Grippewelle: Krankenhäuser an der Belastungsgrenze

7.2.2017, 15:35 Uhr
Grippewelle: Krankenhäuser an der Belastungsgrenze

© Foto: Maurizio Gambarini/dpa

Die Zahlen sind erschreckend: Seit Beginn der Grippesaison 2016/17 zählte das Landesamt für Gesundheit über 5500 Erkrankte — fast sechseinhalbmal so viel wie im Vorjahr.

Das bekommt auch das Stadtkrankenhaus Schwabach zu spüren. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren handele es sich um eine frühere und deutlich stärkere Grippewelle. Mehrfach sei die Innere Abteilung bereits für mehrere Stunden oder einzelne Tage abgemeldet gewesen. Grund sei eine Überlastung und fehlenden Isolationszimmer, so der Leiter der Inneren Abteilung in Schwabach, Chefarzt Dr. Andreas Stegmaier.

Schwerere Verläufe

Die Zahl der Norovirus-Erkrankten sei im Vergleich zu den vergangene Jahren ähnlich, jedoch gebe es offensichtlich längere und schwerere Verläufe. Zudem treten heuer gehäuft Rota-Viren bei Erwachsenen und alten Menschen auf. Patienten müssten daher teils auf fachfremden Stationen betreut werden und könnten nicht rechtzeitig von der Intensiv- auf Normalstation verlegt werden. Dadurch könnte eventuell dann die OP-Kapazität beeinträchtigt werden. Häufig würden Patienten auch in Gangbetten untergebracht.

Die Situation in der Kreisklinik Roth ist ähnlich brisant. Seit drei Wochen nehme die Zahl der Virenerkrankten zu, so Klinikvorstand Werner Rupp. In der vergangenen Woche kamen dann auch noch die Verletzten durch das Blitzeis dazu. „Wir haben die Grenze der Belastbarkeit erreicht. Seit mehreren Tagen ist sie überschritten“, so Rupp.

Auch das Personal kränkelt

Dazu kommt, dass auch die Krankheitsquote beim Personal immer weiter steigt. „Das sind schließlich auch nur Menschen, die auch dauernd mit Kranken in Kontakt sind“, so Rupp. Manche Mitarbeiter müssen dann auch mal drei Wochenenden hintereinander Arbeiten oder für erkrankte Kollegen einspringen.

Doch es ist nicht nur der Grippevirus, die sogenannte Influenza, die dem Krankenhaus zu schaffen macht. Auch verschiedene Magen-Darm-Infektionen sowie Rota-Viren treten vermehrt auf. Klinikvorstand Werner Rupp und die Leiter der Ärzte und des Pflegedienstes beschreiben die Lage dramatisch: „Zahlreiche Patienten müssen isoliert werden, was nicht nur Mehrarbeit für die Mitarbeiter bedeutet, sondern auch die Zimmer für die Patienten immer wieder knapp werden lässt. Teilweise müssen geschlossene Patientenzimmer wieder geöffnet werden, um Raum für die Betroffenen zu schaffen, teilweise liegen Patienten in den Bädern und auf dem Gang.“

Brenzlige Situation

Die Mitarbeiter hätten daher gefordert, die Klinik bei der Rettungsleitstelle abzumelden. Der Vorstand ist dagegen. Zum einen gebe es einen gesetzlichen Versorgungsauftrag, heißt es in einem Schreiben an die Mitarbeiter. Zum anderen sei die Situation in den umliegenden Kliniken ähnlich wie in Roth. „Wir können uns immer wieder stundenweise von der Rettungsleitstelle abmelden was wir auch tun, bis die Patienten, die in der Notaufnahme liegen, verteilt und versorgt sind“, heißt es. Besonders brenzlig wurde es in der vergangenen Woche, erläutert Rupp. Dort musste der Rettungsdienst einen Patienten aus Wendelstein sogar nach Regensburg fahren, weil sämtliche Kliniken der Region dicht gemacht hätten. Das sei natürlich nicht das Ziel, auch weil dadurch Kapazitäten beim Rettungsdienst gebunden werden, so Rupp.

„Wir wissen, dass das für die Patienten keine angenehme Situation ist“, sagt Rupp. Doch weil infizierte Patienten allein in einem Doppelzimmer untergebracht werden müssen, könne es durchaus vorkommen, dass Patienten eine Nacht auf dem Gang verbringen müssen.

Wie können die Häuser die angespannte Lage in den Griff bekommen? In der Rother Kreisklinik hat der Vorstand einige Maßnahmen getroffen. So wurden alle Gruppen wie Therapiegruppen oder die „Plauderstube“ abgesagt, um die Verbreitung von Viren im Haus zu reduzieren. Zudem werden Patienten umgelegt, um Isolierkapazitäten auf anderen Stationen zu schaffen. Außerdem soll es eine frühzeitige Entlassung in allen Bereichen geben, „soweit dies nur vertretbar ist.“

Appell an die Vernunft

Ebenso appelliert der Rother Klinikvorstand Rupp an die Vernunft der Besucher. Sie sollten ihre Angehörigen nicht gleich geballt am ersten Tag besuchen. Außerdem sollten Kinder unter 15 Jahren gar nicht mitgebracht werden, da bei ihnen die Ansteckungsgefahr größer sei. Außerdem gelte, für alle Mitarbeiter wie Besucher, die Hygieneregeln einzuhalten.

Sich schonen und viel trinken

Auch Fritz Oberparleiter, der Leiter des Rother Gesundheitsamts rät zu Vorsicht: „Wer krank ist, sollte sich nicht zu früh wieder der Allgemeinheit widmen.“ Das gelte vor allem auch für Schulkinder. Denn dort, wo Menschen in großer Zahl zusammenkommen, sei die Ansteckungsgefahr erhöht. Außerdem können die Viren schon verbreitet werden, bevor die Erkrankung ausgebrochen ist.

Sein Tipp: Nicht jeder sollte gleich ins Krankenhaus rennen, wenn sich erste Grippesymptome zeigen. Der Hausarztbesuch oder Hausmittel seien ausreichend. Danach heißt es: Das Bett hüten, viel trinken und sich schonen.

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