Hoch belastetes Wäschereigelände soll saniert werden

11.10.2012, 08:08 Uhr
Hoch belastetes Wäschereigelände soll saniert werden

© Arno Heider

Ein Blick zurück: Aus Unterlagen, die dem Schwabacher Tagblatt vorliegen, geht hervor, dass das Umweltamt am 30. September 1998 den Wäschereibesitzer nicht zum ersten Mal aufgefordert hat, die Sanierungsmaßnahmen auf dem Gelände fortzuführen und gegebenenfalls zu intensivieren. Dies geschah deshalb, da dem Amt „schon seit längerer Zeit kein Sanierungsbericht mehr vorgelegt wurde“ (seit 1996) und das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg aktuelle Zu- und Ablaufwerte der in der Südlichen Ringsstraße betriebenen Grundwasser-Reinigungsanlage ermittelt hatte.

Die Werte der Grundwasserproben lesen sich dramatisch angesichts der Tatsache, dass das Landesamt für Umweltschutz in einem Schreiben vom 10. Januar 1989 fordert, bei der Einleitung von gereinigtem Grundwasser in einen Schmutzwasserkanal einen Wert von unter 100 Mikrogramm (ein Mikrogramm ist ein millionstel Gramm) LHKW/pro Liter Wasser anzustreben. In der Südlichen Ringstraße jedoch wurden beim Zulauf im Hof 7813 Mikrogramm/Liter LHKW im Grundwasser gemessen, im Zulauf Keller 6811 Mikrogramm/Liter und nach dem Ablauf aus der Grundwasserreinigungsanlage noch 993 Mikrogramm/Liter.

Thomas Kellner, Sachgebietsleiter technischer Umweltschutz bei der Stadt Schwabach, forderte daraufhin den Grundstücksbesitzer auf, die Sanierungsmaßnahmen fortzuführen und auch gutachterlich zu belegen. Er setzte eine Frist zum 30. Oktober 1998 und vermerkte am 10. November 1998 nach einem Telefonat mit dem Besitzer handschriftlich, dass sich dieser die „optimierte Sanierung derzeit nicht leisten“ könne.

Passiert ist dann nichts mehr, bis es zwei Schwabacher Geschäftsleuten zu bunt wurde und diese am 2. August 2004 an den Petitionsausschuss des Landtages schrieben. Von einem „Umweltskandal in Schwabach“ sprachen sie und von einer „Halbherzigkeit der Stadt“ im Umgang mit dem Eigentümer. „Die mangelhaft installierten Reinigungsanlagen zur Sanierung des Grundstückes sind nun seit Jahren außer Betrieb.“

Bevor das Areal im April 2004 versteigert wurde, ließen die beiden Männer mit Zustimmung des Noch-Eigentümers ein weiteres Gutachten anfordern, dessen Ergebnisse für sie „erschreckend“ waren. „Die aufgezeigten Werte liegen über dem 600-fachen Wert, den ein Sanierungsziel beschreibt“, formulierten die Beschwerdeführer. Sie beklagten zudem, dass der neue Eigentümer, der den ehemaligen Verkaufspavillon der Wäscherei in ein Imbisslokal und die Wäscherei in eine Spielothek umwandeln wollte, im Baugenehmigungsverfahren mit keinem Wort auf die extreme Bodenbelastung und auf die Verpflichtung der Altlastenbeseitigung hingewiesen wurde. Für die beiden Geschäftsmänner „eine unbegreifliche Nachlässigkeit.“

Wieder Stillstand

Abgeschmettert wurde die Petition an den Landtag, da das Umweltministerium in München den Auskünften der Stadt Schwabach vertraut hat, dass sich die zuständigen Behörden um das Problem kümmern. Selbst einen Hinweis des Beschwerdeführers vom 2. August 2004, dass wieder Monate vergingen, in denen nichts passiert ist, ignorierten die Parlamentarier: „Der Ausschuss geht davon aus, dass die Bodenluft- und Grundwassersanierungsmaßnahmen sachgerecht ausgeführt werden“, hieß es. Geschehen ist seitdem wieder nichts mehr.

Jetzt wurde das Grundstück geteilt. Der Imbiss bleibt bestehen. Für das dahinterliegende Grundstück gab es eine Bauvoranfrage, erklärte Milena Schauer vom Amt für Stadtplanung und Bauordnung auf Nachfrage der Lokalredaktion. Für den Abriss des früheren Wäscherei- und eines Nebengebäudes bedurfte es noch keiner Baugenehmigung sagte Schauer. Im Zuge der Verwaltungsvereinfachung müsse der Abriss nicht abgesegnet werden.

Thomas Kellner vom Umweltschutzamt hofft, dass mit dem Entstehen eines Wohn- und Geschäftshauses ein Großteil des belasteten Erdreiches ausgekoffert wird. Die neue Besitzerin wisse um die Boden- und Grundwasserverunreinigung und habe deshalb auch einen Bausachverständigen an ihrer Seite, der sich mit Altlasten auskennt, sagt Kellner. Wenn ein Bauantrag vorliege, würden selbstverständlich entsprechende Auflagen gemacht.

Nana Kutaladze, die neue Besitzerin des Areals, geht mit Bedacht an das Projekt. „Wir werden bohren und das Erdreich untersuchen“, sagte sie. Schritt für Schritt wolle sie vorgehen, alles brauche seine Zeit. Die wird ihr auch das Rechtsamt zunächst einräumen, erklärte Rechtsrat Knut Engelbrecht, der die Akte Südliche Ringstraße 16 auf Wiedervorlage zum Jahresende gelegt hat.

Man darf also gespannt sein, ob der Umweltskandal endlich ein Ende findet. Dann nämlich könnte sich auch auf dem Nebengrundstück des früheren Gasthauses „Brausebad“ (zuletzt „Gasthaus zur guten Laune“) baulich etwas tun. Hätten die Besitzer dort etwas verändern wollen, wären sie in die Pflicht genommen worden, das Gelände zu sanieren, obwohl sie gar nicht Verursacher der Boden- und Grundwasserverunreinigung waren, sagte Elfriede Raab schon vor einiger Zeit dem Schwabacher Tagblatt. Jetzt plant auch sie. Doch was auf dem Brausebad-Areal entstehen soll, wollte sie nicht verraten: „Erst einmal abwarten.“

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