Haute cuisine im Kopf und auf dem Teller

11.11.2013, 09:00 Uhr
Haute cuisine im Kopf und auf dem Teller

© Schmitt

Werner Köhler war Buchhändler. Heute ist er Autor, Verleger und Geschäftsführer von „Lit.Cologne“, einem internationalen Lesefest mit gut 90000 Besuchern in Köln, das er 2000 mit zwei Freunden ins Leben gerufen hat.In Schwabach las Köhler aus seinem jüngsten Roman, während sich etwa 60 Gäste ein erlesenes Menü von Goldener-Stern-Chef Dieter Trutschel schmecken ließen.

Vater-Sohn-Geschichte

„Cookys Reise“ ist eine Vater-Sohn-Geschichte mit gewaltiger gastronomischer Komponente. Die Leidenschaft fürs Kochen verbindet Köhler und seine Hauptperson. „Ich koche, seit ich elf bin“", sagt der 57-jährige.

Ich-Erzähler „Cooky“ alias Gourmet-Koch Gert Krüger wird Lehrherr seines 15-jährigen Sohnes Maximilian, den er Zeit seines Lebens kaum gesehen hat. Als der Sterne-Koch seinen Geschmackssinn verliert, soll eine gemeinsame Reise zu Kollegen in Frankreich helfen. Nicht nur die Funktionsfähigkeit von Zunge und Gaumen kehrt zurück. Auch die Generationen kommen sich dabei näher.

Moderator der Lesung war CSU-Stadtrat Emil Heinlein. Dessen Fragen ermöglichten es Köhler, dem Publikum einen vertieften Einblick in seinen Küchen-Kosmos zu geben.

Worte machen Appetit

Wem allerdings nicht schon bei den Lese-Stücken das Wasser im Munde zusammenlief, dem ist eigentlich nicht mehr zu helfen. Ein Fisch schmeckt bei Köhler „nach purem, reinem Meer“, gleichsam „ein Strand, den man essen kann.“ Doch die Bretagne bietet noch mehr: Gewirkter Kalmar mit Ingwer, verfeinert durch Limettenschale und Knoblauch, in frittiertem Wantan-Teig. Cooky fühlt sich in ein kulinarisches Paralleluniversum versetzt.

„Verdammt gut“ schmeckt er. „Ein Tag am Meer“ hat der französische Chef de Cuisine seine Kreation genannt. Nicht nur vor den Augen des Gastes aus Deutschland taucht nun „ein Gemälde aus Lebensmitteln“ auf.

Tatsächliches Original

Ziegenkäse-Omlett, Apfel-Tarte und fangfrische Scampi. Die französische Küche tischt unvergleichliche Delikatessen mit einem fast obszönen Geschmack auf. „Den Koch gibt es wirklich“, erzählt Köhler am Tisch. Mit drei-Sternen sei er ausgezeichnet gewesen. „Die hat er zurückgegeben“, weiß Köhler, „weil er das nicht mehr mitmachen wollte.“

Nun serviert er den Fisch frisch vom Kutter wieder quer geschnitten, wie es in Frankreich seit jeher Tradition war. Nach den Vorgaben der Sterne-Verwalter dürfte er ausschließlich das Filet verwenden, erklärt Köhler. Fisch aber sei wie Erdbeeren. „Frisch vom Feld schmecken sie intensiver als fünf Stunden später zu Hause.“

Ein Menü der Extraklasse

Die Gäste in der Stern-Lounge müssen sich nicht mit virtueller Lesekost begnügen. Dieter Trutschel hat dem Roman ein französisches Menü der Extraklasse entnommen. Die Kalbsnüsschen ist „elf Stunden im Vakuum gegart“, verrät er. Anna-Kartoffeln und frisches Gemüse krönen das extrazarte Filetfleisch. Ein kleiner Salat mit frischem Thunfisch und eine bestechende Bouillabaisse bereiten kongenial darauf vor. Frisches Ananas-Sorbet bildet den Abschluss. Die ausgesuchten Weine kommen aus Franken, Frankreich und Südafrika.

Werner Köhler lässt es sich schmecken, fragt aber auch nach den Spezialitäten der Region. „Schäufele“, sagt Emil Heinlein. „Bratwürste und Karpfen“, ergänzt Hanne Hofherr.

Köhler und seine Gattin wollten sich ohnehin noch die Sehenswürdigkeiten Nürnbergs ansehen. Nun könnten sie den Rundgang mit neuen Geschmackseindrücken verbinden. Vielleicht führt Cookys nächste Reise dann ja nach Franken.

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