Im schlimmsten Fall auf den Sonntag ausweichen

15.7.2012, 19:29 Uhr
Im schlimmsten Fall auf den Sonntag ausweichen

© Marr

Nachdem in dieser Saison wegen Regen bereits einige Absagen notwendig wurden und im Vorjahr die Europameisterschaft nur mit Verzögerungen und Einschränkungen durchgeführt werden konnte, sind Zentaras Ängste durchaus verständlich, zumal die Vorhersage nicht allzu günstig aussieht. „Im schlimmsten Fall müssen wir improvisieren und mit dem Endlauf auf den Sonntag ausweichen“, beschwichtigt der Vorsitzende des veranstaltenden „Verein-Sportplatz“ vorsichtshalber schon vor dem Startschuss.

In drei Vorläufen über jeweils 40 Kilometer (100 Runden) werden heute ab 18 Uhr die neun besten Gespanne für den Endlauf ermittelt, der morgen um 18 Uhr über eine Stunde gefahren wird. Die DM ist zugleich das letzte Qualifikations-Rennen zur Europa-Meisterschaft der Steher in Zürich. Nach den bisherigen drei Wertungsrennen liegt hier Florian Fernow mit 32 Punkten vor Breuer und Retschke mit jeweils 30 Zählern knapp in Führung.

Im schlimmsten Fall auf den Sonntag ausweichen

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Mit Ausnahme des Ex-Meisters Marcel Möbus aus Forst, der nach einem schweren Sturz noch pausieren muss, sind alle Favoriten der DM vertreten. Titelverteidiger Florian Fernow hat seine gute Form in den vergangenen Wochen mehrfach bewiesen. Der 28-jährige Berliner, dem die rustikale Nürnberger 400-m-Piste sehr gut liegt, darf sich erneut gute Chancen auf den Titel ausrechnen. „Es wird sehr schwer werden, denn eine Deutsche Meisterschaft ist nicht mit den üblichen Rennen vergleichbar“, sagt der sympathische Titelverteidiger, der keinen seiner Konkurrenten unterschätzen möchte.

Christoph Breuer aus Hürth und Ex-Meister Jan-Eric Schwarzer aus Brackwede sind im Finale sicher Fernows schärfste Rivalen. Vor allem Christoph Breuer, Sohn des Ex-Weltmeisters Jean Breuer, der heuer am Keller bereits zweimal sehr gute Leistungen bot, wäre mit 28 Jahren nun sicher reif für seinen ersten DM-Titel.

Jan-Eric Schwarzer, der seit Jahren auf Mallorca lebt und dort Exkursionen, Trainingsfahrten und Touren für Radsportler anbietet und organisiert, hofft auf ein erfolgreiches Comeback. Seinen Sieg bei der DM 2007 am Reichelsdorfer Keller möchte der diplomierte Sportwissenschaftler zusammen mit seinem Bielefelder Schrittmacher Christian Dippel zu gerne wiederholen.

Im schlimmsten Fall auf den Sonntag ausweichen

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Nach seinem sensationellen Einstand in dieser Saison gilt Steherneuling Robert Retschke (Aachen) als gefährlicher Außenseiter. Der 31-jährige Berg-Ex-Meister zeigte heuer bei schwersten Straßenrennen und internationalen Rundfahrten konstant sehr gute Leistungen. Zusammen mit seinem routinierten Chemnitzer Schrittmacher Holger Ehnert, der einst zu den besten Stehern der DDR zählte, darf man Retschke durchaus eine Überraschung zutrauen.

Lokalmatadore

Frankens Nachwuchs-Steher Christoph Schwerdt (RC Herpersdorf) und Sebastian Körber (Team Nutrixxion) haben sich in den letzten Monaten gezielt auf die Meisterschaft vorbereitet. „Auf unserer Hausbahn und vor heimischem Publikum bei einer der Deutschen Meisterschaft am Start zu sein ist für mich schon etwas Besonderes“, gesteht Körber, der in der ersten Saisonhälfte mit dem Dortmunder Profi-Team „Nutrixxion“ ein sehr schweres und umfangreiches Straßenprogramm absolvierte. „Im Hinblick auf die Steher-DM habe ich in den vergangenen vier Wochen fast nur noch kurze Rundstreckenrennen und Kriterien gefahren, um meine Trittfrequenz und meine Form noch zu verbessern“, sagt Körber, der vor zwei Wochen als Sieger und als Zweiter in Altenkunstadt und in Strullendorf auf dem Treppchen stand.

Mit seiner derzeitigen Form darf der 29-jährige Katzwanger durchaus zufrieden sein. Einigen Kummer hatte er allerdings mit seinem Bahntraining hinter dem Motor. „Das Regenwetter machte mir da immer wieder mal einen Strich durch die Rechnung und in der letzten Woche kam dann noch ein wichtigeres Ereignis dazwischen“, sagt Sebastian Körber schmunzelnd, der am vergangenen Montag Vater wurde. Der Deutschen Meisterschaft sieht er seitdem noch zuversichtlicher entgegen: „Die Geburt meines Sohnes Jan-Louis motiviert mich natürlich zusätzlich.“ Sein Ziel: ein Platz unter den ersten Sechs.

Schwerdt motiviert

Hoch motiviert und sehr gut in Form ist auch Christoph Schwerdt. Für den 28-jährigen Inhaber eines Radsport-Fachgeschäfts waren die letzten Wochen jedoch äußerst stressig. „Um diese Jahreszeit gibt es im Laden und in der Werkstatt natürlich jede Menge zu tun. Mit vielen Überstunden konnte ich mein Trainingspensum trotzdem ziemlich planmäßig absolvieren“, sagt Schwerdt zufrieden, der allerdings im Vergleich zu den Vorjahren bei seinem Terminkalender gewaltige Abstriche machte. „Ich bin heuer kaum noch Rennen auf der Straße gefahren und habe mich fast ausschließlich auf die Steherrennen und das Steher-Training konzentriert.“

Mit seinem Wendelsteiner Stammschrittmacher Frank Schwarz, der sich in den beiden letzten Jahren deutlich verbessern konnte, blickt Schwerdt der DM optimistisch entgegen. Trotzdem ist der Bayerische Stehermeister bei seiner Prognose sehr vorsichtig: „Zunächst peilen wir die Endlaufteilnahme an, danach sehen wir weiter.“

Die Meldeliste der DM-Teilnehmer 2012:

1. Marcel Barth (Thüringer Energie) mit Schrittmacher Gerd Gessler. 2. Robert Bickel (RSV Irschenberg) mit Peter Bäuerlein. 3. Christoph Breuer (RSG Hürth) mit Gerd Gessler. 4. Florian Fernow (Zehlendorfer Eichhörnchen) mit Peter Bäuerlein. 5. Ronny Freiesleben (Isaac Torgau) mit Lutz Weiß. 6. René Heinze (Team NSP) mit René Kluge. 7. Lasse Ibert (RC Wendelstein) mit Peter Schinner. 8. Patrick Jordan (RC Wendelstein) mit Jürgen Fahrt. 9. Sebastian Kienle (RSV Oberhausen) mit Christian Ertel. 10. Sebastian Körber (Team Nutrixxion Abus) mit Johannes Fuchs.

11. Marcel Kuban (RV Union Nürnberg) mit Roman Martiniak. 12. Robert Retschke (Team Eddy-Merckx-Indeland) mit Holger Ehnert. 13. Timo Scholz (CCN Cycling Team) mit Karsten Podlesch. 14. Jan Eric Schwarzer (RV Teutoburg Brackwede) mit Christian Dippel. 15. Christoph Schwerdt (RC Herpersdorf) mit Frank Schwarz. 16. Stefan Stork (VC Mindelheim) mit Tobias Kage. 17. Bernhard Wächter (RC Wendelstein) mit Thomas Ruder. 18. Fabian Wieking (RSV Gütersloh) mit Christian Dippel. 19. Felix Wolf (RV Union Nürnberg) mit Johannes Fuchs. 20. Jan Puschmann (RC Herpersdorf) mit Horst Grüner.

DEN AUSFÜHRLICHEN ZEITPLAN FINDEN SIE IN DER DRUCKAUSGABE DES SCHWABACHER TAGBLATTES VOM 13. JULI.

Als Steher noch die Helden des Sports waren

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