Glosse: Matthäus muss es beim Club richten

12.3.2017, 05:58 Uhr
Hier noch in Herzogenaurach, bald beim Club - wenn es nach dem Tagblatt geht.

© Hans von Draminski Hier noch in Herzogenaurach, bald beim Club - wenn es nach dem Tagblatt geht.

"Nachgekartelt wird nicht" lautet die hochdeutsche Übersetzung einer alten fränkischen Verhaltensregel. Natürlich arbeiten Anhänger des ruhmreichen 1. FC Nürnberg trotzdem sämtliche Glanztaten ihres Vereins ausführlich und mit der gebotenen Emotionalität auf. Es endet meistens damit, dass einer sagt "Der Glubb is a Depp" und die anderen nicken.

So war es auch in dieser Woche. Und nachdem eigentlich alles gesagt ist, muss das Tagblatt natürlich auch noch seinen goldenen Senf dazugeben.

Die vielzitierten Mechanismen

Alois Schwartz war von Anfang an nicht zu beneiden. Dann wurde der einzige Spieler verkauft, der in der Hinrunde mehr als fünf Tore geschossen hatte. Dann wurde der Jugendwahn ausgerufen, nach dem Motto: "Schlecht sind die Alten auch, lasst die Jungen spielen." Dann gingen die Spiele gegen 1860 München und Bochum kläglich verloren. Dann passierte noch etwas im Westen Nürnbergs, an das ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern kann. Und dann griffen die von uns Journalisten gern zitierten "Mechanismen des Geschäfts".

Das ganze Trauerspiel hätten sich der Club ersparen können, wenn er rechtzeitig gehandelt hätte – im August 2016. Da bestritt der FCN nämlich sein allererstes Vorbereitungsspiel beim TSV Kornburg. Seit diesem Tag wussten der Kollege rj und ich, dass das mit Schwartz nichts werden kann.

Hilflose Zweitliga-Abwehr

Es war der große Tag von Kornburgs Stürmerstar Szymon Pasko. Der ist durchaus ein guter Mann. Aber eine Zweitliga-Abwehr sollte er trotzdem nicht so mir nichts dir nichts auseinandernehmen können. Ein Tor, eine Vorlage, der Club schaffte mit Mühe ein 2:2 gegen den Landesligisten. Das wäre der richtige Zeitpunkt für eine Entlassung gewesen!

Egal, Mund abputzen und weiter, wir schauen nach vorne, alles wird gut. Der Interimstrainer heißt Michael Köllner, stammt aus der Oberpfalz und hat ein Buch geschrieben. Der Titel lautet "Spielfähigkeit im Fußball".

Spielfähigkeit! Das ist genau das, was dem Club schon die ganze Saison abgeht. Außerdem hat Köllner, bevor er zum FCN kam, bei genau dem Verein gearbeitet, gegen den der FCN an diesem vermaledeiten Sonntag verloren hat – Sie wissen schon, das Spiel, an das ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann.

Nedved zum Club?

Und wenn das noch nicht reicht: Köllner ist in Fuchsmühl geboren worden, einem kleinen Ort, der keine 20 Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt liegt. Der Mann muss doch Connections haben! Vielleicht kann er Pavel Nedved überreden, zum Club zu kommen. Den könnte man auch mit seinen 44 Jahren noch brauchen. Oder Jan Koller . . . Moment, das geht jetzt in die falsche Richtung.

Aber zurück zum Trainer. Natürlich werden Journalisten im Club-Land jetzt die üblichen Namen in Umlauf bringen: Labbadia, Veh, Luhukay und so weiter. Alles keine Lösung, haben wir uns gedacht und ein Tagblatt-Kompetenzteam gebildet, das aus rj und mir selbst besteht. Wir haben lange beraten, ausgiebig recherchiert und schließlich die ideale Lösung gefunden.

Wir fordern Lothar Matthäus!

Einer muss dem Mann eine Chance geben. Wer, wenn nicht der Club? Die Vorteile liegen auf der Hand: Matthäus wäre günstig und hochmotiviert, weil er eigentlich seit Jahren keine Aussicht auf einen Trainerjob im deutschen Profifußball hat. Sofort würden sich die Medien auf ihn stürzen und die Mannschaft hätte Ruhe. Gerade mit dem Nachwuchs würde er hervorragend auskommen – das hat er in mehreren Ehen bewiesen. Selbst rj würde – laut eigener Aussage – wieder dem Club die Daumen drücken (und vielleicht endlich seine FC-Bayern-Tasse entsorgen). Und nicht zu vergessen: Nur hier versteht man die Sprache, die Matthäus spricht.

Es hätte nur Vorteile. Bis das erste Spiel verloren geht . . .

Kollege rog, der es nicht ganz ins Kompetenzteam geschafft hat, schlägt übrigens Achim Kokott vor. Der Kornburger Abteilungsleiter hat nämlich hervorragende Kontakte nach Polen, die er zum Wohle des Clubs einsetzen könnte. Und wer weiß, vielleicht würde er sogar Szymon Pasko mitbringen.

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