Hitzeschlacht: Thalmässing gewinnt 32. Landkreislauf

6.7.2015, 09:58 Uhr

Die LG Allersberg I (142) und der Lauftreff TV Eckersmühlen (175) komplettierten das Podium. Auch bei den Frauen lag Thalmässing vorne. Mit 88 Punkten allerdings nur hauchdünn vor Heideck (89) und Rednitzhembach (91).

Weil neben der TSG 08 Roth auch die beste Dorf- und Mixedmannschaft der letzten Jahre, die Laufgemeinschaft Hofstetten, heuer wegen der großen Hitze ihre Meldung zurückgezogen hatte, gab es auch in diesen beiden Sonderwertungen neue Sieger zu feiern: den Lauftreff Röttenbach-Mühlstetten (beste Dorfmannschaft) und das Kneipenteam „Mephisto Running Gag I“ aus Roth (beste Mixedmannschaft), in dem allerdings zahlreiche Sportler des leistungsorientierten „Team Arndt“ vertreten waren.

Das Wetter, was sonst?

Das Wetter war natürlich das alles überstrahlende Thema bei dieser 32. Auflage der größten Laufsportveranstaltung im Landkreis Roth. Nach der hitzebedingten Absage des Teams Memmert und der drei Mannschaften der TSG 08 Roth schmolz das Feld im Laufe der vergangenen Tage zusammen wie Vanilleeis in der Juli-Sonne. Von den ursprünglich gemeldeten 46 Teams blieben dann aber immerhin 35 übrig, deren Läuferinnen und Läufer sich der Herausforderung stellen wollten.

Und sich am Ende auch erfolgreich stellten. Ärzte und Sanitäter mussten nur selten eingreifen, seltener jedenfalls als in „normalen“ Jahren. Die meisten Sportler haushalteten bei Backofentemperaturen gut mit ihren Kräften, von „großer Solidarität und Zusammenhalt innerhalb des Feldes und unter den Mannschaften“ war am Samstagabend bei der Siegerehrung immer wieder die Rede.

Wobei der sportliche Ehrgeiz nicht zu kurz kam. Ohne das Nagel running team TSG 08 Roth, das im Normalfall mit seinem unglaublichen Potenzial immer gewinnen würde, sah der TV Thalmässing die einmalige Chance auf den ganz großen Coup. Schließlich hatte die Mannschaft aus der Marktgemeinde seit 2006 hinter Roth immer den zweiten Platz belegt. Ohne den Abonnementsieger also war der Weg frei.

„Wer nicht dabei ist, spielt nicht mit“, kommentierte TV-Kapitän Georg Knoll die Abwesenheit der Kreisstädter. Auch wenn er dadurch bei der Siegerehrung von Landrat Herbert Eckstein erstmals den größten Pott entgegennehmen konnte, kritisierte er das Vorgehen des übermächtigen Rivalen. „Es war der falsche Weg, die Absage via Homepage in die Welt hinauszuposaunen. Stattdessen hätten sich die Mannschaftsführer im Vorfeld zusammensetzen sollen. Dann hätten wir gemeinsam überlegen können, wie man bei den hohen Temperaturen das eine oder andere hätte entschärfen können.“

Erst durch die Absage des Abonnementsiegers sei eine regelrechte Welle losgetreten worden. „Wenn die Rother durchgezogen hätten, hätten auch alle anderen gemeldeten Teams mitgemacht.“ Das schlimmste, so Knoll, wäre eine Komplett-Absage der gesamten Veranstaltung gewesen, die im Landratsamt durchaus diskutiert worden war. „Wenn der Landkreislauf einmal ausfällt, dann ist er für alle Zeit gestorben, weil dann für viele Läufer in vielen Teams die Motivation wegbricht. „Warum sollten sich Hobbyläufer auf eine Veranstaltung vorbereiten, von der man nicht weiß, ob sie stattfindet?“

Mehr Getränkestationen

Nun, nachdem das veranstaltende Landratsamt am Donnerstag noch einmal „alles auf Null“ (Landrat Herbert Eckstein) gestellt hatte, fand die Veranstaltung ja statt. Die Läuferinnen und Läufer registrierten dankbar zusätzliche Angebote. „Auf den zehn Kilometern von Rohr nach Barthelmesaurach gab es heuer drei Getränkestationen“, lobte zum Beispiel der Großweingartener Robert Eitel. Auch auf den kürzeren Etappen waren Motorradfahrer mit kühlem und flüssigem „Treibstoff“ für die Sportler unterwegs.

Der spätere Sieger TV Thalmässing und etliche weitere Mannschaften passten ihre Athletenversorgung ebenfalls der Hitze an. Wer das Glück hatte, bei noch vergleichsweise angenehmen äußeren Bedingungen am Vormittag laufen zu können, der spielte bei den Nachmittagsetappen „mobile Getränkestation“. Und zwar nicht nur für das eigene Team. „Klar hilft man dann auch den anderen Sportlern, denen es nicht so gut geht“, so Georg Knoll.

Trotz der ausgeklügelten Strategie war der Thalmässinger Gesamtsieg kein Selbstläufer. Einer ihrer 28 Läufer zog sich auf der Etappe zwischen Georgensgmünd und Röttenbach in Führung liegend eine Zerrung zu. Richtung Ziel humpelnd, wurde er erst vom gesamten Feld überholt und dann vom Krankenwagen aufgelesen. So ein Malheur schlägt in der Gesamtwertung durch. „Insofern mussten wir schon bis zum Ende zittern“, so Kapitän Knoll.

Hätte es Thalmässing nicht geschafft, hätte sich die in den vergangenen Jahren ebenfalls immer stark auftrumpfende Laufgemeinschaft Allersberg über den ersten Sieg freuen können. Das wäre insofern außergewöhnlich gewesen, weil sich die Allersberger kurzfristig noch die Dienste von Roland Gerl hatten sichern können, jenes Mannes, der als Kapitän der TSG 08 Roth seine drei Teams zurückgezogen hatte. Gerl selbst lief also kurzfristig für die Mannschaft aus seinem Wohnort (Platz zwei auf der Etappe von Thalmässing nach Kleinhöbing!) und warb am Abend noch einmal um Verständnis für die Absage des Seriensiegers. „Ich selbst bin so erfahren, dass ich weiß, wie ich bei der Hitze laufen muss. Aber ich konnte nicht für alle unsere gut 80 Läuferinnen und Läufer die Verantwortung übernehmen.“ Leicht sei ihm die Absage nicht gefallen. „Zwei Monate Arbeit, zwei Monate lang Tüftelei auf einen Schlag kaputt.“

Leicht hatte es in den vergangenen Tagen auch Martina Leykauf nicht, bei der im Landratsamt Roth die organisatorischen Fäden zusammenlaufen. Ab Donnerstag erhielt sie viele Anrufe und Mails. Manche waren aufmunternd („wir schaffen das zusammen, wir freuen uns auf die Veranstaltung“), manche besorgt („Soll man bei der Hitze wirklich laufen?“) manche bösartig („viel Spaß beim Zählen der Leichen“). Unter solchen Vorzeichen ist es nicht einfach, den Startknopf zu drücken. Am Ende aber gab ihr aber das Ergebnis – nicht nur das sportliche – Recht.

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