Hallenbad Wendelstein: Ohne Mit-Finanzier geht nichts

23.1.2015, 09:27 Uhr
Archivfoto vom Freibad in Roth. Wenn der Landkreis Roth ein Sportbad baut, dann wohl in der Stadt Roth.

© Detlef Gsaenger Archivfoto vom Freibad in Roth. Wenn der Landkreis Roth ein Sportbad baut, dann wohl in der Stadt Roth.

Elternbeirat: „Wendelstein braucht Schwimmhalle“

Nach wie vor stehen die Chancen auf einen Bau aber nicht besonders gut. Zudem gehen auch die Meinungen in der Bevölkerung weit auseinander. Die einen sagen: „Jawohl, Wendelstein braucht ein solches Bad.“ Die anderen halten es für ein Geldgrab und meinen, dass man günstiger jeden Schüler extra per Hubschrauber zu einem der umliegenden Bäder fliegen lassen könnte.

Viele Aufgaben

Die Marktgemeinde hat knapp 16 000 Einwohner. Rund 2000 Schülerinnen und Schüler besuchen die Wendelsteiner Schulen (Gymnasium, Waldorfschule, Mittelschule, Grundschulen). „Insofern ist der Bau eines Hallenbades natürlich immer ein Thema“, sagt Bürgermeister Werner Langhans auf Tagblatt-Anfrage. Doch Langhans schränkt auch ein: „Ohne einen Mitfinanzier sind Investition und Unterhalt nicht zu stemmen.“ Wendelstein ist zwar die finanzstärkste Gemeinde im Landkreis Roth. „Aber wir müssen ja auch unsere Sporthallen sanieren, wir haben Kanäle zu reparieren und Straßen herzurichten.“

Doch wer soll mitfinanzieren? Werner Langhans bringt den Landkreis Roth als Träger des Wendelsteiner Gymnasiums zwar nicht explizit ins Spiel, verweist aber auf ein Hallenbad in Altdorf. Hier hätten sich die Stadt Altdorf und der Landkreis Nürnberger Land zu einem Zweckverband zusammengeschlossen, die Kosten werden geteilt.

Doch ist solch ein Modell auch auf Wendelstein übertragbar? Der Landkreis Roth ist zwar grundsätzlich an einem Sportbad interessiert. Als Standort kommt aber wohl nur Roth (und wenn, dann nur als Partner mit der Stadt Roth) infrage. Im dortigen Schulzentrum werden mehr als 4000 Schülerinnen und Schüler (Gymnasium, Realschule, Berufsschule, Förderzentrum) unterrichtet, hinzu kommen die Mittelschule und vier Grundschulen als mögliche Nutzer. Und: Für einen Neubau in Roth könnte der Landkreis sogar noch Zuschüsse abgreifen. Denn die seinerzeitige Schließung des Hallenbades im Gymnasium Roth vor rund 15 Jahren kompensierte man „nur“ durch den Bau einer Doppel-Turnhalle, obwohl förderrechtlich eine Dreifach-Halle möglich gewesen wäre.

Schriftliche Erklärung

Landrat Herbert Eckstein wollte sich zur neu aufgeflammten Diskussion um den Hallenbad-Neubau in Wendelstein auf Tagblatt-Anfrage gar nicht direkt äußern. Stattdessen ließ er eine schriftliche Erklärung schicken. „Wenn Gemeinden konkrete Planungen vorlegen und Anfragen an den Kreistag richten, wird sich der Landkreis damit befassen“, heißt es da ganz profan.

Eckstein erinnert in dem kurzen Schreiben allerdings daran, dass Greding und Georgensgmünd, die zwei einzigen Landkreis-Kommunen mit gemeindlichen Hallenbädern, ihre Bäder und damit die Defizite und Investitionen selbst tragen. Der Investitionsschwerpunkt des Landkreises liege auch in den nächsten Jahren im Neubau, der Erweiterung und im Unterhalt der Landkreisschulen. Auch in die Erweiterung des Wendelsteiner Gymnasiums fließen in diesem und im nächsten Jahr rund acht Millionen Euro. Das klingt aber nicht danach, als ob Eckstein der Wendelsteiner Initiative für ein Hallenbad große Chancen einräumt.

Und: Wendelstein und der Landkreis sind ja nicht alleine: Auch in Schwabach sind die Pläne für den Bau eines neuen Hallenbads vorerst wieder in der Schublade verschwunden. Die Stadt hofft, dass das alte Bad am Schulzentrum noch möglichst lange seinen Dienst tut. Aber auch hier ist klar: Ein Bad ist immer ein Draufzahlgeschäft.

Für Wendelstein würde Langhans mit Baukosten von rund zehn Millionen Euro sowie mit einem jährlichen Defizit von 300 000 bis 500 000 Euro rechnen. Dieser jährliche Fehlbetrag laste auf den Schultern der nachfolgenden Generationen.

Immer mehr Kommunen scheuen deshalb Investitionen und das zu erwartende Defizit, ungeachtet der Tatsache, dass der Schwimmunterricht eigentlich fester Bestandteil in den Lehrplänen des Bayerischen Kultusministeriums ist. Dass es immer weniger (Hallen-)Bäder gibt, führt allerdings dazu, dass in Deutschland immer weniger (junge) Menschen schwimmen können.

Übrigens: Das Thema „Bad in Wendelstein“ ist nicht neu. Erst vergangene Woche habe er eine Schulklasse zu Besuch gehabt, und die Kinder wollten wissen, wann ein Bad gebaut wird, erzählt Werner Langhans. Er selbst sei als Viertklässler beim damaligen Bürgermeister Hans Seufert zu Besuch gewesen. Der habe damals auf die Frage nach einem Bad in Wendelstein geantwortet: „Wenn ihr aus der Schule raus seid, haben wir schon ein Bad.“ Nun: Bürgermeister Langhans ist mittlerweile 50 Jahre alt, auf das Hallenbad wartet er noch immer.

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