Harter Rock und kluge Querdenken beim Feuertanz

22.6.2015, 08:32 Uhr
Harter Rock und kluge Querdenken beim Feuertanz

© Foto: Hans von Draminski

Für die Fans von Mittelalter-Rock und Neo-Folk gehört der „Feuertanz“ seit Jahren zu den Fixpunkten im Kalender. Und nachdem das ähnlich geartete „Veldensteiner Festival“ heuer nicht stattfinden wird, hat sich in Abenberg die Atmosphäre eines so entspannten wie fröhlichen Familientreffens der „Schwarzkittel“ noch verstärkt: Hier trifft sich die Szene, pflegt Freundschaften – und lauscht Gruppen, die (zum Glück) wohl nie den Weg ins formatierte Dudelradio finden werden.

Warum nicht? Weil ihre Texte wie bei der Pseudo-Seemannscombo „Knasterbart“ viel zu satirisch und zotig für den Massengeschmack sind. Oder weil ihre Musik viel zu viele Ecken und Kanten hat, um nebenher gehört zu werden. Dafür ist „Vroudenspil“ ein klingendes Beispiel.

Zündstoff zum Grübeln

Bei mancher Band ist der intellektuelle Anspruch auch zu hoch, das hinter den Songs stehende Konzept zu komplex, um wohlfeil den Massengeschmack zu bedienen. Querhörer und Um-die-Ecke-Denker bekommen dafür ordentlich Grübel- und Zündstoff, beispielsweise von der Formation „Folk Noir“, deren Songgemälde vielgestaltig sind und atmosphärisch. Frontmann Oliver S. Tyr, den man von „Faun“ kennt, die neue Gitarristin Livy Pear und der ebenfalls von „Faun“ kommende Drehleierspieler Stephan Groth sowie Alexander Schulz am Schlagzeug pflegen einen Folk-Ansatz, der in die Zukunft weist und Lichtjahre von jener Whiskeyseligkeit und Tanzboden-Fröhlichkeit entfernt scheint, die man gemeinhin mit Folk assoziiert. Stattdessen gibt es düstere Texte über den Sinn des Lebens und satten Harmoniegesang.

Wer Folk lieber eine ganze Ecke bodenständiger, grooviger, traditionalistischer mag, wird bei „The Dolmen“ fündig. Knackig, kantig, groovig werden Standards und eigene Songs zelebriert, als sei Abenberg eine Dépendance von Kilkenny oder Cropredy.

Mehr denn je ist Abenberg natürlich auch ein Spiegel der sich gerade konsolidierenden und deshalb auch etwas ausdünnenden Mittelalter-Rockszene, deren Protagonisten bekanntlich oft aus anderen Genres den Sprung in die Postmoderne getan haben. Da ist dann auch Platz für ein in keine Schublade passendes und wohl gerade deshalb ungemein erfolgreiches Projekt wie „Omnia“. Die Holländer pflegen nicht nur ein über die Jahre immer mehr verfeinertes Rezept für ins Ohr gehenden Pagan Folk, sie haben zudem eine klare Botschaft: Naturschutz, die Bewahrung der Schöpfung.

Der englischstämmige Leadsänger Steve Evans-van der Harten und seine Frau Jennifer Evans-van der Harten leben diese Mission, die über ein paar Alben, über ein bisschen Musik mit immens hohem Emotionspotenzial weit hinaus geht.

Was noch? Ganz feine Marktmusik mit „Tir Nan Og“, was schon fast einem Ausverkauf der Werte gleichkommt, denn diese Gruppe müsste angesichts ihrer unbestreitbaren Qualitäten eigentlich auf der Hauptbühne spielen und dürfte nicht nur für Pausenbespaßung zuständig sein.

Das mit dem Bespaßen beherrscht das Duo „Pampatut“ sowieso besser: Wenn die Spielleute Max von Gluchowe und Holger Hopfenstreich Hoffmann im Narrenkostüm die Umbaupausen überbrücken, indem sie blühenden Blödsinn erzählen, kann das furchtbar nerven oder das Zwerchfell vor Lachen in Stücke reißen. Der Abenberg-Effekt halt ...

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