Glosse: Was wir von Boxer-Krabben lernen können

5.2.2017, 05:58 Uhr
Für Hühner ist Brötchen offenbar nicht gleich Brötchen.

© Thomas Correll Für Hühner ist Brötchen offenbar nicht gleich Brötchen.

Heute eine neue Folge aus unserer Serie „Die wunderbare Welt der Tiere“. Es geht diesmal nicht um Flipper, den schlauen Delphin, um sprechende Papageien und um gelehrige Hunde. Nein, es geht um die Hühner von Frau Wegner und um israelische Boxer-Krabben.

Andrea Wegner wohnt zwar in Schwabach, hat aber trotzdem Hühner. Dem Federvieh sagt man nicht gerade große Intelligenz nach. Die Größe eines Hühner-Gehirns entspricht ungefähr der Größe eines (echten!) Hühner-Auges. Und doch, so hat Andrea Wegner beobachtet, werden ihre Eier legenden Mitbewohnerinnen immer wählerischer, was das Futter angeht.

Kein Bock auf Weckli

Früher, so schrieb sie in einem Brief an die Redaktion, stürzten sich die Tiere regelrecht auf eingeweichte Brotreste. So, als hätte man sie zuvor tagelang hungern lassen. Dann jedoch pickten sie nur noch nach Roggenbrot und würdigten herkömmliche „Weckli“, die Andrea Wegner von ihrer Tante gespendet bekommen hatte, keines Blickes.

Diese stammten, so erfuhr die Hühnerhalterin, aus der Backstation eines Discounters. „Kann es sein, dass in diesem Zeugs, in diesen tiefgefrorenen Teiglingen aus China, irgendetwas Komisches drin ist und die Hühner schlauer sind als wir Menschen“, fragt Andrea Wegner.

Ich hätte diese Frage gerne an den Teigling-Produzenten in China weitergereicht. Aber erstens habe ich seine Nummer nicht. Und zweitens weiß ich nicht, ob es den Produzenten noch gibt. Schließlich soll die Kühlkette dort ja ausgesprochen lang sein.

Was folgern wir daraus? Ich jedenfalls kaufe meine Semmeln lieber beim Bäcker um die Ecke. Da weiß ich wenigstens, was ich bekomme.

Anemone in der Schere

Noch mehr beeindruckt als die schlauen Hühner von Andrea Wegner hat mich zuletzt die Geschichte über die so genannte Boxer-Krabbe, die ich online in einem Wissenschafts-Magazin entdeckt habe. Die Boxer-Krabbe heißt nicht Boxer-Krabbe, weil sie etwa besonders aggressiv wäre. Im Gegenteil: Das nur wenige Zentimeter große Tierchen führt auf seinen Weg durch die Weiten der Weltmeere in jeder seiner Scheren eine See-Anemone spazieren. Es sieht dann so aus, als hätte sich die Krabbe winzige Boxer-Handschuhe übergestülpt.

Wissenschaftler, die sonst gerade nichts zu tun hatten, wollten nun herausfinden, warum die Krabbe die Anemonen braucht und wie sie zu diesen Blumentieren kommt. Das erstaunliche Ergebnis: durch Diebstahl, durch Klonen (!) oder durch beides zugleich.

Die Anemonen sind für die Krabben nützlich. Denn wenn sich Fressfeinde nähern, wedelt die Krabbe wie wild mit ihrem Gepäck herum, in der Hoffnung, die Feinde zu vertreiben. Geht dabei eine der beiden Anemonen verloren, teilt die Krabbe die übrig gebliebene Anemone ganz vorsichtig. Innerhalb weniger Tage regenerieren sich die Blumentiere, ähnlich einem Regenwurm, der einige Glieder verloren hat. Die Krabbe hat also ihre See-Anemone geklont.

Zwei zufriedene Krabben

Um herauszufinden, was die Krabbe tut, wenn sie gar keine Anemone mehr besitzt, setzten israelische Wissenschaftler zwei Krabben in ein Aquarium. Die eine Krabbe war im Besitz von zwei Anemonen. Die andere hatte keine. Diese machte sich sofort an ihren reicheren Artgenossen heran und stahl ihm eine der Anemonen. Das funktionierte ganz gut. Denn der Anemonen-Besitzer konnte sich nicht richtig wehren, weil er ja seine Tierchen mit der Schere festhalten musste anstatt sich zu verteidigen.

Sobald der Angreifer jedoch eine der Anemonen seines Kontrahenten in seinen Besitz gebracht hatte, ließ er von ihm ab. Beide Tiere begannen alsdann ihre jeweiligen Blumentiere wieder zu teilen, also zu klonen, und siehe da, ein paar Stunden später waren aus einer zufriedenen Krabbe mit zwei Anemonen und einer unzufriedenen Krabbe mit keiner Anemone zwei zufriedene Krabben mit vier Anemonen geworden.

Jetzt habe ich auch ungefähr eine Vorstellung davon, wie Jesus mit fünf Broten und zwei Fischen 5000 Leute satt bekommen hat. Er muss sich da irgendwas bei den BoxerKrabben abgeschaut haben.

Keine Kommentare