Goldrichtig: Der beste Trick meines Lebens

2.12.2018, 06:00 Uhr
Ja, solche Parkhäuser sind schon eine Herausforderung für unseren Kollegen. Das heißt: nicht die Parkhäuser, sondern die dazugehörigen Parkkarten.

© Opernhaus Ja, solche Parkhäuser sind schon eine Herausforderung für unseren Kollegen. Das heißt: nicht die Parkhäuser, sondern die dazugehörigen Parkkarten.

Ich sage es gleich: Das wird jetzt ein wenig konfus. Aber das Leben ist halt manchmal so. Also dann:

Dies ist eine Anklage gegen im wahrsten Sinne lückenhafte Architektur. Gleichzeitig ist es die Geschichte des besten Magiertricks meines Lebens. Und irgendwie ist es wohl auch das Eingeständnis, dass ich zu blöd zum Einkaufen bin. Zumindest zu blöd für das Franken-Centrum in Langwasser. Vor allem aber ist es eine Warnung an alle Benutzer dieses Parkhauses. Und der Tipp, für den Fall der Fälle schon mal 16 Euro bereitzuhalten.

Wo ist die Parkkarte?

Alles wäre nicht passiert, hätte ich vor ein paar Wochen aufgepasst. Hab’ ich aber nicht. Als ich nach dem Einkauf aus dem Parkhaus fahren wollte, war plötzlich die Parkkarte weg. Das Ding ist aus Plastik und hat Form und Größe einer Scheckkarte.

Was folgte, war die ganz normale menschliche Reaktion. Zuerst habe ich fünfmal in jede Hosen- und Jackentasche gegriffen, dann die Plastiktüte mit den neuen Pullovern ein paar Mal durchstöbert, im Auto die Ritze zwischen Sitz und Mittelkonsole abgetastet, panisch den Weg zurück zur Kasse abgesucht und das Ding schließlich unter dem Auto neben mir gefunden. Gut versteckt hinter dem linken Hinterreifen. So weit, so normal und schnell wieder vergessen.

Bis vergangene Woche. Unbelehrbar fahre ich wieder in dieses Parkhaus, drücke den Knopf, ziehe die Karte und stecke sie schnell in die Jackentasche, schließlich will ich meinen Hintermann nicht unnötig aufhalten. Ich stelle das Auto ab, öffne die Tür, und während ich gerade dabei bin, meine alten Knochen aus dem Wagen zu hieven, fällt mir die Geschichte mit der Karte ein.

Wie in Zeitlupe

"Das passiert dir nicht nochmal", denke ich und will die Karte sicherheitshalber in meine Geldbörse stecken.

Doch als ich sie aus der Tasche ziehe, rutscht sie mir aus den Fingern, segelt vor meinen Augen zu Boden, verschwindet in der winzig schmalen Lücke zwischen zwei Betonplatten und ist weg, einfach weg.

Nur ein Bruchteil einer Sekunde, der sich wie in Zeitlupe zog. Man sieht, was man sieht, aber kann nichts mehr retten. Ein Moment hilflosester Verlorenheit.

Sofort überfiel mich heiliger Zorn. Zuerst auf mich selbst. Wieso kaufe ich nicht einfach in Schwabach ein? Da gibt es auch Klamotten und zudem einen lückenlos gestrichenen Tiefgaragenboden.

Sofort danach auf den Architekten. Kann der keinen anständigen Parkhausboden planen, dicht und ohne Ritzen? Musste das ein Bermuda-Dreieck für alle freischwebenden Parkkarten sein?

Vor allem aber: Wie habe ich das nur hingekriegt? Ein dünnes Kärtlein fällt in eine Rille, die nur ein paar winzige Millimeter breiter ist als sie selbst!

Besser als Copperfield

Vertikal, horizontal oder ganz egal: Schon die minimalste nur denkbare Abweichung vom absolut perfekten Einfallswinkel, und die Karte wäre einfach harmlos auf dem Boden gelandet statt vom selbigen brutal verschluckt zu werden. Beim Bart des Weihnachtsmanns: Selbst bei tausend Versuchen kann das keiner wiederholen.

Copperfield lässt die Freiheitsstatue verschwinden, ich zwar nur eine Parkkarte, dafür aber ohne jede Computeranimation. Echte Magie eben.

Leider hat mein neu entdecktes Talent schon bei meinem zweiten genialen Verschwindeversuch kläglich versagt: ohne Karte aus dem Parkhaus zu kommen — unmöglich.

Dafür hatte die Stimme aus dem Notruf am Ticketautomaten noch einen viel besseren Trick auf Lager: Für ein neues Ticket ließ sie 16 Euro aus meiner Geldbörse verschwinden. Zauberhaft.

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