Goldgeschenk erst beim siebten Anruf

25.8.2009, 00:00 Uhr
Goldgeschenk erst beim siebten Anruf

© Schmitt

«Erreichbarkeit war eine Bedingung», betonte der Ortung-Gastkünstler aus Spalt. Erst beim siebten Mal Wählen meldete sich jemand am anderen Ende des Netzes. Der wollte aber angeblich gar nicht mitgemacht haben bei Hofmanns Kunstaktion.

Etwa 100 Zeitgenossen waren seiner Aufforderung gefolgt, eine Zahl zwischen 1 und 999 zu simsen, um an der Verlosung des kleinen Goldbarrens teilzunehmen.

«Mutige Menschen», nannte sie Reiner Hofmann, «die entweder dem Ruf des Goldes gefolgt sind oder dem Ruf der Kunst oder beidem.»

Beglückwünscht hat Hofmann allerdings ausschließlich all diejenigen, «die bei der Aktion nicht mitgemacht haben, weil sie sich nicht jedem zweifelhaftem Versprechen anvertrauen und ihnen vielleicht auch ihre Privatsphäre wichtiger als ein materieller Gewinn war», wie er ausdrücklich sagte. Immerhin hatte die Kurznachricht ja die Preisgabe der Handy-Nummer im Gepäck. Als die Zahl der Zuschauer im Hinterhof am westlichen Ende der Friedrichstraße zu bröckeln begann, entschloss sich Reiner Hofmann, die Regeln zu ändern. Nun sollte es auch reichen, wenn sich die Mailbox meldete. Bereits der zweite Anruf war von Erfolg gekrönt.

Robert Kaiser aus Nürnberg hatte die Zahl 479 per Kurznachricht gesandt. Er rief aus Berlin zurück und freute sich sehr über sein Glück. Im Laufe dieser Woche wird er sein vom Modehaus Fetzer gesponsertes Goldstück in Empfang nehmen können.

Reiner Hofmann klärte sein Publikum auch über die Absicht und den künstlerischen Hintergrund seiner Aktion auf. Er wollte naive Kunstbetrachter und Passanten nämlich keineswegs aufs Kreuz legen, wie manche vielleicht gedacht hatten, die an der Aussicht auf einen realen Goldbarren zweifelten. «Das wäre für meinen Geschmack zu zynisch gewesen», sagte Hofmann. Für ihn kann Kunst den Zynismus um uns herum ohnehin nicht überbieten, wie er meinte, «wenn es um die großen Goldstücke geht, die meist unsichtbar verschoben werden».

Sein Goldstück sei so klein und fein, dass es die inneren Werte vielleicht doch nicht aus den Fugen geraten lasse. Vermutlich war es deshalb so schwer an den Mann zu bringen. ROBERT SCHMITT