundgang seine Stadt.

Die Spitze der Wendelsteiner Delegation nutzte den Aufenthalt auch, um am Grab von Roland Mazoin, ein Bukett niederzulegen. Damit würdigten sie St.-Juniens Gründungsbürgermeister der Partnerschaft, der im Jahr 2004 starb.

Massaker mit 642 Opfern

Ein Nachmittag war der Besichtigung von Oradour sur Glane gewidmet. Dieses Dorf, nur 15 Kilometer von St.-Junien entfernt, ist bekannt geworden durch das Massaker, das eine Abteilung der SS-Division „Das Reich“ dort anrichtete. Dabei wurden am 10. Juni 1944 die Bewohner auf dem Marktplatz zusammengetrieben. Sie wurden anschließend erschossen und in den Häusern verbrannt. 642 Opfer forderte das Massaker. Entkommen sind nur sechs Menschen, unter ihnen Robert Hebras. Er war damals 19 Jahre alt. Heute ist er 91. Er wohnt in St.-Junien und hielt für die eine der zwei Wendelsteiner Gruppen die Führung. Die Mauerreste des alten Dorfs Oradour sind als Mahnmal erhalten geblieben.

Zusammen mit Philippe Lacroix, dem Bürgermeister des neuen Oradour, legte Wendelsteins Gemeindeoberhaupt Werner Langhans ein Gesteck am Mahnmal auf dem Friedhof nieder. Er hatte zuvor, beim Abendessen mit Robert Hebras und dessen Gemahlin Christine, gesagt, es gelte zu vergeben uns zu verzeihen, aber man dürfe niemals vergessen.

Drei Sitzbänke eingeweiht

Zur Erinnerung an die Partnerschaft stehen jetzt auf dem Curie-Platz in St.-Junien drei Sitzbänke aus Granit. Sie wurden von den drei Bürgermeistern und den Partnerschaftsbeauftragten eingeweiht. Dazu spielte die Stadtkapelle von St.-Junien die drei Nationalhymnen der beteiligten Länder sowie die europäische Hymne.

Anschließend gestaltete Pfarrerin Alexandra Büttner aus Großschwarzenlohe einen Gottesdienst im wenige Kilometer entfernten Veyrac mit. Danach trafen sich alle im Freizeitpark Corot am Fluss Glane zu einem Aperitif. Am Nachmittag verfolgten die Gäste die Vorführungen der Flugschau „Legend‘ Air“ auf dem Flugplatz von St.-Junien. Dazu gehörte auch eine Ausstellung historischer Autos und Motorräder. Viele der Flugzeuge waren ebenfalls Oldtimer.

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