Glosse: Alter Dienst-Polo gegen modernes SUV

14.1.2018, 05:58 Uhr
Glosse: Alter Dienst-Polo gegen modernes SUV

© Thomas Correll

Sie kennen doch diese "sports utility vehicles", abgekürzt SUV, was landläufig gerne auch "Suff" ausgesprochen wird. Also große Autos, in die man ganz viele schöne Dinge laden kann – Fahrräder, Snowboards, Kinderwagen und so –, die aber leider nicht mehr in herkömmliche deutsche Parkhäuser reinpassen.

Letzte Woche ist so ein Riesending durch Schwabach gefahren, noch dazu mit Nürnberger Kennzeichen. Und jetzt raten Sie mal, wer darin saß. Nein, es war keine Tennis-Mutti aus Sankt Johannis, die in Gustenfelden ihr Bio-Zeug einkauft.

In investigativer Mission

Es war das Schwabacher Tagblatt! Reporter in investigativer Mission, wie man uns eben kennt – nur mit einem anderen fahrbaren Untersatz. Das liegt daran, dass der alte Polo, den wir sonst durch die Pampa quälen, repariert werden musste. Dieses Ungetüm mit Nürnberger Kennzeichen war unser Ersatz-Dienstauto.

Montag durfte ich ihn zum ersten Mal fahren. Toll, so ein modernes Ding! Was das alles kann! Ich hatte zu Unrecht gelästert über die SUV-Fahrer dieser Welt. Man sitzt bequem und sehr hoch, hat alles gut im Blick. Die Kiste ist ordentlich motorisiert, da ist man mit einem kurzen Gasantippen vorbei an den Puntos und Cinquecentos, die lächerliche 110 fahren auf der Landstraße.

Nicht einmal eine Parkscheibe

Vorbei die Zeiten, in denen der Kollege rj mit dem Dienst-Fiesta von 1977 ohne Radio drei Stunden nach Passau heizen musste, um den Aufstieg des TSV Schwabach mitzuerleben. In unserem Polo gibt es ja nicht einmal eine Parkscheibe oder einen Eiskratzer. Ein Navi ist auch nur drin, weil rog sein altes springen hat lassen. Da ist dieser Suff schon ein ganz anderes Kaliber, da ist alles drin, was man braucht. Dachte ich.

Eine Stunde später wünschte ich mir den alten Polo zurück. Meinetwegen sogar den Fiesta. Nur nicht dieses unpraktische Quadrat-Auto weiter fahren müssen.

Die Kupplung klickt. Ich weiß nicht warum, aber es ist so. Das Gaspedal ist komisch angebracht. Nach der Bremse muss man immer erst suchen, wenn man sie braucht – was auch bei Journalisten ab und zu vorkommt. Außerdem ist die Kiste viel zu breit. An der engen Stelle in der Hördlertorstraße hatte ich Angst, dass ich zwischen den Häusern steckenbleibe.

Auto, halt dich da raus!

Kurz darauf fing das Ding auch noch an zu piepsen. Mein Beifahrer war nicht angeschnallt. Mein Beifahrer ist meine Tragetasche und die ist nie angeschnallt! Wie schlau kann ein Auto sein, das nicht einmal fähig ist, einen Menschen von einer Tragetasche zu unterscheiden? Und außerdem: Wenn ich wirklich das Gesetz brechen möchte und mich nicht anschnalle, dann hat die Polizei da vielleicht ein Wörtchen mitzureden. Aber mein Auto hat sich da gefälligst rauszuhalten. Hat Kitt damals Michael Knight genötigt, sich anzuschnallen? Ich glaube nicht.

Nennen Sie mich einen Nostalgiker, aber dieses ganze moderne Zeug im Auto macht doch keinen Spaß. Wenn man nicht mehr selbst Schalten, Gas geben und Einparken muss, dann kann man doch gleich mit dem Zug fahren. Und ein Lokaljournalist, der auf ein Navi angewiesen ist, sollte sich einen neuen Beruf suchen.

Das ist Club-Rot

Na ja, wir haben jedenfalls unseren Polo jetzt wieder zurück. Als ich ihn in Nürnberg abholte, fragte mich der Pförtner der Nürnberger Nachrichten, unseres Mutterhauses, warum das Auto rote Farbe habe. Die NN-Autos sind nämlich alle blau. Stolz sprach ich: Das ist Club-Rot!

Unser Polo ist der Beste – das musste dann auch der Nürnberger Pförtner anerkennen.

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