Glosse: Brauchen die "Hockerer" einen Hymnensänger?

19.2.2017, 08:30 Uhr
Auch nicht immer textsicher: Sarah Connor.

© dpa Auch nicht immer textsicher: Sarah Connor.

Dem 900-jährigen Stadtjubiläum sei Dank: Am Faschingswochenende darf der TV 1848 Schwabach die Deutsche Hockey-Meisterschaft für die weibliche Jugend A ausrichten. Sollte dabei, zum Beispiel bei der Begrüßung oder bei der Siegerehrung, die Nationalhymne vonnöten sein, hätten wir da einen Vorschlag: Der Lehrer Will Kimble aus Kaanapali, USA, hat vor einer Woche bewiesen, dass er die Melodie schon ganz gut intus hat.

Dass er zur Eröffnung des Tennis-Federation-Cup-Spiels zwischen den USA und Deutschland versehentlich die erste Strophe ("Deutschland, Deutschland, über alles ...") geschmettert hat und die dritte Strophe ("Einigkeit und Recht und Freiheit...") dritte Strophe sein lassen, hat die ohnehin angespannten deutsch-amerikanischen Beziehungen allerdings weiter belastet. Deutschlands Tennisspielerinnen Andrea Petkovic und Julia Görges waren jedenfalls völlig verdattert, verloren anschließend sang- und klanglos mit 0:4 und müssen nun gegen den Abstieg spielen.

"Umfassende Aufklärung"

Hinterher war den amerikanischen Gastgebern die Sache mit dem falschen Text zur richtigen Hymne natürlich ein wenig peinlich, sie entschuldigten sich vielmals und versprachen, wie das im Diplomaten-Sprech so schön heißt, "umfassende Aufklärung".

Doch was gibt es da schon groß aufzuklären? Als das Fed-Cup-Spiel von der Women’s Tennis Association (WTA) und vom amerikanischen Tennis-Verband an die Westküste der hawaiianischen Insel Maui vergeben wurde, dachten sie sich im schönen Tennis-Club von Kaanapali bestimmt, dass es eine schöne Geste gegenüber den weitgereisten Gästen aus Good Old Germany wäre, wenn die Nationalhymne nicht vom Band käme. Sondern wenn sich einer der Ihren mit dem Mikro auf den Platz stellen und live in einer für die Amis so fremden Sprache singen würde.

Seltsames Land

Will Kimble, der aussieht, als würde er, wenn er nicht Schüler unterrichtet oder Nationalhymnen singt, in der M 50 die Bälle übers Tennisnetz befördern, hat sich dann gemeldet und gesagt: "Mach’ ich." Bestimmt hatte er vor ein paar Jahren mal eine deutsche Austauschschülerin zu Gast oder sonstige Beziehungen zu diesem seltsamen Land, das Mauern eingerissen hat, statt neue zu bauen.

Also setzte sich Kimble an den Computer und googelte ein bisschen im Nationalhymnen-Universum herum. Dabei klickte er versehentlich nicht die Seite der BRD an, sondern die der, sagen wir mal, NPD. Und schon war die Malaise nicht mehr aufzuhalten.

Will Kimble muss sich aber nicht grämen. Er ist nicht der erste, der über Nationalhymnen gestolpert ist. In guter Erinnerung ist noch die deutsche Sängerin Sarah Connor. Die hat 2005 bei der Eröffnung der Münchener Allianz-Arena nicht "Blüh’ im Glanze dieses Glückes" gesungen, sondern "Brüh’ im Lichte dieses Glückes". Ein Bonmot für die Ewigkeit in allen Großküchen dieser Welt.

Noch dazu falsch

Connors Kollegin Christina Aguilera offenbarte beim Super Bowl 2011 ebenfalls eklatante Textschwächen. Sie hatte bei der US-Hymne die Zeilen der zweiten Strophe nicht mehr parat und sang einfach noch einmal die erste, noch dazu falsch.

Ungekrönter König ist jedoch der Opernsänger Tony Henry, der vor dem Fußball-Länderspiel zwischen England und Kroatien 2007 nur einen einzigen Buchstaben der Nationalhymne Kroatiens vertauschte. Deshalb sang er nicht: "Mila kuda si planina" (Du weißt mein Liebling, wie wir die Berge lieben). Er sang stattdessen "Mila kura si planina", also: Meine Liebe, mein Penis ist ein Berg.

Immerhin: Die Kroaten gewannen anschließend im Wembley-Stadion 3:2, buchten das EM-Ticket und fragten bei den Engländern an, ob sie den Tenor als Glücksbringer nach Österreich und in die Schweiz mitnehmen dürften.

Die Fake-Hymne

Übertroffen wurde Henry nur noch vom arabischen Schützenverband, der 2012 zu Ehren der kasachischen Goldschützin Maria Dmitrienko vermeintlich die kasachische Nationalhymne vom Band laufen ließ. Das, was Dmitrienko und die Zuschauer dann allerdings zu hören bekamen, war eine bewusst geschmacklose Verballhornung der Hymne aus dem ebenfalls bewusst geschmacklosen Film "Borat", welche der Veranstalter versehentlich aus dem Netz heruntergeladen hatte. Inhalt des Textes: Alle Länder außer Kasachstan werden von kleinen Mädchen regiert, und die Prostituierten in Kasachstan sind mindestens so gepflegt wie die in Turkmenistan.

Vor diesem Hintergrund wäre uns jedenfalls nicht bange, wenn der Hawaiianer Will Kimble nächste Woche zum Hymnensingen in Schwabach antreten würde.

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