Glosse: Verlieren tut allen weh, auch den Bayern

17.3.2019, 05:58 Uhr
Puh, das ist hart. Ein Gefühl, das auch den Club-Spielern (und Fans) nicht fremd ist.

© Peter Kneffel Puh, das ist hart. Ein Gefühl, das auch den Club-Spielern (und Fans) nicht fremd ist.

Welche Freude beobachtet man in den sogenannten sozialen Medien am häufigsten? Die Schadenfreude. Da kursieren Zilliarden Videos vom alten Klassiker: Irgendjemand legt sich so richtig schön auf die Schnauze; läuft gegen die Glastür; rutscht auf der Banane aus; kriegt einen Ball in die Kronjuwelen; Sie wissen, was ich meine.

Experten in Sachen Schadenfreude sind natürlich die Club-Fans, denn sie haben keine andere Freude. Da ich mich zu dieser Spezies zähle, nahm ich mir am Donnerstag nach der Münchner Niederlage gegen Liverpool die Freiheit, meine Kaffeetasse mit FCN-Logo unserem Sportredakteur und Bayern-Sympathisanten rj so richtig häufig unter die Nase zu halten. Garniert mit Sprüchen wie: "Da siehst du mal, wie es uns das ganze Jahr lang geht."

Und weil die sogenannten sozialen Medien der gottgewollte Ort für Schadenfreude sind, habe ich meine Tassen-Aktion gleich auf unserer Facebook-Seite gepostet.

Die Reaktionen waren so schön, dass ich sie Ihnen nicht vorenthalten will. Ganz subtil kam folgender Kommentar daher: "Wie hat eigentlich Schalke 07 gespielt?" Man muss auf dem Laufenden sein, und er dauert ein bisschen, aber trotzdem: hervorragender Kommentar!

Die Anmerkung "Pfui. Der Kaffee aus dieser Tasse muss übel schmecken" übergehe ich. Unser Kaffee schmeckt furchtbar, aber nicht wegen der Tasse. Zum Schreiben dieser Glosse hat mich ein dritter Kommentar inspiriert: "Sagt ein Verlierer zum anderen: Verlierer."

Pointiert, geistreich und wahr

Der Satz hat mich erst geärgert. Versteht da jemand keinen Spaß? Ich hab’s doch nicht böse gemeint. Dann hat mich der Satz nachdenklich gemacht. Er ist pointiert. Er ist geistreich. Er ist wahr. Aber darf ich mich nicht auf eine ganz harmlose Weise besser fühlen, weil es anderen ein bisschen schlecht geht? Vor allem, wenn es diesen anderen sonst immer so verdammt gut geht?

Am Ende hat der Satz mich traurig gemacht. Der Club spielt seit Jahren mal wieder in der Bundesliga. So gehofft hatten wir auf diesen Moment. Und kaum ist die Saison zu drei Vierteln gelaufen, bleibt einem Club-Fan nur noch Schadenfreude über eine Niederlage des amtierenden (und zukünftigen) Meisters. Ein bisschen erbärmlich ist das schon.

Lange vergangene Zeiten

Am Donnerstag zog Eintracht Frankfurt ins Viertelfinale der Europa League ein. 13 500 Frankfurter Fans waren dabei in San Siro, im geschichtsträchtigen Guiseppe-Meazza-Stadion in Mailand. Eine rauschende Nacht. Da wird jeder Fußball-Fan wehmütig und muss an vergangene Zeiten denken. Gut, bei manchen Vereinen sind die Zeiten schon so lange vergangen, dass sich keiner mehr daran erinnert.

Übrigens: Ein Tor Unterschied sorgte 2016 dafür, dass Frankfurt in die eine Richtung – steil nach oben – und der FCN in die andere driftete. Ein kleines Törchen mehr, vielleicht hätte es eine rauschende Club-Nacht in Milano werden können.

Aber Schluss damit. "Wäre, wäre, Fahrradkette", wie Lothar Mätthaus sagen würde. Bayern hat verloren, Uli Hoeneß ist sauer und die Medien werden in den nächsten Wochen die Münchner Fehler ’rauf- und ’runterdiskutieren. Ich bleibe dabei, von einem Verlierer zum anderen: Das freut mich.

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